Mike Pilavachi: „Ich wollte keine Kirche mit jungen Leuten starten, sondern eine neue kirchliche Jugendkultur einführen.“ Auf dem Soul Survivor Festival im Sommer ermutigt er junge Menschen, Jesus nachzufolgen.
Mike Pilavachi: „Ich wollte keine Kirche mit jungen Leuten starten, sondern eine neue kirchliche Jugendkultur einführen.“ Auf dem Soul Survivor Festival im Sommer ermutigt er junge Menschen, Jesus nachzufolgen.
Mike Pilavachi aus England bezeichnet sich selbst als einen der ältesten Jugendarbeiter der Welt. Er ver sucht, junge Menschen für den Glauben zu gewinnen – und es gelingt ihm auch. Es kommt jeden Sommer zu zahlreichen Bekehrungen auf dem von ihm gegründeten Soul Survivor Festival.
Angefangen hat Mike Pilavachi als einfacher Jugendarbeiter in einer anglikanischen Pfarre in England. Im Laufe von 25 Jahren hat er mit Soul Survivor die größte christliche Jugendbewegung Großbritanniens aufgebaut.
Mittlerweile kommen jedes Jahr zu den Sommerwochen von Soul Survivor an die 30.000 Jugendliche: „Es gibt bei uns für die jungen Leute viele Aktivitäten. Wir versuchen nicht religiös zu sein, aber wir sind ganz Jesus verpflichtet. Bei unseren Haupttreffen beten wir leidenschaftlich zu Jesus, hören seine Worte und sind offen für den Heiligen Geist“, sagt Mike Pilavachi im Gespräch mit dem SONNTAG. „Wir sehen, dass Tausende junge Menschen das erste Mal ihr Leben Jesus anvertrauen. Sie kamen ohne Glauben und nun glauben sie.“
Wie kamen Sie selbst zum Glauben?
Meine Eltern kamen als griechisch-zyprische Einwanderer nach England und waren griechisch-orthodoxe Atheisten. Sie zeigten sich sehr feindlich gegenüber dem Christentum und jeglicher Religion.
Als ich 14 Jahre alt war, schrieb ich im Englischunterricht einen Aufsatz mit dem Titel „Warum ich kein Christ bin“. Meine Begründung war: Das Christentum ist nur etwas für alte Menschen, die Angst vor dem Sterben haben. Es ist nur für dumme Menschen da, die nicht verstehen, dass die Wissenschaft die Antworten gibt. Und für schwache Menschen, die eine Krücke benötigen.
Und man braucht schon einen gewissen Sinn für Humor: Ein Jahr später wurde ich Christ, weil ich entdeckte, dass es sich im Christentum nicht um Regeln und Vorschriften dreht. Mir ging gleichermaßen ein Licht auf, als ich auf einmal verstanden habe, im Herzen des Christentums geht es um persönliche Beziehung.
Es war der 15. Jänner: Ich ging auf einen Hügel in der Nähe meines Hauses und kniete nieder auf das nasse und kalte Gras und sprach ein einfaches Gebet: „Jesus, komm in mein Leben!“ Ich stand auf und ich wusste, es hat sich alles geändert: Ich wollte ab sofort Jesus folgen und einer seiner Jünger sein.
Wie sieht Ihr Erfolgsweg in der Jugendarbeit aus?
Es ist nicht mein Weg. Ich habe ihn gestohlen – nämlich von Jesus (Mike schmunzelt). Als ich mit der Jugendarbeit begann, versuchte ich die jungen Leute zu unterhalten, um sie für das Reich Gottes zu gewinnen, und das funktionierte nicht. Ich dachte, ich bin der schlechteste Jugendleiter in der Welt.
Ich las in den Evangelien und ich erkannte, dass es meine Hauptaufgabe ist, die jungen Menschen nicht zu meinen Anhängern, sondern zu Jüngern Jesu zu machen. Das kann nur auf die Weise geschehen, wie Jesus es mit den Aposteln tat. Du verbringst Zeit mit ihnen. Du betest für sie. Du bist aufrichtig ihnen gegenüber. Wenn sie versagen, dann vergibst du ihnen, machst weiter und stellst sie weiterhin an erste Stelle.
Wenn du dies über eine längere Zeitperiode tust und ständig auf Jesus hinweist, dann verändern sie sich. Menschen ändern sich, wenn sie geliebt, akzeptiert und ermutigt werden.
Ermutigung ist eine der am meisten unterschätzten Gaben des Heiligen Geistes. In unserer Welt leben so viele junge Menschen, die entmutigt sind und glauben, sie sind Abfall. Sie sind voller Angst und Furcht, haben Depressionen oder zeigen selbstverletzendes Verhalten. Alles, was sie brauchen, ist jemand, der an sie glaubt, sie anspornt und für sie da ist.
Wie kam es dazu, dass Sie eine Kirche gründeten, deren Ziel es ist, junge Menschen zu erreichen?
Ich wollte keine Kirche mit jungen Leuten starten, sondern eine neue kirchliche Jugendkultur einführen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Kirchen in der Umgebung nur eine Erwachsenenkultur. Unsere Absicht war es, kulturelle Barrieren zu überwinden.
