In der Krimiserie „Hubert ohne Staller“ mimt Hannes Ringlstetter (links), hier mit Hubert (Christian Tramitz), den halbseidenen Autoschrauber Yazid.
In der Krimiserie „Hubert ohne Staller“ mimt Hannes Ringlstetter (links), hier mit Hubert (Christian Tramitz), den halbseidenen Autoschrauber Yazid.
Der bayerische Entertainer und Kabarettist Hannes Ringlstetter sorgt für volle Hallen und beste TV-Quoten. Im SONNTAG kommt er im laufenden Fasching auf Humor, Heimat und auch den Glauben zu sprechen. Der ehemalige Ministrant fühlt „das Göttliche in uns“ und ist Fan von Papst Franziskus.
"Scheiß da nix, dann feid da nix!“ Dieses kräftige Bonmot nennt Ringlstetter auf die Frage nach seinem Lebensmotto. Ich treffe ihn vor seinem Auftritt im Wiener Stadtsaal.
Er ist ein Vielbeschäftigter, der „Ringl“. Im Fernsehen mimt er in der Krimiserie „Hubert ohne Staller“ den halbseidenen Geschäftsmann Yazid, und in der „Ringlstetter-Show“ im bayerischen Fernsehen gibt er den schmähführenden Gastgeber. Aufgewachsen ist Hannes Ringlstetter in einem Dorf nahe der niederbayerischen Stadt Straubing.
„Katholisches Bürgertum und die ländliche Umgebung haben mich geprägt.“ Als „Beobachter aus der bürgerlichen Distanz“ bezeichnet er seine ersten gesellschaftlichen Wahrnehmungen. „Die schrägen Typen am Land, die faszinieren mich“, so der Kabarettist.
Sein Vater ist Deutschlehrer, Hannes wird vom bayerischen Dialekt geprägt, mit Wiener Einsprengseln. „Pumuckl und Qualtinger waren meine ersten Humorerfahrungen“, bekennt der „Ringl“. Auch der Austropop, Liedermacher wie Ludwig Hirsch, Wolfgang Ambros, Reinhard Fendrich oder die Gruppe STS gehören dazu.
Ringlstetter mag besonders die österreichische Bundeshauptstadt: „Wien hat eine Nonchalance, das Leben mit Schmäh zu führen. Ich mag die Beisln, die Wirtshauskultur und den Naschmarkt“, bekennt er. Einer seiner Hits lautet auch „Würstelstand“, dieser ist der Wiener Lokalspezialität gewidmet.
Nach seinem Abitur und dem Zivildienst, wo er als Altenpfleger tätig ist, studiert Hannes in Regensburg Germanistik und Geschichte. Letztendlich landet er aber beim Kabarett. Ottfried Fischer „Der Bulle von Tölz“ holt ihn in die Kabarettsendung „Am Schlachthof“. Ringlstetter gründet seine Band, ab da entwickelt sich die Karriere des „Ringl“ auf den Bühnen Bayerns.
Hannes Ringlstetter bekennt, dass er sich vom Ministranten zum Agnostiker entwickelt hat. Daher sei für ihn die Frage nach dem Glauben „immer ein schwieriges Thema“.
Ringlstetter ist diesbezüglich ein Pendler „zwischen einer Suche und Erkenntnis von Spiritualität, die da ist. Das Göttliche in uns, das kann ich total fühlen, wenn ich mit mir gut bin“. Er hat viele Bekannte im kirchlichen Bereich, die spirituell sind, schildert der Kabarettist. Das bewundert er, „weil ich glaube, dass das eine große Disziplin erfordert“.
