Tony Shahhaf: „Als wir mit dem Schlauchboot über das offene Meer gefahren sind, habe ich in den Himmel geschaut und gesagt: ‚Bitte Muttergottes, ich möchte meine Familie noch einmal sehen.’“
Tony Shahhaf: „Als wir mit dem Schlauchboot über das offene Meer gefahren sind, habe ich in den Himmel geschaut und gesagt: ‚Bitte Muttergottes, ich möchte meine Familie noch einmal sehen.’“
Tony Shahhaf flieht aus Syrien und erfährt Gottes Hilfe auf dem Weg nach Österreich. Er mutet Gott auch seinen Zorn zu.
Tony Shahhaf ist 38 Jahre alt, als er sein Heimatland Syrien im Herbst 2015 verlässt. Es ist für den Familienvater keine leichte Entscheidung, seine Frau und seine Tochter in Damaskus zurück zu lassen und zunächst alleine zu flüchten.
Zwei Jahre lang haben Tony und seine Frau alles versucht, um gemeinsam das Land zu verlassen. Keine Chance. „Wir haben lange nachgedacht und vieles probiert. Dann haben wir entschieden, dass ich alleine gehe, und wir dann eine Familienzusammenführung versuchen.“
Der Weg über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Kroatien und Slowenien nach Österreich ist gefährlich. Vor allem die Bootsfahrt über das offene Meer, in einem Schlauchboot, ohne Rettungsweste.
Der 42-jährige Katholik erinnert sich: „Als ich das Boot gesehen habe, hatte ich viel Angst. Ich habe eine Wasserphobie und kann nicht schwimmen.“ Tony hat seinen Rosenkranz bei sich und betet. „Ich habe in den Himmel geschaut und gesagt: ‚Bitte Muttergottes, ich möchte meine Familie noch einmal sehen.“’
Die Bootsfahrt verläuft ruhig, Tony spürt einen tiefen Frieden und geht sicher wieder an Land. Im Zuge der großen Flüchtlingswelle 2015 gelangt er nach Österreich.
Über einen Freund kommt er nach Wien in die Pfarre Reindorf im 15. Bezirk und fühlt sich vom ersten Moment an willkommen in der Kalasantiner-Pfarre.
„Schwester Beate, Schwester Helene und Pater Peter waren sehr nett. ‚Tony, du kannst bleiben‘, haben sie gesagt.“ Für Tony ist allerdings noch nicht klar, ob er sich überhaupt in Österreich niederlassen kann. Seine wichtigste Frage: In welchem Land kann seine Familie am schnellsten nachkommen? Schließlich entscheidet er sich zu bleiben und findet mit Hilfe der Pfarre eine kleine Wohnung ganz in der Nähe.
Die Sorge um seine Frau und seine Tochter und um seine Eltern belastet ihn sehr. „In Syrien war es für meine Familie sehr gefährlich. Wir haben fünfzehn Mal am Tag telefoniert.“ Endlich, im Juni 2017 kommen seine Frau und seine Tochter nach Wien. Momentan wartet Tony darauf, dass seine Ausbildung als Physiotherapeut auch in Österreich anerkannt wird.
In der Pfarre Reindorf hat der Syrer mit seiner Familie Heimat gefunden. Seine Tochter geht hier zur Jungschar, am Sonntag besucht die Familie die Heilige Messe.
„Ich bin immer schon katholisch“, sagt Tony, der im Jahr 2001 den Besuch von Papst Johannes-Paul II. in Syrien mit organisiert hat. Eine starke Erfahrung: „Ich konnte Johannes Paul II. persönlich begrüßen. Diesen Moment werde ich nie vergessen.“
Tony ist sich sicher, dass Jesus immer bei ihm ist, und ihm auch auf seinem Weg nach Europa beigestanden ist. „Ich sage immer: Jesus, du bist meine Richtung. Und ich gehe in diese Richtung.“
Zu Jesus kommt Tony mit allem, was ihm auf dem Herzen liegt. Auch mit dem, was ihn wütend macht. „Wo bist du Jesus?, habe ich gefragt, als mein Bruder durch eine Bombe gestorben ist. Warum musste mein Bruder sterben? Er war so ein guter Mensch!“
Auch als einer seiner besten Freunde im Krieg stirbt, konfrontiert er Jesus mit seiner Wut. Die Beziehung zu Jesus hält das aus, ist er sich sicher. „Ich kann alles zu meinem Jesus sagen. Wir sind richtige Freunde, da gibt es keine Verbote.“
Tony Shahhaf: „Wo bist du Jesus?, habe ich wütend gefragt, als mein Bruder durch eine Bombe gestorben ist. Warum musste er sterben?“
Die Beziehung zu Jesus hält das aus. „Ich kann alles zu meinem Jesus sagen. Wir sind richtige Freunde, da gibt es keine Verbote.“
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