Doris: „Aktiv auf die Menschen zugehen – das ist Teil meiner Arbeit. Ich könnte nicht still im Kämmerchen sitzen. Als Pfarrsekretärin braucht man eine offene Art.“
Doris: „Aktiv auf die Menschen zugehen – das ist Teil meiner Arbeit. Ich könnte nicht still im Kämmerchen sitzen. Als Pfarrsekretärin braucht man eine offene Art.“
Doris Flandorfer ist mit Leib und Seele Pfarrsekretärin. Sie findet: Da darf man auch mal neugierig sein!
"Mein Mann ist gestorben. Er war aus der Kirche ausgetreten, aber ich bin gläubig. Kann ich für ihn eine Messe lesen lassen?“ Es sind Anfragen wie diese, mit denen die Pfarrsekretärin Doris Flandorfer an ihrem Arbeitsplatz in der Pfarre Inzersdorf-St. Nikolaus Tag für Tag zu tun hat. Und die ihren Beruf so spannend und bedeutsam machen, wie sie findet.
Ganz nah am Leben und an dem, was Menschen an Schönem und Schwerem erfahren, ist sie dran. „Mit den Menschen, die jemanden verloren haben, rede ich über Trauer, übers Loslassen, über Veränderung. Das sind sehr wertvolle Gespräche“, sagt die 37-Jährige. „Wir öffnen uns und sind so miteinander verbunden.“
Aktiv auf die Menschen zugehen – das ist Teil ihrer Arbeit, sagt sie. „Ich könnte nicht still im Kämmerchen sitzen. Als Pfarrsekretärin braucht man eine offene Art.“ Manche Menschen erzählen von sich aus, bei anderen tastet sie sich vorsichtig vor und fragt auch schon mal: „Darf ich neugierig sein? Da ist das Eis dann meist schon gebrochen.“
„Von Mutter zu Mutter“ hat Doris, selbst Mutter von zwei Kindern, mit einer Frau gesprochen, die ihr Kind zur Taufe anmelden wollte. „Sie und der Vater des Kindes waren aber beide aus der Kirche ausgetreten. Es war der Wunsch der Großmama, dass die Urenkel getauft werden. Auf dem Sterbebett hat sie es ihr versprochen.“ Es ergibt sich ein persönliches Gespräch, über die Kirche, den Glauben und die Weitergabe des Glaubens an die Kinder.
Als die Frau sich verabschiedet, ist ihr Kind noch nicht zur Taufe angemeldet. „‘Ich möchte mir das noch gut überlegen‘, hat sie gesagt, und ich dachte schon, oh Schreck, hab ich ihr das jetzt ausgeredet?“
Zwei Wochen später kommt die Frau wieder und will selbst in die Kirche zurückkehren. „Die Taufe ihres Kindes feierte sie ganz bewusst und in Bekenntnis ihres Glaubens. Es ist jetzt nicht nur Tradition, sondern es steckt mehr dahinter“, freut sich Doris.
Doris ist in einer gläubigen Familie aufgewachsen. Die Andächtigkeit und Hingabe ihrer Großeltern beeindrucken sie als junges Mädchen tief. „Von ihnen habe ich Demut und Dankbarkeit gelernt.“ Bis heute spürt sie ein starkes Gottvertrauen. Ein wahres Geschenk, wie sie sagt. „Das macht mein Leben um vieles schöner und leichter! Ich spüre ganz, ganz tief drinnen, dass ich geführt bin. Er führt!“
Im Rückblick erkennt sie, wie Gott ihr in schwierigen Situationen nahe war. „Wenn ich Hürden überwunden und Berge erklommen habe, weiß ich: Ich hab das nicht alleine geschafft.“
Seit einiger Zeit ist Doris auch Trauerbegleiterin und spricht mit Menschen, die jemanden durch Tod verloren haben. Sie vermeidet es, dabei leichtfertigen Trost auszusprechen. „Jeder darf verzweifeln und mit Gott hadern. Auch der treueste Christ kann sagen, dass Gott ihm alles genommen hat“, meint Doris. Das Vertrauen, dass der Tod nicht das letzte Wort, kann man niemandem aufzwingen. Doris ist überzeugt: „Diese Hoffnung muss aus einem selber heraus kommen.“
zur Person:
Doris Flandorfer: „Bis heute spüre ich ein starkes Gottvertrauen. Ein wahres Geschenk, das mein Leben um vieles schöner und leichter macht. Ich spüre ganz, ganz tief drinnen, dass ich von Gott geführt bin.“
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