Walter Gröblinger: „Wir sind – salopp formuliert – Vereinsmeier. Damit sind wir es gewohnt, uns in Kirche und Gesellschaft zu engagieren.“
Walter Gröblinger: „Wir sind – salopp formuliert – Vereinsmeier. Damit sind wir es gewohnt, uns in Kirche und Gesellschaft zu engagieren.“
Die Verbindungen und Mitglieder des Mittelschüler-Kartell-Verbandes haben seit jeher einen ganz engen Bezug zur Kirche. Unter ihrem Vorsitzenden Walter Gröblinger möchten sie dieses Naheverhältnis weiter stärken und auch kommunikativ, karitativ und sozial neue zeitgemäße Wege gehen, die den MKV in ein neues Zeitalter führen.
Man sieht Walter Gröblinger seine kommunikative Stärke auf Anhieb an. Der 46-jährige Wiener tritt souverän auf, legt sich Band und Deckel an (so nennt man den traditionellen Hut und das Band von Studentenverbindungs-Mitgliedern) und beantwortet routiniert unsere Interviewfragen.
Jede Antwort sitzt, liefert konkrete und spannende Aussagen. Kein Wunder, denn Gröblinger ist Geschäftsführer einer PR- und Werbeagentur und war unter anderem Pressesprecher von Ex-Verkehrsstaatssekretär Helmut Kukacka.
Seit 2015 bringt er diese kommunikative Stärke als Vorsitzender des Mittelschüler Kartellverbandes (MKV) in Österreich ein. Mit 17.000 Mitgliedern an 160 Standorten ist der MKV der größte Schüler- und Schulabsolventenverband Österreichs, erklärt Walter Gröblinger: „Fast überall, wo es ein Gymnasium gibt, ist auch der MKV daheim. Unser zentrales Anliegen ist, junge Schüler zu unterstützen und sie auf ihrem Weg ins Leben zu begleiten.
Der MKV ist eine grandiose Lebensschule, die noch dazu jedem Mitglied ein unglaublich starkes Netzwerk an Freunden bietet, die sich respektieren und die man in jeder Phase seines Lebens sowohl um private als auch berufliche Unterstützung bitten kann.“
Alle Mitglieder des MKV bekennen sich ja zu klaren Prinzipien. Welche sind das?
Wir haben vier Grundwerte, die wir auch Prinzipien nennen.
Öffnet die Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung auch Türen, die sonst verschlossen bleiben würden?
Ja sicher! In dem Moment, wo man in eine Verbindung eintritt, ist man mit allen per Du. Egal wie alt, in welcher Position und woher man kommt. Dann ist man als Schüler zum Beispiel in der Situation, dass man ranghohe Politiker oder Wirtschaftstreibende mit dem Du-Wort ganz aktiv ansprechen kann, wenn diese selbst Verbindungsmitglieder sind. Oder auch wenn man zum Beispiel auf Kardinal Christoph Schönborn trifft.
Das Wichtige dabei ist aber, dass man das als Ehre betrachtet und es nie ausnutzen darf. Man begegnet den Mitgliedern zwar mit dem freundschaftlichen Du – aber gleichzeitig mit viel Respekt. Wir haben hier einen ganz klaren Verhaltenskodex.
Unser Kardinal ist Mitglied im MKV?
Ja, Kardinal Christoph Schönborn ist Ehrenmitglied in einer Studentenverbindung des MKV. Aber nicht nur er, sondern auch viele andere kirchliche Würdenträger: Bischof Hermann Glettler und Bischof Alois Schwarz, ganz viele Dechanten und Pfarrer, allen voran Dechant Gregor Jansen.
Auch der bisherige Nuntius Peter Stephan Zurbriggen ist MKV-Mitglied – und auch Jugendbischof Stephan Turnovszky, der selbst zwar kein Mitglied ist, unterstützt aktiv die Arbeit des MKV und ist uns sehr stark verbunden.
Warum gibt es dieses Naheverhältnis von Studentenverbindungen und Kirche?
Für den MKV ist Religion das wichtigste Prinzip, weil wir uns seit jeher sehr stark über die katholische Religion definieren. Das zeigt sich unter anderem sichtbar darin, dass wir bei allen kirchlichen Festen aktiv und sichtbar mit dabei sind.
Außerdem engagieren sich unsere Mitglieder auch persönlich für die Kirche: Sehr viele von uns sind im Pfarrgemeinderat oder im Vermögensverwaltungsrat von Pfarren, wir haben ganz viele Ministranten und Jungscharleiter, Religionslehrer unter unseren Mitgliedern.
Wir begehen bei jeder größeren Verbindungsveranstaltung selbstverständlich immer auch eine Messe und jede MKV-Studentenverbindung hat auch einen eigenen Verbindungsseelsorger, der die Mitglieder im Glauben begleitet.
Meistens sind das Priester oder Ordensmänner, alternativ Diakone oder Menschen mit großem Kirchenbezug, wie z.B. Religionslehrer.
Sind Sie persönlich gläubig?
Ja! Ich spüre, dass Gott aktiv da ist. Ich merke nämlich, dass es in meinem Leben viele Situationen gibt, wo ich ihn persönlich anspreche, wo ich ihn bitte, oder wo ich ihm einfach danke sagen will, für etwas Schönes. Und genau in solchen Situationen – da g´spür ich was – und zwar Gott!
