Stefan Nachförg: „Den Glauben an Gott kann ich nicht ablegen wie ein Hemd – ich trage ihn immer mit mir, weil er mir in vielen Lebenslagen hilft.“
Stefan Nachförg: „Den Glauben an Gott kann ich nicht ablegen wie ein Hemd – ich trage ihn immer mit mir, weil er mir in vielen Lebenslagen hilft.“
Stefan Nachförg ist leidenschaftlicher Reliquiensammler. Im Gespräch mit dem SONNTAG erzählt er, warum ihn Reliquien faszinieren und warum er Gott auf 1300 Meter Seehöhe begegnet.
Sehen Sie sich das an“, sagt Stefan Nachförg begeistert. In seinen Händen hält er eine Kreuzreliquie aus dem Barock. „Sie ist mein größter Schatz und auch mein ältester.“
Seit mehr als 26 Jahren sammelt und verehrt Stefan Nachförg Reliquien. Diese sind „Überbleibsel“ etwa von Körperteilen wie Haaren, Hautstücken oder Knochen von Heiligen. Herren- oder Christusreliquien zählen zu den kostbarsten. Sie stammen etwa vom Kreuz, an dem Jesus Christus starb. Holzspäne davon finden sich heute noch etwa in Schreinen, Statuen oder Altären in Kirchen und Klöstern.
Stefan Nachförg kommt aus Herzogenburg und ist gelernter Vergolder. Aufgewachsen ist er in einer katholischen Familie, war auch Ministrant, leitete Jugendgruppen. Schon als junger Erwachsener war er von Reliquien begeistert.
„Ich brauche sie aber nicht, um an Gott zu glauben“, schränkt er ein. Aber sie beeinflussen seine Spiritualität. „Viele Heilige werden nach wie vor wie Idole verehrt“, erzählt Stefan Nachförg. „Wie vielleicht heute Popstars, da sie ein besonderes Leben führten.“
In seinem Haus und seiner Hauskapelle in der Steiermark stellt er einige der Kostbarkeiten – wie auch die Kreuzreliquie – aus seiner Sammlung zur Schau, damit sie Gäste und Wallfahrer auch anbeten können. Hier auf 1300 Meter Seehöhe fühlt er sich Gott auch am nächsten, erzählt Stefan Nachförg. Steigt er etwa alleine auf einen noch höheren Berg, dann ist er ihm sogar noch viel, viel näher, lacht er.
Die Reliquienverehrung begann im Mittelalter. Wallfahrer pilgerten zu den Wirkungsstätten der Heiligen; erhofften sich dadurch Heilung, Stärkung und Trost. Wie verehrt Stefan Nachförg heute Reliquien? „Indem ich sie küsse“, sagt er. Das ist eine Form der Verehrung, oft betet er auch zu ihnen.
„Den Glauben an Gott kann ich nicht ablegen wie ein Hemd“, ist Stefan Nachförg überzeugt. „Ich trage ihn immer mit mir, weil er mir in vielen Lebenslagen hilft.“ Für ihn ist er auch wie ein Lebenselexier, aus dem er, wenn er betet, immer wieder trinkt – auf der Alm, im Beruf oder im Alltag. Auch die Marienverehrung hat bei ihm einen festen Platz.
Kamen bei ihm jemals Zweifel auf? „Als Katholik hinterfrage ich vieles“, erzählt er. Das sei aber kein Schwanken. Stefan Nachförg: „Ich gehe dann in die Tiefe des Tales und suche nach den Glaubenswahrheiten.“
In letzter Zeit sind von lieben Freunden von ihm die Eltern gestorben. Sie kommen dann zu ihm, suchen Trost, wollen reden, vertrauen sich ihm an. In dieser Situation finden sie wieder zu Gott. Stefan Nachförg fühlt sich in seinem Glauben bestätigt: „Gott tröstet und versöhnt sich mit allen.“
Stefan Nachförg legt das Kreuzreliquiar wieder vorsichtig in einen nahen Glaskasten. Heute verehrt er auch Mutter Teresa, sagt er. Sie ist eine Heilige, die, wenn er zu ihr betet, ihn in schwierigen Situationen wieder aufrichtet und ihn stärkt. Bereits zu Lebzeiten war sie für viele nicht nur Vorbild und Wegweiser, sondern schon eine Heilige. „Auch für mich“, findet Stefan Nachförg. „Ja, wie mein Glaube gehören die Heiligen zu meinem Leben.“
Stefan Nachförg: „Ich verehre die Reliquien, indem ich sie küsse oder zu ihnen bete.“
weitere links: Die Reliquien in der Kirche: Echtheit und Aufbewahrung
weitere Informationen zu
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at