„Dann bin ich wie der Beifuß, der wächst und wächst, allen Widrigkeiten zum Trotz.“ sagt Elisabeth Mayr
„Dann bin ich wie der Beifuß, der wächst und wächst, allen Widrigkeiten zum Trotz.“ sagt Elisabeth Mayr
Elisabeth Mayr ist eine große Naturliebhaberin. Im Gespräch mit dem SONNTAG erzählt sie, warum sie gerade im Frühling Gott besonders nahe ist – und wie sie derzeit seine Schöpfung erlebt.
Schmeckt dir mein Fliedersirup?“, fragt Elisabeth Mayr neugierig. „Die Blüten dafür stammen aus meinem Garten.“ Dort wachsen, bunt gemischt, viele Arten von Kräutern, Sträuchern und auch Bäume.
Elisabeth ist zertifizierte Kräuterpädagogin. Sie pflanzt gerne Neues an, probiert aus, ob es hier wächst. „In der Natur ist überall Gott am Werk“, sagt sie überzeugt. Jede Pflanze und jeder Baum sind ein Wunder. In ihrem Garten werden nicht nur ihre Sinne berührt; hier spürt sie auch die Nähe Gottes; vor allem im Frühling, wenn die Natur erwacht.
Elisabeth: „Gehe ich zum Beispiel über den Waldboden, fühle ich mich Gott am ehesten verbunden.“ Im Wald genießt sie vor allem die Ruhe und tankt Energie für den oft stressigen Alltag.
So oft wie möglich fährt die 35-Jährige nach Altenberg bei Linz. Hier ist sie mit ihren drei Schwestern auf einem kleinen Bauernhof aufgewachsen. Sie ist zweifache Taufpatin und Firmpatin.
Seit knapp zwei Jahren arbeitet sie beim Canisiuswerk in Wien, einer Einrichtung der Österreichischen Bischofskonferenz.
Elisabeth wohnt im sechsten Bezirk, ihre „Heimatpfarre“ ist für sie noch jene in Altenberg, jedoch besucht sie regelmäßig die Heilige Messe in der Pfarre „St. Johann der Evangelist“ am Keplerplatz.
Pflanzen sind den Menschen ähnlicher, als man denkt, weiß Elisabeth. „Sie können sehen, hören und miteinander kommunizieren.“ Sie passen sich an, werden widerstandsfähiger, wachsen mit uns Menschen mit.
Der Beifuß ist eine ihrer Lieblingspflanzen, verrät Elisabeth. Er wächst als Unkraut an den unmöglichsten Stellen, sogar neben Asphalt. Als „heilige Pflanze“ war er bereits in den Klöstern des Mittelalters beliebt und bekannt. Dieses Kraut ist zwar nicht unbedingt schön, hat aber einen „schönen Geist“, erzählt Elisabeth.
Sie arbeitet in einem Beruf, in dem sie als Redakteurin des Magazins „miteinander“ viel und oft kommunizieren muss. „Das verlangt von mir oft viel Kraft.“ Wie der Beifuß nimmt auch sie diese „aus der Erde“, schöpft aus dieser Verbindung eine besondere Stärke und Widerstandskraft. Elisabeth strahlt: „Wenn er das schafft, dann schaffe ich das auch.“
Elisabeth: „Ich schätze die Pflanzen als Geschenk Gottes und gebe diese Erfahrungen gerne an andere weiter.“
Während ihrer Ausbildung musste sie sich etwa intensiv mit den Kräutern beschäftigen, sie erfühlen, ertasten und er-schmecken. „Jede einzelne ist ein Kunstwerk. Jede einzelne hat Talente, die sie uns Menschen zur Verfügung stellen.“
Die Bewunderung der Schöpfung und der Zweifel daran liegen oft nah beieinander, weiß Elisabeth aus eigener Erfahrung. Sie arbeitet ehrenamtlich bei Momo, Wiens mobiles Kinderhospiz, das schwerstkranke Kinder betreut. Jeder Todesfall hier berührt sie.
„Wie kann das sein, dass Kinder so früh aus dem Leben gerissen werden?“, fragt sie sich immer wieder und beginnt an Gott zu zweifeln, kommt mit ihm auch ins Zwiegespräch.
Solche „Auseinandersetzungen“ bestärken sie aber auch wieder in ihrem Glauben. Er lässt diesen in ihr weiter wachsen. Elisabeth denkt kurz nach: „Ja, dann bin ich wie der Beifuß, der wächst und wächst, allen Widrigkeiten zum Trotz. Jede Pflanze ist ein Wunderwerk Gottes.“
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