„Es sind von Kindheit an die kleinen Zeichen, durch die ich Gottes Gegenwart spüre.“ (Théodore Mbarga)
„Es sind von Kindheit an die kleinen Zeichen, durch die ich Gottes Gegenwart spüre.“ (Théodore Mbarga)
Théodore Mbarga, Kaplan in Baden, staunt oft darüber, wie Gott ihn als Werkzeug verwendet und freut sich, wenn er zum Frühstück eingeladen wird.
Ein Gasthaus an der Via Sacra, die Fußwallfahrer sind zum Frühstücken eingekehrt. Théodore Mbarga isst wie die anderen in der Pilgergruppe sein Frühstück und erlebt beim Bezahlen eine Überraschung. „Der Wirt sagt, ich muss nichts zahlen. Denn er war einmal auf einem Begräbnis, das ich gehalten habe, und meine Worte dort haben ihn sehr berührt“, erinnert sich der 39-jährige Priester aus Kamerun, der in der Pfarre St. Josef in Baden Kaplan ist.
Seitdem genießt Théodore beim Wallfahren nach Mariazell jedes Jahr ein Gratisfrühstück und staunt darüber, auf welche Weise Gott ihn als Werkzeug gebraucht. Oft ohne dass es ihm bewusst ist. „Das, was du getan oder gesagt hast, war wichtig für mich, sagen Menschen oft zu mir. Was meinst du? frage ich dann.“ In diesen Momenten spürt Théodore, dass Gott durch seine Worte und Taten wirkt.
„Gott ist der Hauptakteur, nicht ich als Priester.“ Diese Erkenntnis hilft ihm auch dann, wenn etwas nicht gut gelaufen ist. „Es ist gut, dass ich auch manchmal Misserfolge erlebe. Man kann nicht perfekt sein. Dann merke ich: Nicht ich bin es, der im Zentrum ist, sondern Gott.“
Théodore ist seit 12 Jahren Priester, 2009 kommt er zum Studieren und für den pastoralen Austausch nach Österreich. Geplant ist, dass er nach Abschluss seines Doktorats wieder nach Kamerun zurückkehrt.
Schon als kleiner Bub fühlt er sich zum Priester berufen. „Als ich fünf Jahre alt war, habe ich zu meinem Opa gesagt: Ich werde einmal Priester.“ Er besucht ein ‚Knabenseminar‘, eine Schule für Buben, die später Priester werden möchten, dann das Priesterseminar. Alles läuft gut. Théodore muss keine Probleme bewältigen, keine Hindernisse überwinden. Und genau das ist es, was ihn irritiert. „Ich habe erwartet, dass das anstrengend sein muss. Aber es ist immer alles glatt gelaufen.“
Bis er ein Jahr vor Abschluss des Seminars wegen eines Disziplinverstoßes aus dem streng geführten Seminar entlassen wird. Weil er verbotenerweise ein Handy hat. Der Rauswurf wird ihm zum Segen.
„Da war endlich ein Moment auf meinem Berufungsweg, um zu fragen: Ist das wirklich mein Weg?“ Théodore bittet Gott innig, ihm seinen Willen zu zeigen. Als ihn sein Bischof wieder ins Seminar zurückholen möchte, ist das für ihn ein klares Zeichen, dass Gott ihn zum Priester berufen hat.
Wenn Théodore auf seinen Glaubensweg zurückschaut, sieht er kein großes Bekehrungserlebnis, bei dem sich Gott ihm auf besondere Weise offenbart hat. „Es sind von Kindheit an die kleinen Zeichen, durch die ich Gottes Gegenwart spüre.“
Die hingebungsvolle Liebe seiner Mutter. Die Unterstützung seines Onkels. Freundliche Menschen, die ihn im fremden Österreich willkommen heißen. „Das sind Menschen, die mich begleiten. Nicht weil ich so toll bin, sondern weil sie mich annehmen wie ich bin.“
So wie seine mütterliche Freundin, die Théodore jederzeit anrufen kann und die ihm erklärt, wie die Menschen hier in Österreich so ticken. Oder sein Priesterfreund, der ihm vor Jahren bei seinem ersten Taufgespräch beigebracht hat, was hier in Österreich üblich ist und ihm seither in pastoralen Fragen zur Seite steht.
Das Feiern der Heiligen Messe, das Hören der Beichte - das sind für Théodore wichtige Kraftquellen. „Viele Menschen glauben, wir Priester sind arm, weil wir bei der Beichte immer nur Schlechtes hören. Aber für mich ist die Beichte der Ort, wo ich erneuert werde.“
Beim Beichtehören bewegt ihn, wie tief viele Menschen in Gott verwurzelt sind und wie aufrichtig sie aus ihrem Leben erzählen. Théodore erkennt einmal mehr: „Ich empfange ganz viel von den Menschen.“
Théodore Mbarga: „Viele Menschen glauben, wir Priester sind arm, weil wir bei der Beichte immer nur Schlechtes hören. Aber für mich ist die Beichte der Ort, wo ich erneuertwerde.“
Wallfahrt nach Mariazell
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