Ringlstetter outet sich auch als Fan von Papst Franziskus: „Ich finde es interessant, wie er sich in philosophische Gedanken einmischt und die Frage stellt, wohin entwickeln wir uns? Er sagt nicht nur, ihr müsst weniger konsumieren, sondern er hat auch eine Idee für das gelingende Miteinander.“
„Fürchtet Euch nicht“, dieses Zitat aus dem Weihnachtsevangelium ist der Songtitel Ringlstetters neuer CD: „Das ist ein aktuelles Thema. Man merkt ja, wie die gesellschaftlichen Ängste zunehmen. Ich habe mir gedacht, da muss man etwas dagegensetzen. Auch dieses Bibelzitat. Es braucht immer eine Gegenenergie zu solcher Angstmacherei.“
Ringlstetter ergänzt: „Natürlich hat jeder Ängste, das ist ganz normal. Aber eine Gesellschaft, vor allem eine demokratische, darf das nicht als Leitgefühl haben. Ich versuche immer wieder mit Liedern und Texten dagegen zu arbeiten.“
Persönlich beschäftigen den Kabarettisten zunehmend die Widrigkeiten des Lebens wie Krankheit und Tod. Er meint: „Es bleibt dir tatsächlich im Endeffekt der Humor. Selbstironie, sich selber nicht so wichtig zu nehmen, hilft einem bei diesem Weltenlauf“.
Aber auch die Liebe helfe, so der „Ringl“: „Das Entscheidendste, was man lernen kann und darf im Leben, ist, dass es Liebe gibt. Dass Menschen miteinander super umgehen können und dann schöne Dinge erreichen können. Das ist eine große Erkenntnis.“
In Ringlstetters Songs findet sich oft Humoristisches. Daher auch die Frage an den Agnostiker Ringlstetter, ob Gott seiner Meinung nach auch lachen kann? „Wer sich das ausgedacht hat, wie wir alle drauf sind, der muss ja der beste Witzeerzähler der Welt sein. Wenn es ihn gibt und er sich verhält, wie wir glauben, dann hat er sich den Humor ja auch ausgedacht. Also, ist er der Chef von allem.“
Kabarettist Hannes Ringlstetter hat „seiner“ Heimat – er stammt aus Niederbayern – das gleichnamige Lied gewidmet. Im Video dazu fährt er mit dem Traktor vor, hinter ihm der Pfarrer, die Ministranten und das ganze Dorf.
Heimat ist derzeit ein geflügeltes Wort. Bei vielen Themen in Politik, Gesellschaft und Kultur wird mit „Heimat“ argumentiert. Der „Ringl“ steht dem derzeitigen „Heimatboom“ kritisch gegenüber: „Der Begriff Heimat ist überstrapaziert. Ich glaube, man muss deshalb so viel darüber reden, weil es sich nicht mehr authentisch anfühlt. Daher braucht man so einen komischen Überbau von Volkstümlichem.“ Heimat, so Ringlstettter, habe etwas mit Regionalität zu tun: „Die muss die jetzige Generation gestalten, prägen und verändern.“
Kabarettist Hannes Ringlstetter tourt oft auch am Wochenende in Bayern und Österreich mit seiner Band oder seinem Soloprogramm. Daher sind ihm Ruhephasen wichtig, wie auch der wirtschaftlich freie Sonntag: „Ich finde die Idee super, am siebten Tag zu ruhen. Das entschleunigt eine völlig überstrapazierte Welt, wie wir sie haben. Ich bin tunlichst dafür, dass das so bleibt.“
Hannes Ringlstetter ist einer, der die Umwelt zum Nachdenken, aber auch zum Lachen bringt: „Es gibt keine schönere Unterhaltungsform, als wenn man sieht, dass Menschen glücklich sind und lachen.“ Wer die Menschen zum Lachen bringt, sollte wohl auch selber eine gute persönliche Einstellung dazu haben.
Was bringt Ringlstetter zum Lachen? „Die Menschen. Ich finde, dass Menschen komische Dinge tun, wie sie miteinander umgehen. Es gibt fast nichts Lustigeres als lang verheiratete Ehepaare, die ‚nebeneinander’ verreisen und gar nicht merken, wie skurril sie sind.
Ich kann aber auch über mich selber lachen, über die Diskrepanz zwischen dem öffentlichen Menschen und dem Privaten, der relativ deppert so dahinlebt. Das finde ich lustig.“
zur Person:
Entertainer Hannes Ringlstetter
bezeichnet sich als Fernsehmoderator, Musiker, Kabarettist, Autor und Mensch.
https://www.ringlstettertv.de/
Radiotipp
Warum Ringlstetter Wien so mag und was er beim Fußballderby zwischen Austria und Rapid erlebte, darüber spricht er in der
Sendung „Lebenswege“ am 22. Februar um 17.30 Uhr
DaCapo am 24. Februar um 17.30 Uhr.
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die Zeitung der Erzdiözese Wien
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