„Spiele ich auf der Kirchenorgel, spüre ich so richtig Gottes Nähe. Deshalb ist die Orgel für mich auch ein göttliches Instrument. “
„Spiele ich auf der Kirchenorgel, spüre ich so richtig Gottes Nähe. Deshalb ist die Orgel für mich auch ein göttliches Instrument. “
Ekaterina Flügel kommt aus St. Petersburg in Russland und lebt seit mehr als 15 Jahren in Wien. Im Gespräch mit dem SONNTAG erzählt sie, wie sie Musik fasziniert und wie nahe sie Gott beim Spielen auf der Orgel ist.
Jede heilige Messe ist für mich einzigartig“, sagt Ekaterina Flügel. „Weil keine klingt wie eine andere.“
Sie wandert die Stufen auf die Orgelempore in der Pfarrkirche Wien-Breitensee hinauf und schaltet den Blasbalg ein. „Höre mal gut hin. Jetzt beginnt die Orgel zu atmen.“
Dann setzt sie sich vor das Instrument, nimmt die Noten in die Hände. Ein Lied nach dem andern geht sie durch.
Ekaterina Flügel: „Ich erlebe jetzt die Vorfreude, die in mir Energie freisetzt.“ Jede Pfeife, jedes Register, jede Taste und jedes Pedal – sie alle spielen in einer Messe mit. „Durch dieses Zusammenspiel wirkt Gott“, erzählt sie. Eingangslieder sollten bei Festgottesdiensten immer fröhlich sein; die Messbesucher mitreißen.
Ekaterinas Vorbereitungen beginnen nicht erst auf der Empore, sondern bereits zuhause: Sie übt hier auf einer Hausorgel die Improvisationen und das passende Literaturstück dazu. Ekaterina Flügel: „Das ist oft Knochenarbeit.“
Seit 18 Jahren lebt die 40-Jährige in Wien. Verheiratet ist sie mit Stefan Unterleitner, einem Juristen und Opernsänger. Ekaterina Flügel ist in St. Petersburg geboren und aufgewachsen.
Zum Glauben brachte sie ihre Oma, erzählt die Mutter von zwei Kindern. Sie war gläubige Christin und nahm die kleine Ekaterina regelmäßig in die heilige Messe mit. Nach dem Tod ihrer Oma entfernte sich Ekaterina zunehmend aber von der Kirche und vom Glauben.
Ekatarina besuchte später ein Musikgymnasium in St. Petersburg. Eine Schulkollegin lud sie zur Teilnahme an einer heiligen Messe ein. Dadurch erfuhr ihre Beziehung zu Gott eine Wiedergeburt.
Wann spielte sie erstmals in einer Messe auf einer Orgel?
Ekaterina Flügel: „Das war eine Fügung. Als ich 15 war, sprang ich im Urlaub für eine andere Organistin ein.“ Nach der Matura folgte Ekaterina ihrer Leidenschaft und studierte Musikpädagogik und Orgel in St. Petersburg.
Wann fühlt sie sich Gott am nächsten? „Spiele ich auf der Kirchenorgel, spüre ich so richtig seine Nähe“, strahlt die Musikerin. „Daher ist die Orgel für mich auch ein göttliches Instrument.“ Ohne sie kann sie sich eine Messe nur schwer vorstellen. „Wenn du oben alle Register ziehst, ist die Feier unten perfekt.“
Nicht nur die Einheit zwischen der Orgel und ihr verstärkt sich während einer Messe; auch die Beziehung zu Gott vertieft sich dabei. Ekaterina Flügel lacht: „Ich ertappe mich immer öfters, dass ich auch im Takt bete.“
Ihr Lieblingskomponist ist Georg Friedrich Händel; aber auch andere aus dem Barock faszinieren sie. Ekaterina Flügel spielt in den Messen wie selbstverständlich auch transkribierte Stücke aus Opern und Oratorien.
Nicht nur in Wien-Breitensee begleitet sie Messen; auch in anderen Kirche wie etwa in St. Augustin in der Innenstadt von Wien.
Ekaterina Flügel schaltet den Orgelmotor wieder aus; geht vorsichtig die Steinstufen hinunter. Einige Messbesucher kommen auf sie zu und bedanken sich bei ihr für die Orgelmusik. Ekaterina Flügels Augen strahlen. „Die Lieder können zwar immer dieselben sein, aber jede Messe ist anders und einzigartig.“
Nicht nur die Einheit zwischen der Orgel und ihr verstärkt sich während einer Messe; auch die Beziehung zu Gott vertieft sich dabei
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