„Die Messe ist ein wichtiger Anker für mich. Alles, was ich erlebt habe, bringe ich dorthin mit. Sorgen, die Begegnungen des Tages, das, was mir Stress gemacht hat oder was mir jemand anvertraut hat.“ (Kleine Schwester Katharina-Ruth)
„Die Messe ist ein wichtiger Anker für mich. Alles, was ich erlebt habe, bringe ich dorthin mit. Sorgen, die Begegnungen des Tages, das, was mir Stress gemacht hat oder was mir jemand anvertraut hat.“ (Kleine Schwester Katharina-Ruth)
Kleine Schwester Katharina-Ruth begegnet Gott während des Gebets
ebenso wie bei der Arbeit im Pflegewohnheim.
"Ein guter Freund hat mir von den Kleinen Schwestern Jesu erzählt und mir gesagt, ich soll mit ihnen Kontakt aufnehmen. Ich bin dorthin und habe gemerkt, da kommt etwas in mir zum Klingen.“ Schwester Katharina-Ruth erinnert sich an die Zeit, als sie als Theologin am christlich-muslimischen Forum der St. Georgsgemeinde in Istanbul arbeitet. In der Stadt am Bosporus lernt die gebürtige Grazerin als Katharina Zimmerbauer 2012 die Kleinen Schwestern Jesu kennen und ist sofort angezogen von deren Lebensweise.
„Da war viel, was ich schon gelebt habe und was ich gerne noch mehr leben wollte: Gott im einfachen Alltag finden und bei den einfachen Menschen sein.“ 35-jährig tritt Katharina in die Gemeinschaft ein und ist heute Novizin in dem Orden, der 1939 von der Französin Magdeleine Hutin gegründet wurde. Mit vier Mitschwestern lebt Schwester Katharina-Ruth in einer Wohnung im zehnten Wiener Gemeindebezirk.
Das Anliegen der Schwestern: Freundschaft mit allen Menschen leben und das alltägliche Leben der einfachen Menschen teilen. „Wir haben deshalb die gleichen Berufe wie unsere Nachbarinnen und Nachbarn“, sagt Katharina-Ruth.
Sie kocht und putzt in einem Pflegewohnheim. „Mein Alltag ist im Moment sehr unregelmäßig. Meine Arbeitstage sind oft sehr lange, die freien Tage muss ich gut strukturieren.“ Es fällt ihr nicht immer leicht, diesen Rhythmus zu leben.
Fixpunkt jedes Tages ist eine Zeit der stillen Anbetung und, wenn möglich, die Heilige Messe. „Das ist ein wichtiger Anker für mich. Alles, was ich erlebt habe, bringe ich in die Messe mit. Sorgen, die Begegnungen des Tages, das, was mir Stress gemacht hat oder was mir jemand anvertraut hat.“ Im Gottesdienst spürt die 39-Jährige, dass sie das Schwere nicht alleine tragen muss. „Jesus ist der, der alles trägt.“
Kleine Schwester Katharina-Ruth ist davon überzeugt, dass Gott ihr entgegenkommt, auch wenn sie beim Beten zerstreut oder müde ist. „Ich gehe oft in die Kapelle und schlafe ein oder bin unaufmerksam.“
Auch im Alltag sieht sie sich immer wieder mit ihrer Begrenztheit konfrontiert: „Wenn viel los ist, kriege ich leicht Stress, werde ungeduldig und gereizt. Da kann ich mich von meinen Idealbildern von mir selbst verabschieden.“ Gerade in diesen Momenten fühlt sie sich von Gott eingeladen, ihre Schwächen anzunehmen und zu glauben: Gott ist mit uns, auch wenn wir nicht perfekt sind.
Dass man Gott in erster Linie im Gebet begegnen würde, hält Schwester Katharina-Ruth für einen Trugschluss. Zwar braucht sie die Zeiten der Stille, um aufzutanken. „Aber in der Stille bin ich Gott nicht näher, als in den Mühen des Alltags.“ In anderen Menschen zum Beispiel kann sie Jesus genauso begegnen.
Die Ordensfrau erzählt von einer dementen Frau im Pflegewohnheim, mit der sie sich angefreundet hat. „Manchmal ist die Frau furchtbar anstrengend und ich spüre dahinter ein großes Leiden und eine Einsamkeit. Wenn ich in ihre Augen schaue, dann sehe ich Jesus, der auch viel gelitten hat.“ Und in den Momenten, in denen ihr die Frau liebevoll über den Arm streichelt oder sie voll Freude anstrahlt: „Da sehe ich auch Jesus, der mich anstrahlt.“
Kleine Schwester Katharina-Ruth im Gespräch.
„In der Stille der Kapelle bin ich Gott nicht näher, als in den Mühen des Alltags.“
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