Alles begann mit einem Café jeweils am Freitagabend, eine Band spielte live. Ich machte in die Schulen Werbung für dieses „Dreggs Café“ und versprach hoch und heilig, dass wir auf keinen Fall versuchen würden, ein Kind zum Christentum zu bekehren. Nach ein paar Monaten begannen die Jugendlichen, mit uns über ihr Leben, ihre Sehnsüchte zu sprechen. Sie kamen mit ihren Sorgen zu uns, sie vertrauten uns.
Einige sprachen mich eines Freitags an: „Es gibt ein Gerücht, dass ihr Christen am Sonntag Gottesdienst habt. Stimmt das?“ Meine Antwort: „Das kann schon sein. Wenn ihr wirklich kommen wollt, geht das in Ordnung. Ich werde euch nicht aufhalten.“
Wir mieteten eine Halle an, richteten alles so wie im Café ein. Die Band spielte Coverversionen von weltlichen Liedern. Die Jugendlichen schauten sich um und sagten: „Das ist alles so wie im Dreggs, das ist unser Platz.“ Es war ihnen nichts fremd und alles nur allzu vertraut.
Wir sprachen an diesem Sonntagabend über Jesus. Sie waren interessiert und begannen ihr Leben Jesus anzuvertrauen. Das war der Anfang unserer Kirche. Zunächst waren es nur 11, heute kommen zu uns 1.200 junge Leute.
Welchen Ratschlag geben Sie einer Kirchengemeinde in Österreich, um die 15- bis 30-Jährigen für die Kirche zu gewinnen oder einfach nur zu halten?
Wenn wir als kirchliche Leiter predigen, kommt es mir oft so vor, als ob wir „Bibelbomben“ auf die Menschen von sicherer Entfernung aus werfen und auf ein Wunder in unserer Nachbarschaft hoffen. Aber das klappt so nicht.
Gott öffnete auch nicht ein Fenster im Himmel und rief mit einem Megaphon zu uns: „Hallo, ihr da unten, ich liebe euch!“ Nein, er kam selber zu uns, wurde Mensch, lebte unter uns, war in seiner Nachbarschaft unterwegs.
Auch wir müssen zu den Menschen hinausgehen. Wir sagen oft zu den Menschen „Jesus ist die Antwort“ und sie finden solche Aussagen bedeutungslos und langweilig, weil sie sich die dazugehörende Frage nie gestellt haben. Unsere Aufgabe ist es, ihnen zuzuhören und sie dazu zu bringen, sich die Fragen des Lebens zu stellen, so dass sie uns zuhören, wenn wir sagen: „Jesus ist die Antwort.“
Spirituelles Wachstum ist Ihnen sehr wichtig. Wie können wir geistig wachsen?
Wahre Spiritualität braucht Zeit. Ein Beispiel: Ich gehe gerne in das libanesische Restaurant in der Nähe meines Wohnorts. Dort gibt es das unglaublichste Hühnergericht, das ich kenne.
Eines Tages fragte ich den Kellner: „Wie macht das der Küchenchef, dass das Huhn so fantastisch schmeckt?“ Seine Antwort: „Es ist ein Geheimnis, aber so viel darf ich sagen: Der Küchenchef legt es in eine Marinade mit einer speziellen Mischung von Kräutern und Gewürzen für drei Tage und drei Nächte ein und dann kocht er es ganz, ganz langsam."
Um bei diesem Gleichnis zu bleiben: Die Weise, wie wir als Frucht des Heiligen Geistes wachsen, ist folgende: Gott nimmt dich, mariniert dich, kocht dich ganz langsam und dann schmeckst du köstlich. Wenn du eine billige, schnelle Spiritualität möchtest, dann schmeckst du wie ein Fast-Food-Burger und bist nicht sehr nahrhaft. Ich möchte eine „Spiritualität des langsam gekochten Huhns“ – und das dauert eben.
Es gibt verschiedene Wege, die zur Freiheit führen: Gebet, Bibellesen, Lobpreis, Meditation über die Heilige Schrift, Bereitschaft zum Dienen und zur Genügsamkeit. Nach einer Weile werden andere Menschen zu dir sagen, dass du deutlich an Geschmack gewonnen hast.
Mike Pilavachi erzählt Redakteur Markus Langer, wie er selbst zum Glauben kam.
Zur Person
Mike Pilavachi, geboren 1958, arbeitet zunächst als Buchhalter. Mit 29 Jahren wird er hauptamtlicher Jugendarbeiter an der St. Andrew’s Church in Chorleywood, Hertfordshire, England.
1993 gründet er die Bewegung „Soul Survivor“, die junge Menschen zur Nachfolge Jesu ermutigt. Heute ist er Pastor der Kirche Soul Survivor Watford, ordinierter Diakon der anglikanischen Kirche, Buchautor und internationaler Redner.
Weitere Lenbenszeugnisse:
Wie ich (wieder) zum Glauben kam
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E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at