Walter und Ingrid Mayr. Walter hat diesen beeindruckenden Rauschebart nur im Herbst vor seinem Engagement als „Nikolaus“.
Walter und Ingrid Mayr. Walter hat diesen beeindruckenden Rauschebart nur im Herbst vor seinem Engagement als „Nikolaus“.
Er hat trotz seiner Bescheidenheit schon eine große Fangemeinde – in seiner Pfarre, bei jungen Eheleuten, bei seinen Kollegen vom Roten Kreuz … und für die Schülerinnen und Schüler der HTL-Donaustadt ist er ein „cooler Typ“. Walter Mayr ist ein Mann, der das tut und für das steht, wovon er spricht – und der mit Ingrid eine ebenbürtige Frau an seiner Seite hat.
Walter Mayr stammt aus einer sehr gläubigen, christlichen Familie in Wien. Die Pfarre Gersthof war ihm in seiner Jugend eine wichtige Heimat und ein kirchlicher Beruf ist ihm schon in die Wiege gelegt.
In seiner Familie gibt es nämlich bereits einen Priester und einen Ordensmann. Der erst 2010 verstorbene „Volksmissionar“ P. Josef Mathuni beeindruckte ihn derart, dass er bei den Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria (O.M.I.) eintrat.
Vom Orden wurde er ins Noviziat und zum Studium nach Mainz geschickt. Dort, in der Pfarre St. Rabanus Maurus, sollte er bei der Jugendarbeit seine spätere Frau kennen – und allmählich lieben lernen. Und sein Leben änderte sich vollständig.
Ingrid stammt ebenfalls aus einer kirchlich engagierten praktizierenden Familie, ihre Mutter arbeitete in einer Pfarrkanzlei.
Doch im Gegensatz zu Walter ging sie viel kritischer mit Fragen des Glaubens um. „Das liegt vielleicht an den Maria Ward-Schwestern“, erzählt sie. „In der Klosterschule durften wir sehr viel hinterfragen, uns ein eigenes Bild von Kirche und Glauben machen.“
Dazu kam die „gelebte Ökumene“, die in Deutschland schon sehr weit gediehen ist. „Wir haben uns bei kirchlichen Veranstaltungen immer gegenseitig besucht und als Christen viel über eine Kirche, in der wir uns wohl fühlen, diskutiert. Das war ein guter Nährboden.“ Nach dem Abitur studierte sie Sonderpädagogik.
In der Mainzer Pfarre trafen der Novize und die junge Lehrerin bei der Jungschar-
und Jugendarbeit aufeinander. Zwei kritische Geister, die von einer offenen, lebendigen Kirche träumten und sich schon damals stark im Sozialbereich engagierten, fanden letztendlich zueinander.
So trat Walter nach fast vier Jahren aus dem Orden aus und nahm Ingrid mit nach Österreich, wo sie 1978 heirateten und ein Haus in Münichsthal bei Wolkersdorf bauten. „Wir wollen füreinander und miteinander für andere leben“ stand damals auf der Trauungsanzeige. Ein Motto, das sie bis heute leben.
Bis 1991 war Walter hier als Pastoralassistent und Religionslehrer tätig, seit 1984 ist er nun Religionslehrer in der HTL-Donaustadt.
Auch Ingrid unterrichtete viele Jahre, bevor sie sich ganz der Familie widmete und die vier gemeinsamen Kinder aufzog. Dazu kamen im Lauf der Jahre noch zwei Pflegekinder – vermittelt durch die Wiener Kirchenzeitung 1979 und durch die Initiative von P. Andreas Laun und der Pfarre Krim.
Heute haben sie bereits neun Enkelkinder und eines davon, Joachim, lebt aus familiären Gründen seit acht Jahren bei ihnen im Haus.
„Man darf nicht immer nur von Gott reden und so tun, als ob es einen selbst nicht betrifft“, meint Walter selbstkritisch. Deshalb sind ihm und seiner Frau das Gebet zu Hause, tägliches Bibellesen und der Sonntagsgottesdienst besondere Anliegen.
Seit ihrer Zeit in Mainz können sie gut mit Jugendlichen umgehen – sei es jetzt in der von ihrer Tochter gegründeten Montessorischule in Wolkersdorf, oder beim Musizieren, sei es bei der Erstkommunion- und Firmvorbereitung, die sie jahrelang geleitet haben, bei den Familienmessen, die sie seit mehr als 30 Jahren vorbereiten, oder bei den vielen Ehevorbereitungsabenden, die sie genauso lange geben.
Sie waren im Vorbereitungsteam der „basilika“-Jugendmessen in Maria Oberleis ebenso aktiv, wie bei den effata-Gottesdiensten in Wolkersdorf. Außerdem begleiten die heute 63-Jährigen Wallfahrer auf ihrem Weg.
„Wir wollen das Christentum durch uns strahlen lassen, weil es unser ganzes Leben durchzieht“, sagen beide überzeugt. Und wenn Walter mit seinen HTL-Schülern wieder einmal „Kreativtage“ in der Natur verbringt, wo er mit den Kids über Gott und die Welt diskutiert, dann wird dieses „Strahlen“ immer wieder auf die Probe gestellt.
Ganz hart wird es aber bei Todesfällen, erzählt Walter zum Abschluss, bevor sich das Paar zum Vorbereitungstreffen für den 160. Effata-Gottesdienst verabschiedet. Bereits seit 25 Jahren arbeitet er ehrenamtlich als Rettungssanitäter beim Roten Kreuz.
„Da brauchst du nicht nur dein Fachwissen, sondern auch viel Einfühlungsvermögen für die Patienten. Und „Gottvertrauen“, auch wenn das manchmal gar nicht so leicht ist.
Walter und Ingrid in Wolkersdorf mit dem „effata-Team“ bei der Vorbereitung des 160. Gottesdienstes.
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