Früher hieß er Michael Fuhrmann – heute Pater Raphael. Der Steirer hat seinen Job an den Nagel gehängt, um als Spätberufener Mönch zu werden.
Früher hieß er Michael Fuhrmann – heute Pater Raphael. Der Steirer hat seinen Job an den Nagel gehängt, um als Spätberufener Mönch zu werden.
Mit Glaube und Kirche kann Michael Fuhrmann zunächst wenig anfangen. Der Kirchenaustritt ist nur eine Frage der Zeit. Mitten im Berufsalltag greift aber unerwartet Gott ins Leben des erfolgreichen Elektrotechnikers ein.
Ich war eigentlich überhaupt nicht gläubig“, erzählt Michael Fuhrmann. Seine Eltern lassen ihn zwar taufen, die Berührungspunkte mit dem Glauben sind aber gering. Firmung will der 14-jährige Michael keine: „Das war noch einmal ein Schritt der Entfernung – von Kirche und von Gott überhaupt.“
Nach der Matura in Graz studiert er Elektronik- und Nachrichtentechnik. Als noch vor dem Berufseinstieg eine Vorschreibung für den Kirchenbeitrag ins Haus flattert, steht die Entscheidung fest: „Nachdem ich keinerlei Bezug zur Kirche hatte, habe ich mir gedacht, da trete ich aus!“ In seinem Beruf in der Halbleiterindustrie verdient Fuhrmann gut. Er „bringt die eine oder andere Beziehung hinter sich“, wie er sagt, und ist international unterwegs: in den USA, Malaysia, Singapur, Philippinen.
Doch mitten im Berufsleben krempelt eine tiefe Erfahrung Fuhrmanns Leben um, denn plötzlich spürt er, dass ihn Gott ruft: „Ich habe in dem Moment erkannt, dass Gott überall ist, dass er alles durchdringt.“ Die unerwartete Initialzündung zeigt Folgen: „Das erste, was ich versucht habe, ist, ein liebenderer Mensch zu werden“, erinnert sich der heute 39-Jährige. Er besucht seine Großmutter im Pflegewohnheim, versöhnt sich mit der Nachbarin. Auch die Beziehung zu seinen Eltern bessert sich.
Der Diplomingenieur tritt wieder in die Kirche ein und wird mit 31 Jahren gefirmt. Und: Fuhrmann beginnt, Theologie zu studieren, um Priester zu werden. „Das war nicht meine Idee, sondern ist von oben, von Gott, ausgegangen“, ist er überzeugt.
Seinen Job hängt der Techniker hingegen an den Nagel – keine leichte Entscheidung für den jungen Mann, der am Arbeitsplatz beliebt und sozial verwurzelt ist. Für die Eltern – auch sie sind aus der Kirche ausgetreten – ist die Kehrtwende schwer zu fassen: „Das war am Anfang schon ein mittlerer Schock für sie“, entsinnt sich Fuhrmann. Ihre Hoffnungen auf einen frühen Abbruch des Theologiestudiums erfüllen sich nicht: Fuhrmann ist es ernst mit seiner Wahl.
Mit 31 Jahren beginnt er zu ministrieren. Die Begegnung mit der katholischen Welt beschreibt er als Kulturschock: „Ich habe nicht einmal das Wort Liturgie gekannt“, sagt er, „schon gar nicht irgendwelche Orden oder Klöster“.
Nach einer Zeit des Hineinwachsens in den Glauben entscheidet sich Fuhrmann, in einer Ordensgemeinschaft seine Berufung zum Priester zu leben. Er sieht sich nach einer passenden Gemeinschaft um und ist zunächst mit keiner zufrieden.
Ideal ist es auch im steirischen Zisterzienserkloster Stift Rein nicht. Der Suchende sagt sich aber: „Wenn Gott mich ruft, ist er bei mir und wird mich durchtragen“ – und er springt ins kalte Wasser. Nach seinem Eintritt im weltältesten durchgehend aktiven Zisterzienserkloster nimmt der Mönch den Namen Raphael an. Als er hernach zum Diakon und Priester geweiht wird, ist die Freude groß: Es ist die erste Priesterweihe im Kloster seit 17 Jahren.
Der Neupriester wirkt als Kaplan in steirischen Pfarrverbänden, er besucht Kranke und segnet sie. An der Entscheidung, Priester zu werden, habe er nie gezweifelt, sagt der schlanke Mönch. Wie die Ehe, so biete aber auch das Leben in Klostergemeinschaft eigene Herausforderungen: Die meisten Mitbrüder sind deutlich älter als Pater Raphael. Das ist nicht immer einfach, aber zu bewältigen, meint er.
Aktuell versucht der Ordensmann, „regelmäßig Bewegung zu machen, weil ich sehe, dass das wichtig für Körper und Geist ist“. Zum Ausgleich geht Fuhrmann Laufen oder Wandern. „Mein Urlaub ist jetzt meistens kein Strandurlaub – es sind die Wallfahrten“, sagt er, „ein Ausbrechen aus dem Raum des Gewohnten“.
Zu Ostern ist Pater Raphael Fuhrmann Taufpate geworden – für zwei Konvertiten aus dem Iran. Sein Herzensanliegen als Priester: „in die Begegnung mit dem lebendigen Gott zu führen“.
Der junge Mönch besucht regelmäßig alte und kranke Menschen.
Vom Atheist zum Priesterseminarist.
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