Vivian Perdomo Reyes ist Pastoralassistentin und setzt sich vor allem für die Menschen ein, an die keiner denkt.
Vivian Perdomo Reyes ist Pastoralassistentin und setzt sich vor allem für die Menschen ein, an die keiner denkt.
Ehrenamtlich und hauptamtlich engagiert sie sich für die Kirche, für ihren Glauben. Vivian Perdomo Reyes beeindruckt, wie sich Jesus für die Armen eingesetzt hat. Mit Sozialprojekten will sie Menschen am Rand der Gesellschaft eine Stimme geben.
Jugendliche im Gefängnis. Menschen mit einem Leben voller Probleme und Sorgen. Außenseiter. Eine junge Frau verbringt einen Tag mit ihnen, will sie kennenlernen. Mit ihren 26 Jahren hat Vivian Perdomo Reyes eine starke Botschaft für alle Menschen, wie sie sagt: „Jesus hat sich immer auf die Seite der Armen gestellt, auf die Seite derer, die verachtet wurden. Ich will auf die Menschen zugehen, die keiner will.“
Von sich selbst sagt Vivian, dass sie auch so eine Außenseiterin war, die ihren Platz in der Gesellschaft erst finden musste. Mit vier Jahren ist sie nach Österreich gekommen, ihr Vater kommt aus Kolumbien, ihre Mutter aus Uruguay, geboren ist Vivian Perdomo Reyes in Brasilien. „Glaube und Leben gehören für mich untrennbar zusammen. Ich weiß nicht, woher mein Glaube kommt“, erzählt die studierte Religionspädagogin.
Gezweifelt hat Vivian an der Existenz Gottes nie, eine große Krise hatte sie aber mit 16. Mit einer Schulkollegin entwickelte sich damals eine tiefe Freundschaft. Es war ein türkisches Mädchen, eine Muslima. Vivian lernte den Islam kennen und war fasziniert von den Gemeinsamkeiten mit dem Christentum. Die Beschäftigung mit dem Islam ließ Vivian ein Jahr lang mit ihrer christlichen Überzeugung ringen: „Es war für mich plötzlich nicht mehr klar, ob ich glauben kann, dass Jesus Gottes Sohn ist und war.“
Für Vivian begann ein hartes Jahr, das sie aber persönlich reifen ließ: „Ich durfte wieder neu erfahren, dass Jesus Christus für mich wirklich der Messias, der Retter, Gottes Sohn ist. Das ist der Schlüssel des Christentums.“
Nach der Matura spürte Vivian den tiefen Wunsch, Theologie zu studieren, mehr über den Glauben zu erfahren: „Mir war der interreligiöse Dialog schon damals sehr wichtig, Brücken zu bauen zwischen meinem Glauben und dem Glauben der Muslime. Das ist für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft zentral.“ Dafür war es ihr wichtig, den eigenen Glauben besser kennenzulernen. Das gelang ihr mit dem Theologiestudium in Wien.
Seit ihrer Schulzeit engagiert sich die heute 26-Jährige regelmäßig für Menschen am Rand der Gesellschaft: „Die Palästinenser sind mir ein großes Anliegen – das ist eines der am meisten verstoßenen Völker überhaupt. Anscheinend will niemand die Palästinenser.“ Mehrere Male hat Vivian Perdomo Reyes Geld für Palästina gesammelt, vor sechs Jahren hat sie das Land und die Menschen dann vor Ort kennengelernt.
Zugute kommt ihr bei ihren sozialen Projekten eine ganz besondere Liebe: „Musik ist für mich das schönste Geschenk Gottes an den Menschen.“ Mit Freundinnen und Freunden macht Vivian gerne auf den Straßen Wiens Musik für wohltätige Zwecke. Ob das eine Weihnachtsliedersession vor der Schottenkirche für Betlehem ist – oder stundenlanges Musizieren für Flüchtlinge: „Musik ist für mich zudem das beste Medium, um meine Spiritualität und meinen Glauben auszudrücken. Durch die Musik spüre ich die Präsenz Gottes.“
Vivian ist überzeugt davon, dass das Gebet das Leben von Menschen verändern kann: „Ich bin nicht die, die große Worte formuliert. Für mich genügt es, an bestimmte Menschen oder Situationen zu denken, sie vor Gott zu tragen. Alles andere macht Gott.“
Seit einem Jahr ist Vivian Perdomo Reyes Pastoralassistentin in der Pfarre Canisius im 9. Wiener Gemeindebezirk: „Es ist ein Geschenk für mich, dass ich mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun habe: vom 5-jährigen Mädchen bis zum 80-jährigen Mann ist alles dabei.“ In ihrer Arbeit spürt sie, wie sehr Gott durch Menschen wirkt: „Gerade die unerwarteten Begegnungen mit Menschen sind für mich oft echte Gottesbegegnungen.“ In ihrem Alltag darf Vivian viele kleine Wunder entdecken, wie sie sagt.
Der Tag im Jugendgefängnis in Gerasdorf neigt sich dem Ende zu. Vivian und eine Freundin haben die Jugendlichen mit einem brasilianischen Sprayer besucht und mehr Farbe in den grauen Alltag gebracht. Die Gefängnismauern sind jetzt bunt, eine Aufmerksamkeit, über die sich die Jugendlichen freuen. Vieles ist in ihrem Leben schief gelaufen, Außenseiter sind sie geworden. Durch Vivian dürfen sie Wertschätzung erfahren. Sich geliebt fühlen.
Wenn Sie Vivian für ein persönliches Glaubenszeugnis in Ihre Pfarre oder Gemeinde einladen möchten, schreiben Sie uns unter redaktion@dersonntag.at.
Mit den Jugendlichen bringt Vivian Farbe in den Gefängnisalltag.
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Wie ich (wieder) zum Glauben kam
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