Für den Historiker Stefan Malfèr aus Bozen ist die Breitenseer Pfarrkirche ein Ort, wo er seinen Glauben leben kann und eine besondere Nähe zu Gott spürt.
Für den Historiker Stefan Malfèr aus Bozen ist die Breitenseer Pfarrkirche ein Ort, wo er seinen Glauben leben kann und eine besondere Nähe zu Gott spürt.
Stefan Malfèr ist Pfarrgemeinderat in Wien-Breitensee und Historiker. Seit Jahren setzt er sich für die Erhaltung der neugotischen Pfarrkirche ein. In keiner anderen spüre er die Nähe Gottes so intensiv wie hier.
Ruhig und überlegt öffnet Stefan Malfèr die Schwingtüre der Pfarrkirche Wien-Breitensee im 14. Bezirk und geht langsam zwischen den Bankreihen nach vorne. Seine Augen wandern dabei an den Glasfenstern an der linken und rechten Seite entlang – bis zum Auferstandenen mit dem leeren Kreuz hoch über dem neugotischen Hochaltar im Presbyterium. Beim Volksaltar angekommen, dreht er sich um. Sein Blick fällt auf die Orgel, deren Klang bereits Kaiser Franz Joseph bei der Weihe der Kirche vor 120 Jahren hörte.
Hier in dieser Kirche fühlt er sich Gott besonders nahe: „Dieser Ort ist ein Gesamtkunstwerk, er wirkt von sich aus ruhig, nicht überladen. Hier bringen insgesamt 46 Glasfenster Farbe ins Innere und die Spiritualität des sakralen Raumes wirkt hier ganz intensiv auf mich“, sagt Stefan Malfèr.
„Mein Glaube ist für mich wie das Wasser, in dem ich als Fisch schwimme. Ich brauche ihn wie die Luft zum Atmen“, sagt der gebürtige Bozner. Bereits als Kind besichtigte Stefan in Südtirol mit seinem Vater „quasi jede“ Dorfkirche, erzählt er. Bereits in dieser Zeit entwickelte er eine Passion und Liebe für sakrale Kunst.
Vor mehr als 50 Jahren zog Stefan Malfèr dann nach Wien, studierte Geschichte an der Universität. In Wien lernte er dann auch seine Frau kennen. Mit ihr gemeinsam engagiert er sich nun schon seit Jahrzehnten in der Pfarre in Wien-Breitensee.
„Wir schätzen hier die seit jeher praktizierte Offenheit, die Pfarrer, Seelsorger und die Gemeindemitglieder leben. Ich besuche jeden Sonntag in Breitensee die heilige Messe, ich bin hier Kantor, Lektor und Kommunionspender.“ Darüber hinaus singt Stefan auch im Kirchenchor.
Stefan sagt von sich selbst, dass er den Glauben zeitgemäß und reflektiert leben möchte: „Das ist quasi das Gegenteil von einer introvertierten Frömmigkeit. Das Reich Gottes ist da, aber wir müssen das Gebot der Nächstenliebe aktiv leben und Grenzen aufheben“, sagt er.
Gerade die Breitenseer Pfarrkirche ist für ihn ein Ort, wo er seinen Glauben aktiv leben kann: „Ich spüre hier eine besondere Nähe zu Gott und ich kann mich hier auch auf das Gebet konzentrieren.“
In „seiner“ Kirche möchte Stefan Malfèr auch Fernstehenden den Glauben näherbringen. „Und zwar, indem ich ihnen die Fenster der Pfarrkirche zeige. Damit versuche ich ihnen die Augen zu öffnen, sie zum Staunen zu bringen“, sagt Stefan. Und er erzählt, dass das tatsächlich bei sehr vielen der Fall ist, denen er die neugotische Pfarrkirche zeigt.
Stefan beschäftigt sich als Historiker mittlerweile seit Jahrzehnten mit Kirchenbauten und darüber hinaus mit deren Glasmalereien. Darüber hat er auch schon ein Buch veröffentlicht und er fängt an zu strahlen, wenn er über diese Art der Kunst spricht: „Glasfenster sind wie Bilder in einer Wohnung. Man betrachtet sie nicht ständig. Wären sie aber nicht mehr da, würden sie einem fehlen.“
Jene in Breitensee zählen übrigens zu den größten und vielleicht schönsten Glasfenstern in einer neugotischen Kirche in Wien, erklärt der Historiker weiter. Sie sind untereinander „verbunden“ und erzählen von der Beziehung des Hauses Habsburg zu Kirche und Religion.
Zum Abschluss fragen wir ihn noch, an welchem Ort in der Kirche er sich am wohlsten fühlt. Stefan Malfèr steht auf und zeigt auf eine Bankreihe im rechten Querschiff. „Genau hier ist mein Stammplatz.“ Aber er würde auch an jedem anderen Ort der Kirche den Gottesdienst gerne mitfeiern. „Von jedem habe ich eine wunderbare und einzigartige Aussicht.“
Die 46 Glasfenster sind thematisch „verbunden“ und erzählen von der Beziehung des Hauses Habsburg zu Kirche und Religion.
"Wenn ich die Fenster der Pfarrkirche zeige, kann ich mit Fernstehenden über den Glauben reden". (Stefan Malfèr)
Pfarre Wien Breitensee
Laurentiusplatz 2
1140 Wien
Tel: (01) 982 33 92 - 0
Artikel im Austria-Forum: Mystik der Habsburger
weitere Glaubenszeugnisse:
weitere Informationen zu
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at