Konstantin Spiegelfeld: „Das erste Mal sind meine Eltern mit mir nach Mariazell gegangen, als ich ihnen gesagt habe, ich geh‘ ins Priesterseminar.“
Konstantin Spiegelfeld: „Das erste Mal sind meine Eltern mit mir nach Mariazell gegangen, als ich ihnen gesagt habe, ich geh‘ ins Priesterseminar.“
Konstantin Spiegelfeld, Pfarrer in der Leopoldstadt, trifft man im Café, unterwegs im Bezirk oder rund um seine Kirche auf der Praterstraße. Er will nahe bei den Menschen sein.
Wie oft er denn schon zu Fuß nach Mariazell gepilgert ist? Konstantin Spiegelfeld, weißhaarig, herzlich, ein Mann mit lauter Stimme, muss einen Moment nachdenken. „Na dreißig Mal sicher!“ An die erste Fußwallfahrt zum Marienwallfahrtsort erinnert sich der 63-jährige Priester ganz genau, sie ist etwas Besonderes: „Das erste Mal sind meine Eltern mit mir gegangen, als ich ihnen gesagt habe, ich geh‘ ins Priesterseminar.“
Nicht nur deswegen hat Mariazell viel mit Konstantins Berufung zum Priester zu tun. Denn in der Basilika hört er erstmals, dass Gott ihn ruft. „Das war bei der Vorbereitung auf den Papstbesuch 1983. Ich war nur kurz beim Gnadenaltar und hab‘ gemerkt, ich werde angesprochen.“
Es dauert fast zwei Jahre, bis Konstantin, damals Ende zwanzig und Maschinenbauer, seinen Weg ins Priesterseminar findet. 1991 wird er zum Priester geweiht.
Seit dreizehn Jahren ist Konstantin Pfarrer in St. Johann Nepomuk in der Leopoldstadt. „Der zweite Bezirk ist ein toller Bezirk“, schwärmt der gebürtige Linzer.
Er schätzt die soziale und religiöse Vielfalt. „Es gibt eine große jüdische Kommunität und einige muslimische Gruppen. Wir lernen hier, miteinander gut umzugehen.“
Seelsorge im wahrsten Wortsinn, die Sorge um jeden einzelnen, treibt ihn um. Er will wissen, was die Menschen beschäftigt, ihr Leben kennenlernen, von ihren Sehnsüchten erfahren, und sieht seinen Platz als Pfarrer vor Ort, mitten im Geschehen.
„Wir besuchen die Leute, ich gehe in die Schulen oder ins Café. Und dann gibt es Gespräch.“ Auch wenn es so aussieht, dass so viele Menschen in der Stadt dem Glauben fernstehen, „es ist oft so eine Sehnsucht in den Menschen da.“
Dass sich viele von der Kirche abwenden, schmerzt den Priester. „Es tut mir weh, dass so viele eine gewaltige Krise im Vertrauen zur Institution Kirche erleben.“
Die Freude und die innere Freiheit, die der Glaube an Jesus ihm gibt, wünscht sich Konstantin für alle Menschen seiner Pfarre, die Alteingesessenen und die neu Zugezogenen. „Wir haben hier die Herausforderung eines großen Neubaugebietes und fragen uns, wie wir mit den Menschen dort in Kontakt kommen können und wie sie Gemeinde erleben können.“
Seine wichtigste Aufgabe als Priester sieht Konstantin darin, selbst zu glauben. „Das klingt banal, aber es ist so wichtig. Ich möchte ja kein Kirchenfunktionär sein.“
Auch wenn die organisatorischen Tätigkeiten in der Pfarre viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen, die persönliche Beziehung mit Jesus hat für Konstantin oberste Priorität. Für das Morgengebet nimmt er sich viel Zeit, die tägliche Eucharistie ist „keine Routine, sondern eine echte Quelle für mich.“ Regelmäßig pilgert er nach Mariazell, ins Heilige Land und nach Lourdes und empfängt dort „immer sehr viel.“
Was ihn im Priestersein besonders herausfordert? „Das, was ein Priester ist, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ziemlich geändert.“ Das Berufsbild ist keineswegs klar, findet er. „Das macht es aber auch spannend. Man ist nicht festgelegt, sondern versucht mit seinen Talenten ein guter Priester zu sein.“
Konstantin Spiegelfeld: "Die wichtigste Aufgabe für mich als Priester ist, selbst zu glauben. Ich möchte ja kein Kirchenfunktionär sein.“
weitere Lebens- und Glaubenszeugnisse
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at