„Was erlaube ich mir, meinem Schöpfer Vorschriften zu machen? Ich habe doch viel mehr Grund zu danken, als zu klagen.“ (Rita)
„Was erlaube ich mir, meinem Schöpfer Vorschriften zu machen? Ich habe doch viel mehr Grund zu danken, als zu klagen.“ (Rita)
Rita wird als junge Frau zur Witwe, als ihr Mann in den Bergen tödlich verunglückt. Über 30 Jahre später stirbt ihr zweiter Mann an Krebs. Rita hadert mit Gott und hält dennoch an ihm fest.
Gott führt alles. Gott macht alles gut. Wir müssen ihm nur vertrauen“, sagt Rita mit fester Stimme, die auch nach mehr als vier Jahrzehnten in Wien ihren südtirolerischen Klang nicht verloren hat. Wer die 60-Jährige kennt, weiß, dass das keine leeren Floskeln sind, sondern Überzeugungen, die sie auch durch die dunkelsten Stunden getragen haben.
Zweimal war Rita verheiratet, beide Ehemänner musste sie zu Grabe tragen. Und dennoch empfindet die gebürtige Südtirolerin vor allem Dankbarkeit, wenn sie auf ihr Leben schaut: „Wenn Leute zu mir sagen: ‚Du Arme! Du hast zwei Männer verloren!‘, dann antworte ich ihnen: Ich hatte das Glück, zwei tolle Männer in meinem Leben gehabt zu haben. So muss man das sehen!“
Der Tod ihres ersten Mannes Hansi trifft Rita, damals 24, völlig unerwartet. „Hansi war Bergführer und wollte viel Geld verdienen, damit wir ein Haus bauen können.“ Während sich Rita in Wien, wo sie Sport studiert, um ihren gemeinsamen einjährigen Sohn kümmert, verunglückt Hansi in den Südtiroler Bergen tödlich.
Sie fällt in ein tiefes Loch und hadert mit Gott: „Ich bin auf der Terrasse gestanden, habe in den dunklen Himmel geschaut und Gott innerlich angeschrien: Du bist doch allmächtig! Du hättest es ja verhindern können!“ Da kommt ihr auf einmal mitten im Kummer der Gedanke: „Was erlaube ich mir, meinem Schöpfer Vorschriften zu machen? Ich habe doch viel mehr Grund zu danken, als zu klagen.“
Trotz ihrer Verzweiflung erfährt sie ein tiefes Vertrauen: „Ich habe plötzlich gewusst, dass denen, die auf Gott vertrauen, alles zum Besten gereicht – wie es in der Bibel heißt. Das war eine Gnade. Ich konnte zwar nicht verstehen wie, aber ich wusste, dass ich daran festhalten werde.“
In Wien lernt Rita, die in einer katholischen Familie aufgewachsen ist, die Gemeinschaft der Kalasantiner kennen. Sie findet in der von ihnen betreuten Pfarre im 14. Bezirk Heimat und lernt dort kurz nach dem Tod von Hansi ihren zweiten Mann Andreas kennen. Die beiden bekommen weitere vier Kinder.
Rita macht sich selbstständig und eröffnet ein Sportstudio. „Mit den fünf Kindern, der Arbeit und einem viel beschäftigten Mann war ich oft am Limit. Damals habe ich mir angewöhnt, beim Wäscheaufhängen zu beten“, erinnert sie sich lachend.
Das Gebet – die Gedanken bei Gott zu haben – ist ihr stets wichtig. 2009 erkrankt Andreas an Krebs und kämpft fünf Jahre lang gegen die Krankheit. „Das alles war so schwer zu akzeptieren“, sagt Rita. Sie versteht nicht, warum Gott ihren Mann nicht heilt und ist gleichzeitig davon beeindruckt, wie tapfer Andreas mit der Krankheit umgeht.
Immer wieder muss Andreas ins Krankenhaus. Im September 2014 geht es ihm sehr schlecht und er wird auf die Intensivstation verlegt. „Ich war in der Nacht bei ihm und bin um 8 Uhr in die Messe gegangen. Und da höre ich dann diese Lesung: Denen, die auf Gott vertrauen, gereicht alles zum Besten.“
Rita hat den Eindruck, Gott sagt zu ihr: Vertrau weiter, egal, was passiert. „Das war so schön und so bitter zugleich!“ Andreas stirbt, während ihm Rita und ihre Tochter das „Vater unser“ vorsingen. „Ich wusste, dass er jetzt bei Jesus ist, und eine große Freude war da.“
Der Tod ihrer beiden Ehemänner hat Ritas Einstellungen zum Leben verändert. Sie ist überzeugt, dass der Tod nicht das Ende ist und hat die Ewigkeit im Blick. „Ich möchte auch andere Menschen darauf hinweisen und sage oft: ‚Auch du kannst glauben! Du musst nur Kontakt mit Gott aufnehmen.‘“
... Und da höre ich dann diese Lesung: Denen, die auf Gott vertrauen, gereicht alles zum Besten.“
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