Wenige Tage vor der alles entscheidenden Operation ist Andreas Welich gezeichnet von vier Zyklen Chemotherapie.
Wenige Tage vor der alles entscheidenden Operation ist Andreas Welich gezeichnet von vier Zyklen Chemotherapie.
Eine schwere Krankheit und intensive Erfahrungen mit Gott prägten das Leben von Andreas Welich. Heute arbeitet der 35-Jährige in leitender Position für die Junge Kirche der Erzdiözese Wien, ist Supervisor und Coach, und verspürt große Dankbarkeit. Für das Leben und seinen Glauben an Gott.
Er hat es geschafft. Er lebt. „Das pure Leben.“ Diese drei Worte kommen einfach so aus ihm heraus. Eine Ergriffenheit, eine Berührung erfasst ihn. Ein Gefühl, das Andreas Welich nicht beschreiben kann. Er hat es aber bis heute präsent. Und ist dankbar: „Ich durfte auf ganz besondere Weise Beziehung mit Gott erfahren, seine Zuwendung.“
Andreas war 25, hatte Träume und Visionen: „Das Studium neigte sich dem Ende zu. Der Aufbruch in die Welt stand bevor. Ganz viel Dynamik war in mir.“ Von einem Tag auf den anderen änderte sich für den Theologiestudenten alles: „Ärzte erkannten einen 12x16 cm großen bösartigen Tumor in meiner Lunge. Die Metastasen hatten sich schon im Oberkörper ausgebreitet.“
Sein Leben wendete sich um 180 Grad: „Der Weg ging nicht hinein ins Leben, sondern ins Krankenhaus.“ Die Krebsdiagnose kam für Andreas wie aus dem Nichts. Vier Zyklen Chemotherapie folgten, in schlechten Zeiten war Andreas an den Rollstuhl gefesselt. Ein Jahr lang erlebte der junge Mann die Krankheit in allen Facetten.
Geholfen hat Andreas in der Zeit seiner Krankheit der Glaube an Gott: „Meine Eltern haben mir schon als Kind ein Urvertrauen in Gott mitgegeben.“ Dieses Urvertrauen sieht er als einen Mitgrund dafür, dass er sehr schnell nach der Diagnose seine Situation annehmen konnte: „Ich habe versucht, nicht zu hadern. Nicht an der Frage nach dem Warum zu zerbrechen, auch wenn das nicht immer leicht war.“
Das Gebet erlebte Andreas Welich in dem Jahr als riesengroßes Geschenk, wie er sagt: „Ich habe irrsinnig viel gebetet: in eigenen Worten, aber auch mit formulierten Gebeten. Gott war mir unglaublich nahe.“ Durch die Krankenkommunion entdeckte er eine neue Beziehung zu Jesus. „Mein geistlicher Begleiter hat damals gemeint, ich könnte eine Wüstenerfahrung machen, Gottesferne erleben, aber nein: Ich hatte das ganze Jahr über immer die Gewissheit einer unbeschreiblichen Gottesnähe.“
Die Krankheitserfahrung hat Andreas ins Hier und Jetzt zurückkatapuliert, weg von Träumen und Plänen für die Zukunft: „Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass gerade diese Gegenwärtigkeit, das Im-Hier-und-Jetzt-Leben, Gotteserfahrungen ermöglicht und das ganze Leben verwandelt.“
Der Krebs hat die Gottesbeziehung von Andreas radikal verändert. Überzeugt ist er aber, dass solche Erfahrungen nicht notwendig sind, um Gott näher zu kommen: „Ich glaube nicht, dass Krankheit einen Sinn hat. Bei mir war es so, dass ich dadurch einen anderen Blick auf das Leben bekommen habe. Gebraucht hätte ich diesen Schicksalsschlag aber nicht – Gott hätte mich auch so auf diesen Weg geführt.“
Kraft hat ihm in der Zeit seiner Krankheit auch das Wissen gegeben, dass viele Menschen für ihn beten: „Ich habe gespürt, dass das Gebet wirklich verändert – den, der betet und den, für den gebetet wird.“ Das Gebet und die Liebe vieler Menschen haben Andreas durch die schwere Zeit getragen.
Ein Jahr lang kämpfte Andreas gegen den Krebs, dann kam die entscheidende Operation: „Entweder es geht gut oder eben nicht. Das waren keine leichten Stunden vor der OP.“ Nach der Operation wachte er in seinem Zimmer auf. Er realisierte, dass er den Kampf gewonnen hatte. „Das pure Leben“, kam ihm damals im Krankenhausbett über die Lippen.
Diese pure-Leben-Momente, wie er sie nennt, darf Andreas Welich bis heute spüren: „Ich werde seither immer wieder, ja täglich, mit Momenten beschenkt, in denen ich laut sage: das pure Leben. Es sind Augenblicke übersprudelnder Freude und Dankbarkeit.“
Die tiefe Beziehung zu Gott und das Gebet sind für Andreas zum Lebensquell geworden. Seit vergangenem Jahr ist er verheiratet und teilt dieses Zentrum seines Lebens mit seiner Frau: „Dass ich Maria-Theres kennenlernen durfte, ist für mich pures Leben auf Dauer.“
Seit dem Sieg über den Krebs nimmt sich Andreas bewusst Zeiten der Stille, des Gebets, des Innehaltens. Alle drei Monate zieht er sich gemeinsam mit seiner Frau für einige Tage ins Haus der Stille in Heiligenkreuz am Waasen zurück. Für ihn ein wichtiges Korrektiv. Beständige Einübung, wirklich im Hier und Jetzt zu sein.
Andreas versucht durchlässig zu sein für Gott. Staunend zu leben. Achtsam zu sein. Für die puren Momente seines Lebens.
zur Person
Andreas Welich erlebt täglich Augenblicke übersprudelnder Freude und Dankbarkeit. Als Supervisor und Coach begleitet er viele Menschen durchs Leben.
Weitere Lenbenszeugnisse:
Wie ich (wieder) zum Glauben kam
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