Heidi Ehrenhofer: „Seitdem ich mich nicht mehr mit anderen vergleiche, geht es mir viel besser. “
Heidi Ehrenhofer: „Seitdem ich mich nicht mehr mit anderen vergleiche, geht es mir viel besser. “
Heidi Ehrenhofer erlebt, dass ihr im Vergeben und im Loslassen von Erwartungen Heilung und Freiheit geschenkt werden.
Im Sonnwendviertel unweit des Wiener Hauptbahnhofes scheint an diesem Morgen die Herbstsonne und schickt ihre Strahlen direkt in die Wohnung von Heidi Ehrenhofer.
Die 34-Jährige sitzt in ihrer Wohnküche, vor ihr auf dem Tisch aufgestellte Geburtstags-, Ansichts- und Weihnachtskarten der vergangenen Monate. „Freundschaften sind mir sehr wichtig“, sagt Heidi und deutet auf das Fensterbrett mit noch mehr Karten und Fotos darauf.
„Ich brauche haltgebende Beziehungen, Menschen, die mich begleiten. Das habe ich vor allem in den leidvollen Situationen der letzten Jahre gespürt.“
Vor einigen Jahren geht es Heidi wegen Schwierigkeiten an ihrem Arbeitsplatz sehr schlecht. „Ich fühlte mich damals gemobbt und habe kaum Unterstützung von anderen Kollegen bekommen.“ Sie muss sich eingestehen, dass sie in ihrem erlernten Beruf nicht mehr weiter arbeiten kann.
Kurze Zeit später sterben zwei Menschen, denen sie sehr nahe steht. Sie ist traurig und wütend. „Ich fühlte mich wie Elia unter dem Ginsterstrauch, der gesagt hat: ‚Herr, ich möchte nicht mehr leben!‘“
Heidi findet bei ihren Freunden, im Gebet und bei ihrer geistlichen Begleiterin, einer Ordensfrau, Unterstützung. „Ich habe damals die heilende Dimension unseres Glaubens kennen gelernt und bin durch einen Vergebungsprozess gegangen.“
Zwei bis drei Jahre dauert es, sagt Heidi rückblickend, bis sie sich mit den Schwierigkeiten im Beruf, mit ihrem Scheitern und ihren Kollegen aussöhnen kann. Sie schafft es, ihre Erfahrungen und ihren Schmerz in Gottes Hände zu legen.
„Das ist nicht von heute auf morgen gegangen. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass mir keine Tränen mehr kommen, wenn ich darüber rede.“ Zwar fühlt sie sich hin und wieder auch heute noch wütend und traurig. „Aber ich merke: Ich trage den Rucksack nicht mehr.“
Weil Heidi durch und durch ein Beziehungsmensch ist, ist sie viel mit Freundinnen unterwegs, macht zur Zeit einen Tanzkurs, besucht wöchentlich eine alte Frau im Altersheim und reist gern und viel mit ihren Familienmitgliedern.
Seit drei Jahren ist sie Laien-Salvatorianerin und trifft sich einmal im Monat mit den anderen in ihrer Gemeinschaft, die von der salvatorianischen Spiritualität geprägt ist. Bis jetzt unerfüllt ist allerdings der Wunsch nach einem Mann an ihrer Seite. „Ich komme gut mit meinem Leben zurecht, aber ich spüre schon immer wieder die Sehnsucht nach einem Partner.“
Zu sehen, dass viele ihrer Freunde eine Familie gegründet haben, ist für Heidi in den vergangenen Jahren nicht immer leicht. Aber auch in Sachen Liebe ist die lebenslustige Frau durch einen Versöhnungsprozess gegangen. „Seitdem ich mich nicht mehr mit anderen vergleiche, geht es mir viel besser.“
Heute besucht sie ihre verheirateten Freunde regelmäßig und liebt es, mit deren Kindern zu spielen. „Gott hat mir geschenkt, dass ich mich mit ihnen echt freuen kann.“
Sie erlebt, dass sie das Loslassen von Erwartungen und Hoffnungen frei macht. „Auch wenn ich keine Kinder bekommen sollte, gibt es für mich sicherlich andere Möglichkeiten, wo ich Leben schenken kann.“
Heute besucht sie ihre verheirateten Freunde regelmäßig und liebt es, mit deren Kindern zu spielen.
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