Christoph Köchert liebt seinen Beruf und ist dankbar für seinen Glauben. Er genießt die tägliche Stille vor Gott.
Christoph Köchert liebt seinen Beruf und ist dankbar für seinen Glauben. Er genießt die tägliche Stille vor Gott.
Zwischen Perlenketten und Goldringen ist er einen Weg mit Gott gegangen. Juwelier Christoph Köchert war immer auf der Suche. Mit 24 hatte er ein Bekehrungserlebnis.
Nahe bei Gott ist er ganz er selbst. Die Kinder sind in die Schule gebracht. Wichtige Telefonate erledigt. Für Christoph Köchert der Moment, in die Stille zu gehen und Gott Zeit zu schenken. Mit dem Rad geht es vom Einfamilienhaus im 19. Bezirk zum Stephansdom. Hinten in der kleinen Eligius-Kapelle nimmt sich der 52-jährige Juwelier Zeit für seinen Glauben. Der heilige Eligius ist der Patron der Goldschmiede. Köchert kniet vor der Monstranz, schaut auf Jesus und fragt nach seinem Willen, wie er sagt.
Christoph hatte schon seit frühester Kindheit einen guten Draht zu Gott: „Als Jugendlicher hat mich dann diese Frage umgetrieben, ob es Gott gibt oder nicht.“ Aufgewachsen ist der Wiener in Döbling. Seine Eltern sind in die Kirche gegangen, „extrem fromm“ war seine Familie aber nicht.
Früh war für Christoph Köchert klar, dass er das Juwelier-Familienunternehmen in sechster Generation übernehmen möchte. Er war begeistert von den Erzählungen seines Vaters über die Arbeit als Juwelier: „Das strahlte etwas Feines aus, war aus dem Alltag herausgehoben.“ Die Faszination für Edelsteine und Schmuck allein befriedigte Köchert aber schon damals nicht. Er hatte eine tiefere Sehnsucht.
Mit 24, mitten in Studium und Lehre, hat ihn ein Freund zu einem großen internationalen Jugendtreffen im französischen Paray-le-Monial eingeladen. Eine lebendige Kirche sollte es dort geben und der Heilige Geist erfahrbar sein – genau danach sehnte sich der junge Köchert. Er packte seine Sachen und saß kurz darauf in einem Nachtzug Richtung Burgund.
Bei dem Treffen in Paray-le-Monial hat Köchert „Erstaunliches“ erlebt: „Menschen beteten füreinander. Ich habe erlebt, wie eine Bibelstelle einige Male genau die tiefste Sehnsucht eines jungen Menschen getroffen hat.“ Für den 24-Jährigen ist in diesem kleinen Ort in Frankreich „etwas spürbar“ geworden, persönlich erfahren hatte er es aber in seinem Leben noch nicht: „Alle sagten immer: Jesus liebt dich. Was heißt das? Dieser Jesus war eine Person vor 2000 Jahren – wie soll er mich heute lieben?“
In der letzten Nacht vor der Heimfahrt kniete Köchert in einer kleinen Kapelle vor dem Allerheiligsten und sagte innerlich zu Gott: „Wenn du wirklich Dinge bewirken kannst, ist das deine letzte Chance.“ Der angehende Juwelier hat in dieser Nacht dann tatsächlich eine starke Erfahrung gemacht: „So merkwürdig das klingt: Mir ist von diesem Altar ein ganz klares Ja entgegengekommen. Ein tiefes Angenommensein. Ich habe gewusst, dass dieses Ja von Jesus kommt.“
„Frisch bekehrt“ kam Köchert nach Wien zurück und musste sich seinen Freunden stellen, die den Sinneswandel nicht verstanden: „Ich habe ihnen gesagt: Es ist alles ganz anders als ihr euch das vorstellt: Jesus gibt es wirklich, das ist wahr!“ Auch wenn sich diese Anfangseuphorie wieder etwas gelegt hatte, wollte der junge Köchert „weiter dranbleiben“. Ein Gebetskreis der katholischen Gemeinschaft Emmanuel war für ihn die richtige Gelegenheit, sich einmal pro Woche intensiv mit Gott zu beschäftigen.
Erschüttert wurde Köcherts Gottesbeziehung durch den Tod seines Vaters wenige Jahre nach seinem Erlebnis in Paray-le-Monial. Köcherts Vater hatte eine Operation, der 27-Jährige betete für seinen Vater: „Ich habe eine tiefe Zuversicht gespürt: Das wird gut ausgehen – mach dir keine Sorgen!“
Zehn Tage danach ist Christophs Vater gestorben. Unerklärlich für den jungen Mann: „Erst Jahre später habe ich gesehen, dass dieses ‚Mach dir keine Sorgen!‘ auch etwas ganz Anderes geheißen haben könnte: Bei aller Trauer ist viel Schönes und Neues entstanden.“ Köcherts Mutter hat in einer neuen Beziehung Halt gefunden, sein jüngster Bruder konnte die herausfordernde Situation nach dem Tod des Vaters schnell überwinden.
Heute ist Christoph Köchert glücklich mit seiner Frau Anna verheiratet und Vater von vier Kindern. Trotz Familienleben und Geschäftsführung des Juwelierunternehmens ist ihm die tägliche halbe Stunde mit Gott wichtig. In der Eligius-Kapelle im Stephansdom. Ganz für sich. Ganz für Gott.
In der täglichen Arbeit braucht es für ihn vor allem eine „Liebe zum Menschen“.
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