Roman ist heute viel glücklicher, als noch vor wenigen Jahren. Die Cenacolo-Gemeinschaft half ihm dabei, sich endlich selbst annehmen zu können. Über seine Probleme spricht der 30-Jährige mittlerweile sehr offen.
Roman ist heute viel glücklicher, als noch vor wenigen Jahren. Die Cenacolo-Gemeinschaft half ihm dabei, sich endlich selbst annehmen zu können. Über seine Probleme spricht der 30-Jährige mittlerweile sehr offen.
Roman lebt seit fünfeinhalb Jahren bei der Gemeinschaft Cenacolo in Kleinfrauenhaid. Davor war sein Leben von Computerspielsucht, Alkoholmissbrauch und Depressionen gekennzeichnet. Dem SONNTAG erzählte der 30-Jährige von seinem Weg zurück ins Leben.
Mit sechs Jahren hatte ich meine erste Krise. Ich hatte Probleme damit, zu akzeptieren, dass ich ohne Vater aufgewachsen war. Alle hatten einen Vater, eine komplette Familie, nur ich nicht. Ich war eifersüchtig auf die anderen und bemerkte, dass mir etwas im Leben fehlte“, erzählt Roman .
Er ist seit fünfeinhalb Jahren Mitglied der Cenacolo-Gemeinschaft in Kleinfrauenhaid im Burgenland. Bevor er dorthin zog und sich der Gemeinschaft anschloss, litt Roman an einer ausgeprägten Computersucht und versuchte, seine Probleme im Alkohol zu ertränken. Er war depressiv, unglücklich und wusste nicht mehr weiter. „Gebetet habe ich eigentlich nur, wenn es mir schlecht ging“, gibt der 30-Jährige zu. „Ich hatte einen sehr oberflächlichen Glauben.“ Das ist heute anders. Sein Leben in der Gemeinschaft hat Roman und seinen Glauben verändert.
Roman wuchs zusammen mit einer älteren Schwester und seiner Mutter in einer kleinen Wohnung auf. „Meine Schwester war im Gegensatz zu mir sehr extrovertiert“, sagt er. Die Mutter musste arbeiten, um die Familie ernähren zu können. Eine Vaterfigur gab es für ihn nicht. Das sei mitunter ein Grund für seine extreme Unsicherheit gewesen, meint er rückblickend.
Er begann schon früh, in eine Welt zu flüchten, in der er sich hinter einer Maske verstecken konnte. Zuerst wurde er Computersüchtig. „Und ich habe nie wirklich über meine Probleme gesprochen“, erzählt Roman. Nach außen hin funktionierte er, in seinem Inneren herrschte Chaos. Um den Schein aufrecht zu erhalten, log er sein Umfeld an. Irgendwann begann er mit dem Trinken und als ihn Freunde bald darauf auf eine mögliche Alkoholsucht ansprachen, führte begann er eine Art Doppelleben zu führen.
In jedem Umfeld zeigte er ein anderes Ich, versteckte aber überall seine wahre Persönlichkeit. Sein Cousin, ein Priester, schickte ihn schließlich für zweieinhalb Monate nach New York, damit Roman Abstand gewinnen konnte. Dort sprach er zum ersten Mal offen über seine Probleme und entschied sich für einen Neuanfang.
Es schien, als ob er sein Leben in den Griff bekommen hätte, doch dann begann Roman mit seinem Informatikstudium. „Das war dann eigentlich der Untergang“, sagt er. Drei Wochen nach Studienbeginn funktionierte nichts mehr. „Ich saß nur noch zuhause vor dem Computer“, erinnert er sich. Seine Beziehung zerbrach, das Studium konnte er nicht weiterführen und Depressionen wurden zu seinen ständigen Begleitern.
Die Gemeinschaft Cenacolo kannte er vom Hörensagen: „Und obwohl ich mir sagte: ,Ich bin kein Junkie, ich lebe nicht auf der Straße‘, habe ich beschlossen, dass ich mein Leben ändern möchte.“ Roman traf daraufhin in Wien ein Mitglied von Cenacolo und trat dann im April 2012 der Gemeinschaft bei. Ursprünglich wollte er aber nur drei Jahre lang bleiben und war nur halbherzig bei der Sache. „Ich habe mich nicht wirklich auf das Leben hier eingelassen und war sehr verschlossen.“
Nach einem Jahr in Kleinfrauenhaid wurde er in das Cenacolo-Haus in Medjugorje geschickt. Dort lernte er, sich selbst, mit all seinen Fehlern, anzunehmen. Dabei halfen ihm vor allem das Gebet und viele persönliche Gespräche. „In Medjugorje ist eine komplett neue Beziehung zwischen Gott und mir entstanden“, berichtet er.
Vor allem „eine außergewöhnliche Beichte“ habe ihn regelrecht „durchgerüttelt“ und stark geprägt: „Ich war als Letzter bei der Beichte. Ich hatte keine gute Zeit und wollte gar nicht beichten gehen. Der Priester nahm mich aber sehr freudig auf. Er stellte mir fünf Fragen und konnte mir anschließend Dinge über mich erzählen, die ich selbst längst verdrängt hatte. Er gab mir die Aufgabe, für einen Monat täglich in die Kapelle zu gehen und Gott als Vater anzuschreien. Er sollte mir zeigen, dass er mein Vater ist. Das habe ich getan und dadurch hat sich vieles für mich zum Positiven verändert.“
Heute hat Roman sein Leben wieder fest im Griff. Er weiß jetzt, wer er ist und versteckt sich nicht länger hinter dem Computer. Das Gebet, die Arbeit und das Leben in der Gemeinschaft haben ihm auf diesem langen, steinigen Weg geholfen. Roman ist Gott und Schwester Elvira, die Cenacolo ins Leben gerufen hat, sehr dankbar. „Gott hilft einem“, weiß er mittlerweile. „Mir hat er durch andere Menschen geholfen.“
In Kleinfrauenhaid, Burgenland, gibt es sowohl im Haus, als auch im Garten immer viel zu tun. Gerade die körperliche Arbeit im Freien half Roman zu Beginn sehr, gedanklich nicht immer um die eigenen Probleme zu kreisen.
Kleinfrauenhaid 18
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Weitere Lenbenszeugnisse:
Wie ich (wieder) zum Glauben kam
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