Die Erfahrung von Gemeinschaft ist für Pauls Glauben zentral. Er ist überzeugt: „Gott lernt man in der Gemeinschaft kennen und erlebt ihn dort.“
Die Erfahrung von Gemeinschaft ist für Pauls Glauben zentral. Er ist überzeugt: „Gott lernt man in der Gemeinschaft kennen und erlebt ihn dort.“
Paul bereitet Flüchtlinge aus dem Iran und aus Afghanistan auf die Taufe vor und lernt dabei selbst viel über seinen Glauben.
Wie spricht man mit einem Menschen aus dem Iran, der kaum Deutsch kann und als Muslim aufgewachsen ist, über die Dreifaltigkeit? „Das ist schon allein aufgrund der Sprachbarriere sehr schwer“, weiß Paul.
Der Familienvater trifft sich jede zweite Woche mit Flüchtlingen – hauptsächlich mit Iranern und Afghanen –, die sich für den christlichen Glauben interessieren und getauft werden möchten. „Sehr einfach und sehr direkt“ muss man reden, denn komplizierte theologische Erklärungen auf Deutsch verstehen die Taufbewerber nicht.
Nicht nur diese lernen dabei etwas, auch Paul. „Ich habe dadurch die wichtigen Glaubensinhalte neu kennengelernt“, sagt der Statistiker. Dass Jesus nicht als angesehener König in die Welt gekommen ist, ist Paul erst im Vergleich mit dem Islam so richtig bewusst geworden. „Die Geburt von Jesus im Stall ist nicht kitschig, sondern eine starke Botschaft, auf die man stolz sein kann und die sowohl arme als auch reiche Menschen bewegt.“
Gott in der Gemeinschaft
Um den Taufbewerbern den christlichen Glauben zu vermitteln, singt Paul mit ihnen einfache Lieder. „Singen ist ganz wichtig. Von den Liedern kann man sehr viel mitnehmen.“
Er geht mit ihnen in die Kirche und zeigt Bilder von Jesus am Kreuz, von Maria oder den Heiligen. Zentral bei jedem Treffen: „Wir essen gemeinsam etwas.“ Das schafft Gemeinschaft.
Die Erfahrung von Gemeinschaft ist für Pauls Glauben zentral. Er ist überzeugt: „Gott lernt man in der Gemeinschaft kennen und erlebt ihn dort.“ In seiner Pfarre wird das großgeschrieben. „Die Pfarre ist wie eine Familie. Man kennt einander sehr gut, weiß, was der andere macht und hat eine Grundvertrauensbasis.“
Pauls Glaubensbiographie ist von Anfang an mit der Pfarre eng verwoben. Schon seine Eltern waren in der Pfarre engagiert, als 20-Jähriger entscheidet sich Paul bewusst für diese intensive Form von Gemeinschaft mit Gottesdienst am Sonntag, Bibelgruppe und Gemeindeabend jede zweite Woche.
Caritas: Etwas Selbstverständliches
Nicht alles in der Kirche findet Paul gut, mit so manchen althergebrachten Formen kann er nicht viel anfangen.
Was er an der Kirche schätzt? „Ich sehe, dass die Kirche sehr viel Karitatives macht. Wir haben Wohnungen an Flüchtlinge vermietet. Das ist hier etwas ganz Normales.“ Außerdem geht Paul gern in die Heilige Messe, am besten „interessant gestaltet und mit bunter Musik“.
Die Messe ist für ihn der Ort, an dem er die Gemeinschaft mit den anderen besonders stark erlebt. Selbst im Urlaub, wo er die anderen Mitfeiernden gar nicht kennt. „Es ist schön, wenn man Menschen trifft, denen man ansieht, dass sie gerne in die Messe gehen.“
Gemeinsam auf Urlaub
Diese Gewissheit von Verbundenheit ist es, die Paul den Taufbewerbern vermitteln möchte. „Manche Pfarrgemeindemitglieder machen gemeinsam Urlaub. Da fahren auch die Taufbewerber mit.“ Da ist dann der ehemalige Schafhirte aus Afghanistan mit der pensionierten Akademikerin aus Niederösterreich unterwegs. Mitunter ist das herausfordernd.
Durch das Ja zum Glauben werden Gespräche aber leichter möglich. Integration ist ein weiter Weg und der gemeinsame Glaube kann dabei helfen.
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