Steffen Hofmann: „Zuhause bin ich kein Fußball-Star, sondern ein ganz normaler Papa und Ehemann“
Steffen Hofmann: „Zuhause bin ich kein Fußball-Star, sondern ein ganz normaler Papa und Ehemann“
Einer der ganz Großen im Fußball hat vor kurzem seinen Abschied gefeiert: Steffen Hofmann, der langjährige Starspieler und Kapitän vom SK Rapid Wien. Von seinen Fans wird der 37-Jährige als „Fußballgott“ verehrt. Er selbst ist aber bodenständig geblieben und stellt Nächstenliebe in seinem Leben an die erste Stelle, wie wir beim Abschiedsinterview mit dem Ausnahmefußballer festgestellt haben.
Wir treffen Steffen Hofmann im Andachtsraum des neuen Allianz-Stadions in Wien Hütteldorf. Hier treffen sich Fans und Spieler, um mit Rapid-Pfarrer Christoph Pelczar zu beten, oder um vor wichtigen Spielen Kraft zu tanken. An der Wand hängt ein leuchtendes Glasbild von Steffen Hofmann, der von seinen Fans den Spitznamen „Fußballgott“ bekommen hat.
Ob er das gerne hört? „Nein – definitiv nicht. Fußballgott dürfen nicht einmal meine Kinder zu mir sagen. Sie wissen, dass mich das ärgert. Ich würde mich nie und nimmer auch nur ansatzweise auf die Stufe mit Gott stellen.
Wahrscheinlich wollen die Fans auf diese Art und Weise aber Wertschätzung und eine sportliche Hoffnung ausdrücken“, sagt Steffen Hofmann, der von Starrummel rund um seine Person wenig hält.
Glauben Sie persönlich an Gott?
Steffen Hofmann: Ja, tu ich. Ich bin ein gläubiger Mensch und Glaube spielt in meinem Leben eine durchaus wichtige Rolle.
Im Mai waren Sie mit der Rapid-Mannschaft auch bei Papst Franziskus. Wie war das?
Das war ein unvergesslicher Tag. Ich habe viele schöne Eindrücke aus dem Vatikan mitgenommen. Vor allem den Moment, als wir mit dem Papst Fotos gemacht haben. Aber auch die persönliche Führung von Kardinal Christoph Schönborn durch den Petersdom wird mir immer in positiver Erinnerung bleiben.
Nur einen Tag nach dem Papstbesuch haben Sie Ihren Rücktritt als Profi-
Fußballer bekannt gegeben. Zufall?
Klarerweise habe ich mir während der Romreise Gedanken darüber gemacht. Aber den Entschluss habe ich schon vorher gefasst. Es war für mich eine sehr schwierige Entscheidung, da mir Fußballspielen nach wie vor extrem viel Spaß macht. Aber ich bin jetzt in einem gewissen Alter und die vergangene Saison ist sportlich nicht so gut gelaufen, wie ich es mir für mich vorgestellt hätte.
Deswegen habe ich unter anderem mit meiner Frau darüber gesprochen. Und letztendlich entschieden, dass ich aufhöre.
Sie bezeichnen Ihre Frau immer wieder als Ihre Vertrauensperson. Wo haben Sie sie kennengelernt?
Meine Frau habe ich quasi Rapid zu verdanken. Als ich nach Wien kam, gab es eine Veranstaltung, bei der die neuen Spieler präsentiert wurden – unter anderem auch ich. Und damals waren meine jetzigen Schwiegereltern Gäste der Veranstaltung und haben auch ihre Tochter dabeigehabt. Bzw. sie hat die beiden mit dem Auto hingefahren, sie dann aber alleine wieder nach Hause geschickt, weil sie noch dort bleiben wollte. An dem Abend haben wir uns dann kennengelernt.
Sie werden dem Fußball weiterhin erhalten bleiben. Was sind denn jetzt Ihre Ziele?
Ich bin Talentemanager bei Rapid. Das heißt, ich versuche junge Nachwuchs-Talente im Verein zu betreuen und ihnen zu helfen. Denn gerade für junge Spieler ist der Weg zum Profi alles andere als leicht. Da ist es sicher eine Hilfe, wenn sie mit jemanden reden können, der das selbst alles erlebt hat.
Wann haben Sie selbst mit dem Fußballspielen begonnen und warum?