Auch damals als meine Tochter geboren ist: Diesen Moment hat meine eigene Mutter leider gerade nicht mehr erleben dürfen – weil sie vorher gestorben ist. Trotz aller Trauer ist das für mich aber eine göttliche Fügung, damit meine Mutter der persönliche Schutzengel für meine Tochter sein kann. Daran glaube ich ganz fest und ich spüre und sehe in meiner Tochter ganz oft die Stärke meiner Mutter.
Auch der MKV lebt ja in einer Zeit des weltlichen und kirchlichen Wandels. Wie reagiert er darauf?
Auch wir sind gefordert, uns weiterzuentwickeln. Wir haben teilweise sehr traditionelle Strukturen, die in der Kommunikation nach innen und außen manchmal etwas lähmen – auch was die Abstimmung unter den einzelnen Verbindungen betrifft.
Deswegen bin ich ganz klar mit dem Ziel angetreten, diese Strukturen zu verjüngen, vor allem in Bezug auf die Kommunikation und Medienarbeit.
Außerdem ist es mir ein wichtiges Anliegen, die jungen aktiven Mitglieder zu fördern und gleichzeitig ein generationenübergreifendes Bildungsangebot für alle zu schaffen. Denn nach der Matura bleibt man ja im Normalfall MKV-Mitglied, sein ganzes Leben lang.
Deshalb bauen wir derzeit eine Bildungsschiene auf, die im Sinne der Generationengerechtigkeit altersübergreifend unsere Mitglieder bis ins hohe Alter hinein schult, von Social Media Schulungen, über Rhetorik-Seminare, bis hin zu kulturellen Angeboten. Ich setze mich dafür ein, dass der MKV eine neue Strahlkraft entwickelt, die in die gesamte Gesellschaft hineinwirkt.
Wie konkret?
Da gibt es viele Beispiele. Für das kommende Weihnachtsfest planen wir etwa eine österreichweite Aktion, bei der wir am Heiligen Abend unsere Verbindungshäuser und Standorte öffnen und auch dort feiern wollen. Und zwar gemeinsam mit alleinstehenden, alten, kranken Menschen – und allen, die mit uns mitfeiern wollen. Damit wollen wir ein Zeichen gegen das Alleinsein setzen und uns präsentieren, unsere Türen öffnen.
Wie groß ist die Herausforderung, bei solchen Projekten Freiwillige im MKV zu gewinnen?
Wir als MKV sind von Jung auf gewohnt, uns zu engagieren und uns auch ganz klar zu bekennen. Das ist ein großer Benefit für Kirche und Gesellschaft.
Wir sind – wenn ich es salopp formulieren darf – „Vereinsmeier“. Und als Vereinsmeier ist man gerne dabei, bringt sich gerne ein, engagiert sich und investiert auch seine Freizeit.
Das gilt auch für mich: Ich investiere in meiner Funktion durchschnittlich 15-20 Wochenstunden ehrenamtlich für den MKV. Dafür bekomme ich viel ehrliche Dankbarkeit zurück.
Ich bin einfach leidenschaftlich gern MKV-er und generell ein Mensch mit Visionen, deshalb warte ich nicht ab, bis wer anderer anpackt. Sondern ich tue es am besten selber.
zur Person:
Walter Gröblinger
Privat
- 46 Jahre alt
- ist verheiratet und hat eine dreijährige Tochter
- bezeichnet sich als Ur-Wiener. Gröblinger: „Bis hin zur tschechischen Großmutter ist alles da, was ein Ur-Wiener braucht. Ich liebe Wien, und ich liebe Österreich!“
Tätigkeit, Beruf
- ist Geschäftsführer einer PR- und Werbeagentur
- ist seit 2015 Kartellvorsitzender des Mittelschüler-Kartell-Verbandes der katholischen farbentragenden Studentenkorporationen Österreichs (MKV)
- ist Mitglied im MKV seit seinem 13. Lebensjahr (1986). War elf Jahre lang Referent des Bildungsbereiches des österreichweiten MKV
Zitate:
„Ich liebe es, Vater zu sein.“
„Ich spiele leidenschaftlich gerne Tennis.“
„Ich pflege meine Kontakte und Freundschaften aktiv und verbringe viel Zeit mit Netzwerken.“
Leben ist…
Liebe und die Pflege von Freundschaften. Weil ich ganz einfach meine ganze Kraft und meine Lebensfreude daraus ziehe.
Sonntag ist…
Tag der Familie und der Tag, an dem ich es mir gut gehen lasse. Besonders seit meine Tochter geboren ist, gehen wir regelmäßig in die Kirche. Zudem koche ich gerne am Wochenende. Und wenn es irgendwie geht, treffen wir Freunde oder besuchen unsere Familie.
Glaube ist…
das, was mir im Leben Kraft und Halt gibt. Wenn ich merke, dass ich hilflos bin, sage ich „Lieber Gott hilf mir“ – und meistens passts dann wirklich.
Und durch meine Tochter bin ich noch mehr im Glauben gewachsen. Sie liebt das Singen in der Messe und sie strahlt immer über das gesamte Gesicht, wenn wir in unserer Pfarre das Vater Unser singen und uns gegenseitig die Hände reichen.
weitere Lebens- und Glaubenszeugnisse
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