Florian kocht regelmäßig für über 450 bedürftige Menschen, die auf eine warme Mahlzeit am Tag angewiesen sind.
Florian kocht regelmäßig für über 450 bedürftige Menschen, die auf eine warme Mahlzeit am Tag angewiesen sind.
Florian Redl ist in der Pfarrjugend aktiv und setzt sich in seiner Freizeit für Obdachlose und Bedürftige ein. Im Gespräch mit dem SONNTAG erzählt er, was ihn motiviert und wie er dazu kam.
"Ich möchte Gottes Liebe weitergeben und in seinem Sinn wirken“, sagt Florian Redl aus der Pfarre Wien-Starchant. Der Glaube bestimmt sein Leben – und das seit seiner Kindheit. Dieser gibt ihm nicht nur Halt und Orientierung; er motiviert und bestärkt ihn auch. „Ja, ich lebe meinen Glauben heute auch im Tun“, erzählt der 27-Jährige, der Mathematik an der Universität Wien studiert.
Doch wie setzt er Nächstenliebe in die Praxis um?
Im Rahmen der Firmvorbereitung in seiner Pfarre erfuhr er vom Canisibus. Dieser ist ein Projekt der Caritas, bei dem jeden Abend Suppe und Brot an Obdachlose und Bedürftige in Wien verteilt werden. Florian war von diesem Projekt von Anfang an begeistert und absolvierte dort auch seinen Zivildienst. Heute gehört er dem Team der Ehrenamtlichen an. Bis zu zwei Mal im Monat ist Florian in Wien unterwegs – setzt sich so für Menschen ein, die auf eine warme Mahlzeit angewiesen sind.
Florians „gutes Werk“ beginnt immer im Haus für junge Wohnungslose (JUCA) in der Römergasse im 16. Bezirk. Hier bereitet er gemeinsam mit anderen Freiwilligen und Zivildienern den Einsatz der beiden Canisibusse vor, kocht in der Küche für über 450 Menschen – oft ist es eine Art Eintopf, berichtet er. Sie füllen diesen in große Töpfe und verstauen sie in den beiden Kastenwägen.
Am Abend sind sie dann zu dritt in einem Bus in der Stadt unterwegs, geben an den „Haltestellen“ die Mahlzeiten in Plastikschüsseln aus. Viele Menschen, die kommen, erzählen ihm aus ihrem Leben. Einige dieser Geschichten bleiben Florian in lebhafter Erinnerung – etwa folgende von einem „Busgast“ bei der Station Schottentor. Dieser hatte es nach über 15 Jahren geschafft, von der Straße wegzukommen und in eine Wohnung zu ziehen.
Als Florian davon erzählt, beginnen seine Augen zu strahlen. Erst spät am Abend kommt er von einem Canisibus-Einsatz nach Hause zurück. Florian: „Ich bin danach aber jedes Mal froh, ein gutes Werk getan zu haben.“
Pfarre Starchant steht groß auf Florians T-Shirt, darüber die Pfarrkirche als Cartoon. In der Siedlung Starchant am Wilhelminenberg wohnt er, in der Pfarre engagiert er sich seit vielen Jahren.
Florian schätzt hier die Gemeinschaft, trifft hier Gleichaltrige, fühlt sich hier geborgen. Ein Leben ohne Pfarre? Nein, das könne er sich heute nicht mehr vorstellen. Florian schmunzelt: „Da würde mir etwas fehlen.“ Das Pfarrleben bestimmt sein Leben – so wie der Canisibus.
Mit zwei weiteren leitet er die YOUTH-Gruppe der Pfarre. Ihr gehören junge Menschen seit der Firmung an. Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Friede – das sind jene Ideale, für die sich Florian einsetzt und die er auch an die Jugendlichen weitergibt. Ihnen erzählt Florian auch von seiner freiwilligen Arbeit beim Canisibus.
Vier bis sechs Jugendliche aus der Pfarre machen etwa jedes Jahr mit, um für dieses Projekt Lebensmittel zu sammeln. Sie stehen dann an einem Samstag bei einem großen Supermarkt im Bezirk, sprechen dort Menschen direkt an und ersuchen sie um Lebensmittel-Spenden.
„Alleine 50 Bananen-Kartons kamen da an einem Tag im vergangenen Februar zusammen“, erzählt Florian stolz. Das Lager in der Römergasse war danach voll. Florian: „Das war ein cooles Gefühl, weil wir sahen: Das waren wir.“
An Florians Schlüsselbund hängt ein Kreuz. Dieses erinnert ihn an seine verstorbene Oma. „Ich trage sie damit immer bei mir – sie begleitet mich auch bei meinen Einsätzen“, erzählt Florian.
Im August warten die meisten Menschen an den Haltestellen des Canisibusses. „Wir helfen allen, die zu uns kommen und hier auf uns warten.“ Dass es so viele sind, ernüchtere ihn nicht – ganz im Gegenteil: es spornt ihn umso mehr an, weil er weiß, dass sein Einsatz wie ein Baum viele Früchte trägt.
Pfarre Starchant steht groß auf Florians T-Shirt, darüber die Pfarrkirche als Cartoon.
An Florians Schlüsselbund hängt ein Kreuz. Es erinnert ihn an seine verstorbene Oma.
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