Nach Ordensjahren ist Gertrude Stagl als Pastoralassistentin nun dort angekommen, wo sie für Gott wirken kann: im Café Ephata.
Nach Ordensjahren ist Gertrude Stagl als Pastoralassistentin nun dort angekommen, wo sie für Gott wirken kann: im Café Ephata.
Sie ist seit vielen Jahren auf dem Weg: zu Gott, zu den Menschen, zu sich selbst. Gertrude Stagl lebt ein Leben voller Höhen und Tiefen. Auf Momente tiefer Begegnung mit Gott. Auf Zeiten großer Einsamkeit. Der Segen Gottes hat sie allerdings immer begleitet.
Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein. Das Wort, das Gott Abraham im Alten Testament zuspricht, trifft Gertrude Stagl auch heute wieder. Mitten ins Herz. „Ich denke in der Früh gerne an dieses Wort Gottes, dass ich eine Gesegnete bin und gleichzeitig segnen darf. Aus diesem Bewusstsein hole ich mir Kraft und Liebe für den ganzen Tag“, sagt die 57-jährige Gertrude Stagl. Sie lächelt, ist glücklich über diese Momente mit Jesus.
Aufgewachsen ist Gertrude als Bauerntochter im Waldviertel, ihr Vater war Vorbeter im Dorf. Ihre katholische Laufbahn begann somit früh. Als junge Erwachsene spürte sie eine große Sehnsucht, im Glauben zu wachsen: „Ich hatte damals leider niemanden, mit dem ich über den Glauben sprechen konnte.“ Das änderte sich, als sie für ihre Arbeit bei einer Bank nach Wien zog.
Gertrude Stagl lernte eine Gebetsrunde kennen, ihr Weg zu Gott wurde intensiver und tiefer: „Ich liebte es, mit anderen jungen Menschen zu beten, zu singen, etwas zu unternehmen. Ich liebte es, Beziehungen zu pflegen.“ Ihre Suche nach dem Leben führte sie immer mehr in eine Beziehung zu Jesus Christus. Durch die Gebetsgruppe lernte sie die Schwestern der Jüngersuche kennen und traf eine radikale Entscheidung.
Sie gab ihre Wohnung und ihren Beruf auf und trat ins Kloster ein. Und das, obwohl sie immer heiraten und eine Familie gründen wollte. Der Wunsch, im Glauben zu wachsen und für andere Menschen ein Segen zu sein, war größer. Vier Jahre blieb sie in der Gemeinschaft und intensivierte ihre Gottesbeziehung: „Es war eine gute Zeit: Das Wort Gottes, das geistliche Tagebuch und der Lobpreis wurden zu einer echten Quelle für mich.“
Nach diesen vier Jahren war ihr klar, dass die ehelose Lebensform nicht die richtige für sie ist. Sie trat aus dem Kloster aus, arbeitete aber weiter in der Jugendseelsorge der Jüngergemeinschaft mit. Gertrude genoss die Arbeit mit den Menschen.
Mit einer zweiten Frau zog sie dann ins Burgenland und arbeitete ehrenamtlich bei dem neu initiierten Projekt „Bethanien“ mit. Damals wurde ein Ort geschaffen, in dem Menschen Zuflucht finden können, sich auf die Suche nach Gott machen, geistliches Leben vertiefen. Neben einem Job bei der Caritas lebte Gertrude Stagl in dem Haus mit.
Nach einem Jahr ging ihre Freundin zurück nach Wien. Gertrude war in dem großen Haus alleine. Sie war einsam. Auch wenn immer wieder Gäste zu ihr kamen. Einsamkeit – ein Gefühl, das sie in ihrem Leben lange verdrängt hatte. Tag für Tag kämpfte Gertrude Stagl gegen das Alleinsein, sie wollte aus der Wüste der Einsamkeit herauskommen, wie sie sagt: „Eines Morgens las ich das Pauluswort: Nichts kann uns trennen von der Liebe Christi. Das traf mich mitten ins Herz.“
Jesus segnet sie immer, ist ihr immer nahe. Das wurde ihr damals noch klarer. Eine neue Freundschaft mit ihr selbst begann. Sie konnte plötzlich die Stille besser genießen, ganz für sich sein. Immer deutlicher wurde für Gertrude in den nächsten Jahren ihr Lebensprogramm, der dreifache Weg, auf dem sie in ihrem Leben unterwegs ist: der Weg zu Gott, zu den Menschen und zu sich selbst.
Nach zehn Jahren im Projekt Bethanien ging sie wieder zurück nach Wien, ins Café Ephata: „Das Motto der Einrichtung hat mich sofort angesprochen: eine christliche Initiative, der vielfältigen Suche nach Leben Raum zu geben.“ In einer Beratungsstelle konnten sich Menschen auf die Suche nach sich selbst begeben, im Kaffeehaus anderen Menschen begegnen, und in der Unterkirche einen Schritt auf Gott zu machen.
Mit 42 Jahren lernte Gertrude Stagl ihren Mann kennen: „Das sehe ich bis heute als Gottesgeschenk, da ist ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen.“
Hauptberuflich arbeitet sie als Pastoralassistentin und Familienberaterin. Im Café Ephata engagiert sie sich bis heute und bleibt ihrem dreifachen Weg treu: „Das Ephata ist für mich ein Stück Heimat und Ermutigung, diese Offenheit für den Weg zu leben.“ Abgeschlossen ist für sie keiner der drei Wege. Manches ist erreicht, an vielem will sie weiter arbeiten. Von Gott gesegnet und als Segen für andere.
Das Café Ephata in der Garbergasse 14 in Wien 6, das am Freitag, 22. September, ab 18 Uhr sein 20-Jahr-Jubiläum feiert, ist eine christliche Initiative, die der vielfältigen Suche nach Leben Raum gibt. www.ephata.org.
Wenn Sie Gertrude für ein persönliches Glaubens-zeugnis in Ihre Gemeinde einladen möchten, schreiben Sie uns unter redaktion@dersonntag.at.
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Wie ich (wieder) zum Glauben kam
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