Ungewöhnliche Aktionen im Gottesdienst:: Wie einen simulierten Flug in einem Flugzeug der fiktiven „Treenity Airline“. Die ‚Flugbegleiterinnen‘ haben auf das Bordmagazin – das Gotteslob – hingewiesen.“
Ungewöhnliche Aktionen im Gottesdienst:: Wie einen simulierten Flug in einem Flugzeug der fiktiven „Treenity Airline“. Die ‚Flugbegleiterinnen‘ haben auf das Bordmagazin – das Gotteslob – hingewiesen.“
Als Kind flüchtet Bao Vu Phan Quoc mit seinen Eltern wegen ihres Glaubens aus Vietnam. Heute will er seine eigenen Kinder durch das Singen von Gospels für Gott begeistern.
Bao Vu Phan Quoc muss lachen, wenn er gefragt wird, ob seine vietnamesischen Eltern stets praktizierende Katholiken waren und ihm einen lebendigen Glauben vermittelt haben. „Katholiken im Vietnam sind eine Minderheit von zehn Prozent. Wenn Vietnamesen getauft sind, sind sie auf jeden Fall sehr, sehr gläubig. Da gibt es keine Ausnahmen.“
Der 51-jährige gebürtige Vietnamese lebt seit mehr als vierzig Jahren in Österreich. 1975 flieht er mit seinen Eltern und seinen drei Geschwistern als Achtjähriger aus seiner Heimat. Weil der prowestliche Süden, für den sein Vater als Berufssoldat gekämpft hat, vor dem kommunistischen Norden kapituliert hat. Und weil die ganze Familie aufgrund ihres Glaubens in höchster Lebensgefahr ist.
An die Momente der Flucht erinnert sich Vu genau. „Meine Eltern und ich haben im Bunker über das Radio gehört, dass der Süden verloren hat. Wir sind sofort zum Hafen und auf das nächste Boot.“ Das Boot bringt sie zu einem größeren Schiff, das völlig überfüllt ist. Das knappe Wasser wird löffelweise verteilt. Dass Gott mit ihnen an Bord ist, ist für Vus Eltern klar. „Immer wenn es besonders bedrohlich war, hat uns meine Mama aufgefordert zu beten, dass Gott für uns sorgt.“
Nach ihrer Ankunft in Österreich ist der Glaube für die Familie ein Rettungsanker. „Meine Eltern waren auf sich allein gestellt, ohne Verwandte. Wir haben viel gemeinsam gebetet.“ Die Familie setzt sich oft zum Rosenkranzgebet zusammen, singt viel und betet für verstorbene Verwandte. „Das Gebet für die Verstorbenen ist zutiefst in der vietnamesischen Kultur verankert. Am Todestag treffen wir uns und beten für die Seele des Verstorbenen.“
Heute ist Vu verheiratet und Vater von vier Kindern. In der Pfarre Baumgarten im 14. Bezirk ist der studierte Jurist im Pfarrgemeinderat.
So wie seine Eltern ihm, möchte Vu seinen Kindern den Glauben weitergeben. Vor vier Jahren hat er deshalb eigens ‚treenity.gospel‘, einen Jugend Gospel Chor, gegründet. „Für Jugendliche ist es ja nicht so einfach in die Kirche zu gehen und zu glauben. Über den Chor versuche ich, ihnen dabei zu helfen.“ Die Rechnung geht auf. Nicht nur Vus Kinder singen im Chor. Rund 40 Sängerinnen und Sänger treffen sich bei den Proben und gestalten Gottesdienste in der Pfarre musikalisch mit.
„Bei unseren Treffen lesen wir auch in der Bibel und beten gemeinsam.“ Vu lässt sich für den Chor ungewöhnliche Aktionen im Gottesdienst einfallen: Wie einen simulierten Flug in einem Flugzeug der fiktiven „Treenity Airline“. „Bei der Messe sind wir mit unseren Trollies eingezogen. Die ‚Flugbegleiterinnen‘ haben zu Beginn Sicherheitshinweise gegeben und auf das Bordmagazin – das Gotteslob – hingewiesen.“
Eines seiner Vorbilder im Glauben ist sein – mittlerweile verstorbener – bester Freund Stefan. „Stefan ist schwer an Krebs erkrankt und die Ärzte haben ihm nur noch wenige Wochen gegeben. Seine Krankheit hat ihn aber nicht umgeworfen. Er ist ruhig geblieben, gläubig und stark.“
Vu ist beeindruckt vom Gottvertrauen seines Freundes. Er organisiert ein Segensgebet zusammen mit Verwandten, Freunden und Bekannten. „Stefan war damals schon sehr krank. Mit ihm in unserer Mitte haben wir im großen Kreis gebetet. Das war sehr berührend.“
Stefan lebt noch ein Jahr – für Vu ein Geschenk Gottes. „Dieses Jahr konnte er gut nutzen, um all seine Dinge zu sortieren.“ Seit sechs Jahren ist Stefan jetzt tot. „Aber er ist heute noch sehr wichtig für mich.“
Bao Vu Phan Quoc
weitere Lebens - und Glaubenszeugnisse
weitere Informationen zu
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at