Der Familienname der jungen Pfarrsekretärin von Alt-Ottakring ist vielen Gläubigen noch geläufig – war der Cousin ihres Großvaters doch einst hier Pfarrer und frühes NS-Opfer, wie eine Gedenktafel zeigt.
Der Familienname der jungen Pfarrsekretärin von Alt-Ottakring ist vielen Gläubigen noch geläufig – war der Cousin ihres Großvaters doch einst hier Pfarrer und frühes NS-Opfer, wie eine Gedenktafel zeigt.
Ingrid Krawarik ist Pfarrgemeinderätin von Alt-Ottakring. Im Gespräch mit dem SONNTAG erzählt sie über ihre Nähe zu Gott, darüber wie sie ihren Glauben lebt und dass viele Pfarrer sie inspirieren.
Gott ist immer für mich da“, sagt Ingrid Krawarik aus Alt-Ottakring. „Und er ist immer bei mir.“ Gott fängt sie auf, gibt ihr den Weg vor. Auch seine Kraft spürt sie. Wann ist sie ihm besonders nahe? In der Kirche und bei Spaziergängen in der Stadt oder am Wilhelminenberg – dann ist sie mit ihm allein, führt mit ihm Zwiegespräche.
Sie sagt ihm dabei „Danke“; stellt ihm Fragen, hofft auf seine Antworten. Sie kann immer zu ihm kommen, erzählt sie. Ingrid strahlt: „Gott nimmt mich so an, wie ich bin und wertet nicht.“ Auch gibt er ihr die Chance, sich zu verändern und in sich selbst zu gehen. „Gott möchte, dass wir unsere Talente erkennen und sie leben.“
Ingrid nimmt ihre Kette vom Hals. „Diese erinnert mich an meine Kindheit.“ Sie ist seit vielen Jahren ihr Begleiter und ist ein Geschenk von ihrer Taufpatin. Ingrid wuchs in der Pfarre Krim in Wien-Döbling auf. Mit ihrer Mutter ging sie hier von klein auf sonntags in die Messe. Hier erlebte sie Gemeinschaft und traf auf Gleichgesinnte, die so denken wie sie. Auch war sie hier in der Jungschar und mit ihren drei Schwestern bei den Pfadfindern.
Seit 2008 lebt Ingrid in Alt-Ottakring. In dieser Pfarre war der Cousin ihres Großvaters Seelsorger. Er hieß Johannes Krawarik. Erst als sie hierher zog, erfuhr sie von seinem Wirken. Sie hört heute von älteren Bewohnern, die ihn kannten, viele Geschichten und Anekdoten über ihn. Auch die Gasse, die neben der Pfarrkirche vorbeiführt, ist seit mehr als 20 Jahren nach ihm benannt.
Am 26. März jährt sich sein Todestag zum 50. Mal. Wie einst ihr Verwandter, wohnt auch Ingrid nur wenige Schritte von der Pfarrkirche entfernt. „Krawarik kommt aus dem Tschechischen und heißt auf Deutsch Kuhhirte“. Ingrid schmunzelt: „Ich bin vielleicht ein kleiner Hirte in der Herde meiner Pfarre.“
Prälat und Pfarrer Friedrich Guttenbrunner nahm Ingrid in die Gemeinde von Alt-Ottakring auf. Sie fühlte sich hier sofort willkommen. Bereits seit mehr als drei Jahren schreibt sie etwa für das Pfarrblatt. Sie stellt darin Menschen vor, die in der Pfarre wirken; nimmt sich ihrer Sorgen oder Ängste an. Ingrid singt auch im Chor der Jungschar. Dass sie mit 41 Jahren die Älteste ist, stört sie keineswegs. „Ich wollte auch im Kirchenchor singen, aber zu den Proben schaffe ich es nicht.“
Im Vorjahr wurde sie zur Pfarrgemeinderätin gewählt und ist seither mit anderen für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Sie möchte in ihrer Funktion das Pfarrleben und die Angebote der Pfarrgemeinde stärker nach außen tragen, egal ob über Soziale Medien, Pfarrblatt oder persönliche Gespräche.
Was bedeutet der Glauben für Sie? „Etwas ganz Persönliches“, erzählt Ingrid. „Er gibt mir vor allem Kraft.“ An ihrem Glauben hat sie nie gezweifelt. Mit anderen erlebt sie ihn heute bewusster denn je – auch dank der neuen Alt-Ottakringer Initiative „Geist vom Fass“, an der sie mitwirkt. Bei Bier und Zimtschnecken ist hier jeder willkommen, der mit anderen gerne über Gott, Maria oder die Heiligen plaudert – und das vier Mal im Jahr.
Ingrid lernt dabei Menschen aus ihrer Pfarre von einer anderen Seite und noch besser kennen. Ingrid: „Und das Fassbier dazu kommt selbstverständlich aus dem Bezirk.“
Johannes Krawarik kennt sie nur noch aus Erzählungen. Ingrid ist ihm nicht mehr begegnet, bedauert sie. Aber sie spricht gerne von anderen Seelsorgern, die sie in ihrer Kindheit und Jugend prägten. Sie spricht von ihnen so lebhaft, als stünden sie heute direkt neben ihr. Sie waren und sind für Ingrid wie kräftige Zugpferde, die ihre Pfarren wie Wagen ziehen. Sie müssen auch für ihre Gemeinde „brennen“, sich einsetzen und darauf einlassen, findet sie.
Besonders aber auf die Gläubigen eingehen – so wie früher Johannes Krawarik. Ingrid ist überzeugt: „Pfarrer müssen über Hands-on Qualitäten verfügen. Damals wie heute.“
Alt-Ottakring: In dieser Pfarre war der Cousin ihres Großvaters Seelsorger. Er hieß Johannes Krawarik. Die Gasse, die neben der Pfarrkirche vorbeiführt, ist seit mehr als 20 Jahren nach ihm benannt.
Die Kette mit dem goldenen Kreuz begleitet Ingrid schon seit ihrer Kindheit.
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