Meine ganze Familie liebt Fußball, mein Vater und mein großer Bruder haben selbst gespielt. Somit war bei uns der Fußball immer das Thema Nr. 1. Schon als kleiner Bub habe ich im Garten begonnen und auch später jede freie Minute nur Fußball gespielt.
Mit 16 sind Sie dann von Zuhause ausgezogen, um Fußballer zu werden.
Wie ist es Ihnen dabei ergangen?
Es ist emotional extrem schwierig, wenn man auszieht und seine Familie zurücklässt. In meinem Leben hat es auch genug Momente gegeben, in denen ich mir gedacht habe, jetzt lasse ich alles sein und gehe wieder zurück nach Hause. Trotzdem war das große Ziel, Fußballer werden zu wollen, immer stärker.
Als Profifußballer ist man immer einem gewissen öffentlichen Druck ausgesetzt. Wie geht man damit um?
Ja klar, ich stand immer im Rampenlicht. Das ist ein großer Druck! Aber man muss lernen, damit umzugehen. Mir persönlich hat es geholfen, dass ich eine Familie habe. Wenn ich nach Hause komme und mit den Kindern auf den Spielplatz gehe, kann ich gut abschalten und Druck ablegen.
Zuhause bin ich kein Fußball-Star, sondern ein ganz normaler Papa und Ehemann.
Was ist Ihnen im Familienleben wichtig?
Mir ist es wichtig, dass wir Freude miteinander haben und – so gut es geht – eine unbeschwerte Zeit miteinander verbringen. Es macht mich glücklich, wenn meine Kinder glücklich sind und dafür versuche ich alles zu tun.
Was ist Ihnen sonst wichtig?
Dass ich mich persönlich um meine Mitmenschen kümmere, so gut es geht. Ich engagiere mich für Kinderprojekte, habe als Streetworker gearbeitet und bin oft in der Gruft der Caritas Wien. Einfach um für Menschen da zu sein, wenn sie irgendetwas brauchen.
Im Winter bin ich auch mit dem Kältebus mitgefahren und da sieht man echt viele Dinge, von denen man nie und nimmer denken würde, dass es sie mitten in Wien gibt. Zum Beispiel ganze Familien, die im Winter in einem Schacht schlafen. Das holt einen auf den Boden der Realität zurück und erdet mich.
Stefan Hauser und Michael Ausserer beim Interview mit Steffen Hofmann
Steffen Hofmann
Geboren am 9. September 1980 in Würzburg
Karriere:
- 16 Jahre lang Spieler beim SK Rapid Wien
- 540 Bundesligaspiele
- 128 Tore in der Bundesliga
- 24 Europacupspiele für Rapid
- Zwei Meistertitel (2005, 2008)
Privates: Er hat zwei Töchter, die im Chor der Wiener Volksoper singen. Und einen Sohn, der nicht gerne Fußball spielt. Hofmann dazu: „Eine Fußballer-Karriere bei meinem Sohn kann ich aus jetziger Sicht ausschließen. Aber das macht mir nichts aus, da mir wichtig ist, dass meine Kinder glücklich sind, egal was sie machen.“
Leben ist …
zu versuchen, gewisse Werte zu behalten und Spaß am Leben zu haben. Aber dennoch alle Menschen möglichst so zu behandeln, wie man selbst auch behandelt werden möchte.
Sonntag ist …
in meinem Beruf als Fußballer in erster Linie ein Arbeitstag. Da bleibt nicht viel Zeit für einen Messbesuch, sondern am Sonntag spielt man. Deswegen gibt es bei mir kein klassisches Sonntagsfeeling und das wird wahrscheinlich auch jetzt so sein.
Glaube ist …
sehr wichtig! Ich bin auf jeden Fall ein gläubiger Mensch und Glaube spielt in meinem Leben durchaus eine wichtige Rolle.
Wobei ich betonen möchte, dass ich es generell für sehr wichtig halte, dass jeder Mensch an etwas glaubt und auch glauben darf. Ich respektiere deshalb auch alle anderen Religionen.
Von einem, der trotz seiner Popularität die Nächstenliebe an erste Stelle stellt.
Steffen Hofmann im Sommergespräch auf radio klassik Stephansdom
am Montag, 20. August um 17.30 Uhr, DaCapo am So., 26. August, 17.30 Uhr.
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