„Der männliche Leistungsgedanke sagt: Wenn ich etwas arbeite, bin ich wer. Wenn ich Geld verdiene, bin ich wertvoll. Ist die Arbeit weg, fällt man in ein tiefes Loch.“ (Maximilian Lobmeyr)
„Der männliche Leistungsgedanke sagt: Wenn ich etwas arbeite, bin ich wer. Wenn ich Geld verdiene, bin ich wertvoll. Ist die Arbeit weg, fällt man in ein tiefes Loch.“ (Maximilian Lobmeyr)
Maximilian Lobmeyr weigert sich, sich nur über Leistung und Erfolg zu definieren und spricht mit anderen auch über Schwächen und Misserfolg.
Wir leben in einer Zeit, in der alle versuchen, Perfektion zu leben und unbedingt erfolgreich sein wollen. Wenn ich aber auch meine eigene Verletzlichkeit zeige, dann wird meine Offenheit belohnt.“
Anderen und Gott nicht nur die eigene Schokoladenseite zu präsentieren, sondern auch das, woran man leidet: Maximilian Lobmeyr weiß, dass es dazu Mut braucht, und dass darin zugleich ein großer Segen liegt. „Die Beziehung mit Gott wächst dadurch. Ich mache mir bewusst, dass ich nicht alles alleine kann.“
Für den 47-jährigen Bankangestellten aus dem 3. Bezirk in Wien ist vor allem sein Hauskreis der Ort, an dem er anderen Einblick in sein Leben gibt. Als Mitglieder der katholischen Laienbewegung Loretto treffen sich Maximilian und seine Frau Bernadette alle drei Wochen mit anderen Ehepaaren. Lobpreis, Bibelteilen, Austausch und Essen stehen an so einem Abend auf dem Programm. „Es wächst dadurch eine Freundschaft, bei der man auch spirituell getragen wird“, erzählt der studierte Jurist.
Bei jedem Treffen zieht jeder den Namen einer anderen Person der Hausgemeinschaft und betet bis zum nächsten Mal für sie. „Wir schicken uns SMS, fragen wie’s geht und schreiben unsere Gebetsanliegen.“
Die Sicherheit, dass das, was man beim Hauskreis von den anderen erfährt, nicht weiter erzählt wird, schafft Vertrauen und ermöglicht, auch über sehr persönliche Dinge zu reden. In aller Freiheit.
„Was man teilt, entscheidet man selbst.“ Sorgen um die Kinder, Belastendes aus familiären Beziehungen, Trauer und Verlust und das Ringen mit Gott haben in der Runde genauso Platz wie die Freude über das Gute und Gelungene. Auch seine Frau erfährt dabei mitunter etwas Neues: „Einige Male habe ich schon erlebt, dass meine Frau gesagt hat: So geht’s dir also!“, lacht Maximilian.
Erfolg, Anerkennung, Leistung. Maximilian muss sich immer wieder darauf besinnen, dass es im Leben nicht nur darum geht. Als er vor einigen Jahren eine Zeit lang arbeitslos ist, merkt er: „Der männliche Leistungsgedanke sagt: Wenn ich etwas arbeite, bin ich wer. Wenn ich Geld verdiene, bin ich wertvoll.“ Ist die Arbeit weg, fällt man in ein Loch.
„Was halte ich von mir selber?“ wird für Maximilian zur Schlüsselfrage. „Definiere ich mich nur über das, was ich leiste, halte ich wenig von mir.“ Die Zeit ohne Arbeit hat für Maximilian auch etwas Gutes. „Ich hatte mehr Zeit, bin öfter in die Messe und Laufen gegangen.“ Er entdeckt, dass ihm der Sport hilft, wenn er angespannt oder traurig ist.
Und er erlebt einmal mehr, wie gut es tut, mit anderen zu reden. „Ich habe Freunde und Bekannte angerufen, die einmal arbeitslos waren, und mich mit ihnen ausgetauscht. Fast alle hatten dieselben Sorgen.“
Um die Prioritäten in seinem Leben gut zu ordnen und den Beruf – den er durchaus sehr mag – nicht an die erste Stelle zu setzen, richtet Maximilian während des Tages seinen Blick immer wieder auf Gott.
Zum Beispiel wenn er zu Mittag in der Kaffeeküche an seinem Arbeitsplatz aus dem Fenster schaut und ihn die goldene Kuppel der Otto-Wagner-Kirche an den lieben Gott erinnert. Während er auf seinen Kaffee wartet, betet Maximilian den „Engel des Herrn“ und kehrt dann an seinen Schreibtisch zurück.
„Wenn ich zu Mittag in der Kaffeeküche aus dem Fenster schaue, erinnert mich die goldene Kuppel der Otto-Wagner-Kirche an den lieben Gott. Während ich auf den Kaffee warte, bete ich den ‚Engel des Herrn‘ und gehe dann zum Schreibtisch zurück.“ (Maximilian Lobmeyr)
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