Nach wie vor fühlt und lebt Michael Bödi seine innerliche Berufung wie an jenem Tag vor vier Jahren. „Früher spürte ich sie in mir wie ein Wildwasser. Heute fließt sie durch mich wie ein Strom.“
Nach wie vor fühlt und lebt Michael Bödi seine innerliche Berufung wie an jenem Tag vor vier Jahren. „Früher spürte ich sie in mir wie ein Wildwasser. Heute fließt sie durch mich wie ein Strom.“
Michael Bödi ist Familienvater und IT-Techniker. Im Gespräch mit dem SONNTAG erzählt er von einem Erlebnis, das sein Leben auf einen Schlag veränderte und ihn noch stärker an Gott band.
Meine Beziehung zu Gott lebe ich heute viel intensiver als früher“, sagt Michael Bödi.
Seit zwei Jahren ist er Diakon in Wien-Breitensee - einer von über 200 in der Erzdiözese Wien. Seine Überlegung, den Menschen zu „dienen“, reifte bei ihm schon seit seiner Jugend. Aber die Berufung zu einem geistlichen Leben war nicht wirklich vorhanden, und so studierte und arbeitet er im IT-Bereich. Er ist verheiratet und Vater von mittlerweile vier erwachsenen Kinder.
Christi Himmelfahrt 2012: Michael Bödi verbrachte mit der Familienrunde seiner Pfarre ein Wochenende auf Stift Altenburg im Waldviertel. Hier ging er am Sonntagnachmittag in den Stiftshof; wollte sich auf eine Bank setzen und die Zeitung lesen.
Plötzlich spürte er, wie eine unsichtbare Kraft durch seinen Körper strömte. „Es war wie ein Sturm in meinem Körper“, schildert er. „Im ersten Moment dachte ich an einen Sehnenriss.“ Doch er verspürte keine Schmerzen. „Eine gute Stimmung“, wie er sagt, machte sich in seinem Körper breit. Seine Augen strahlen. „Ein Engel hat mich damals gestreift.“
Michael Bödi ließ nicht locker. Als naturwissenschaftlich Ausgebildeter versuchte er das Erlebte zu hinterfragen; dafür auch Erklärungen zu suchen und zu finden.
Als er zu Pfingsten die heilige Messe im Stephansdom besuchte, wurde ihm klar, was mit ihm geschehen war. Der Priester, der sie zelebrierte, bekräftigte in seiner Predigt das, was Michael Bödi erlebte und dass er ein Berufungserlebnis hatte.
Von da an wusste er: „Ich muss mich von nun an noch stärker an Jesus Christus binden.“ Im Jänner 2013 begann er daher seine Ausbildung am Institut für den Ständigen Diakonat, die drei Jahre dauerte. Am 15. Oktober 2016 empfing er die Weihe zum Diakon.
Michael Bödi erinnert sich: „Meine Frau und meine Tochter waren von meinen Ambitionen nicht gerade begeistert. Aber sie haben es akzeptiert.“ Heute wissen nicht nur sie, dass er Diakonat, Familie und Beruf mit Begeisterung „unter einen Hut“ bringt.
Diese „Lebenserfahrungen“ gibt er als Seelsorger bei Trauungen, Taufen und Begräbnissen weiter und sie würden ihm bestimmt fehlen, wenn er nicht Diakon geworden wäre. „Ich spreche die Sprache der Menschen“, erzählt er selbstbewusst, „da ich ihnen auf Augenhöhe begegne“. Er kann sie verstehen, sich in ihre Situationen hineinversetzen und auf sie einlassen.
Wann ist er heute Gott am nächsten? Michael: „Wenn ich im Gespräch mit Menschen die Hoffnung auf die Auferstehung weitergebe.“
Massive Zweifel am Glauben kamen bei ihm nie auf. „Manchmal erlebte ich nur Unsicherheiten“, erinnert sich der 54-Jährige. Während seiner Ausbildung zum Diakon sah er den Film „Der Fall Jägerstätter“. Danach war er unsicher, ob auch er so überzeugend für seinen Glauben eintreten könne wie Franz Jägerstätter, der dieses Engagement mit seinem Leben bezahlte.
„Ich binde mich heute zu hundert Prozent an Jesus Christus im vollen Vertrauen.“ Nach wie vor fühlt und lebt er seine innerliche Berufung wie an jenem Tag vor vier Jahren. „Früher spürte ich sie in mir wie ein Wildwasser. Heute fließt sie durch mich wie ein Strom.“
zur Person:
Michael Bödi
„Gott ist mir am nächsten, wenn ich im Gespräch mit Menschen die Hoffnung auf die Auferstehung weitergebe.“
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