„Ich bin nur froh, dass meine Geschwister nicht diese Krankheit haben. Wenn es besonders schwierig ist, rede ich mit dem lieben Gott.“ (Bruni Neuzil)
„Ich bin nur froh, dass meine Geschwister nicht diese Krankheit haben. Wenn es besonders schwierig ist, rede ich mit dem lieben Gott.“ (Bruni Neuzil)
Zerbrechliche Knochen: Bruni Neuzil hatte kein einfaches Leben. Mit Gottes Hilfe wurde ihr Traum von einer eigenen Wohnung war.
Bruni Neuzil ist 53 Jahre alt, als sie von zu Hause auszieht. „Ich wollte immer eine Wohnung, hab beim Wohnungsamt angerufen und dann dafür gebetet.“ Mehr als fünf Jahrzehnte hat die Niederösterreicherin aus Laa an der Thaya mit ihrer Mutter zusammen gelebt. Warum es so lange gedauert hat, bis Bruni in ihre eigene Wohnung gezogen ist?
Die heute 81-Jährige leidet an Osteogenesis imperfecta, einer Krankheit, bei der die Knochen leicht zerbrechlich sind und die deshalb umgangssprachlich Glasknochenkrankheit heißt. „In meinem Leben hatte ich 60 oder 70 Knochenbrüche. Mein ganzes Leben sitz‘ ich schon im Rolli“, erzählt Bruni. „Ich sag’s Ihnen: Einfach war mein Leben nicht.“
Am Stadtplatz 15 in Laa an der Thaya, nahe der Grenze zur Tschechoslowakei, wird Bruni „als behindertes Kind“ geboren. Es genügt eine unglückliche Bewegung und einer ihrer Knochen bricht. „Ich hab’ oft nur die Hand gehoben und schon war sie gebrochen.“ Eine alte Lehrerin unterrichtet Bruni zu Hause. Fast wäre sie als junges Mädchen den Nationalsozialisten zum Opfer gefallen. „Ich war acht Jahre alt, da hat meine Mutter einen Brief bekommen, dass sie mich in eine Schule weggeben soll.“
Die Mutter weigert sich und Bruni bleibt daheim. Anders als ein behindertes Mädchen aus dem Nachbarort, das fortgeschickt wird. „Nach vierzehn Tagen haben die Eltern einen Brief bekommen: Sie ist an einer Lungenentzündung gestorben.“ Als Bruni ins Gymnasium gehen wird, sagt man ihr: „Ein Krüppel wird nicht genommen.“ Also lernt sie im Internat in Wiener Neustadt das Nähen und verdient sich mit Schneiderarbeiten ihren Lebensunterhalt.
Mit ihrem Schicksal gehadert hat Bruni nie, sagt sie. „Ich bin nur froh, dass meine Geschwister nicht diese Krankheit haben.“ Wenn es besonders schwierig ist, redet sie mit dem lieben Gott. „Vor drei Monaten hab’ ich einen argen Husten gehabt und mir dabei drei Rippen gebrochen. Da bet’ ich dann: Himmelvater, bitte steh’ mir bei und hilf mir!“
Und wenn es ihr gut geht, bedankt sie sich bei Gott und bei der Muttergottes, die sie sehr verehrt. Bruni hält nichts davon, nur zu beten, wenn sie Sorgen und Anliegen hat. „Man soll nicht nur beten und flehen, wenn man was braucht, sondern man soll es immer machen.“ Dass Gott bei ihr ist, spürt die Niederösterreicherin bisweilen sogar physisch: „Ich hab’ manchmal das Gefühl, als ob Gott hinter mir stehen würde.“ Eigenartig fühlt sich das an, aber gut.
In die Heilige Messe kann Bruni dann gehen, wenn jemand sie abholt und in die Kirche bringt. Geht das nicht, kommt der Pfarrer vorbei. „Ich hab’ eine gute Freundschaft mit dem Herrn Pfarrer.“ Die 81-Jährige freut sich über Besuch von ihm. Wenn er kommt und ihr die heilige Kommunion bringt, spielt er auf der Oboe etwas vor. „Und ich klatsch’ dazu.“
Auf ihr Leben blickt Bruni nicht ohne Stolz. „Ich war in Amerika, in Spanien und in Tunesien. Ich hab’ das Beste aus meinem Leben gemacht.“ Die Lust am Leben ist Bruni nie abhanden gekommen. Jung geblieben fühlt sie sich auch noch mit 81 Jahren und ist stets darauf bedacht, „gescheit daherzukommen“ – mit rot lackierten Fingernägeln und gefärbten Haaren.
Was das Allerwichtigste im Leben ist? „Der Glaube. Ohne Glauben kann man doch nicht leben, oder?“ Und dankbar muss man sowieso immer sein. „Ich danke dem Himmelvater immer noch für meine Wohnung.“
Bruni Neuzil: „Das Allerwichtigste im Leben ist der Glaube. Ohne Glauben kann man doch nicht leben, oder?“
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