P. Andreas Batlogg, SJ: „Eine Krebsdiagnose ‚durchkreuzt‘ viel und wirft alles durcheinander mit unsicherem Ausgang.“
P. Andreas Batlogg, SJ: „Eine Krebsdiagnose ‚durchkreuzt‘ viel und wirft alles durcheinander mit unsicherem Ausgang.“
Jesuitenpater Andreas R. Batlogg erhielt die Diagnose Darmkrebs. Chemotherapie und Bestrahlung begannen, gefolgt von einer schweren Operation. Zwei weitere folgten. In den „Passionswegen“ spricht er über die Zeit der Erkrankung und wie es ihm heute geht.
Vor kurzem machte unser Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn seine Prostatakrebserkrankung öffentlich. Er wird sich einer Operation unterziehen und danach einige Zeit nicht in der Öffentlichkeit auftreten. Viele Glück- und Genesungswünsche begleiten ihn.
Christoph Schönborn ist Dominikaner. Ein Ordensmann, der ebenfalls mit der Diagnose Krebs umgehen lernen musste, ist der Jesuit Andreas Richard Batlogg. Er wurde von Kardinal Schönborn zum Priester geweiht, beide pflegen eine gute Freundschaft miteinander.
P. Batlogg war siebzehn Jahre für die Kulturzeitschrift „Stimmen der Zeit“ tätig, jahrelang auch als Herausgeber und Chefredakteur. Kurz bevor er ein „Sabbatical“, eine mehrmonatige Auszeit in Jerusalem nehmen will, erhält er im Herbst 2017 die Diagnose Darmkrebs.
„Ich bin ein Morgenmensch und habe keine Probleme auch um vier Uhr einmal aufzustehen, wenn ich arbeiten muss, oder um fünf. Und normalerweise hatte ich da Morgentoilette und dann war das erledigt. Da gab es einfach Probleme.
Ich habe das auf Nervosität, auf Stress in der Arbeit geschoben, wie man es oft tut, um nicht zum Arzt zu müssen. Und irgendwann sagte mir ein Mitbruder: Du lass das einmal abklären. Und dann bin ich halt zu einem Arzt mit Darmspiegelung. Und am Ende stand diese Diagnose, die dann wirklich blitzartig alles veränderte“, blickt P. Batlogg heute zurück.
Er holt eine ärztliche Zweitmeinung ein, aber die Antwort lautet: „Es ist leider ein faustgroßer bösartiger Tumor“. Dann folgt ein Satz, den er sich vorher nicht vorstellen konnte: „Sagen Sie alle Termine für ein Jahr ab!“ Denn P. Batlogg ist ein Macher, gewohnt zu entscheiden. Nun aber entscheiden andere.
„Dein Körper gibt Dir Signale. Ärzte, Schwestern, Therapien werden über dein Leben bestimmen, das ist schon ein Moment, wo man kräftig schluckt“. Andreas Batlogg ruft einen Freund, der Onkologe ist, an, dieser sagt zu ihm: „Ich bin für Dich da“.
Batlogg kommuniziert die Erkrankung seiner kleinen Jesuitenkommunität in München. Man vereinbart, es auch bei einem Gottesdienst öffentlich zu machen. Nicht leicht fällt es ihm, es auch seinen Eltern mitzuteilen, da sie Jahre zuvor den Tod einer Tochter zu verkraften hatte.
Fragen stellt sich Andreas Batlogg in der Zeit der Erkrankung oft, sie lauten: „Warum ich? Warum jetzt? Warum dieser Krebs?“. Eine Krebsdiagnose „durchkreuze“ viel und werfe alles durcheinander mit unsicherem Ausgang. Er, der vielen vorher die Krankensalbung gespendet hat, vollzieht einen Seitenwechsel, nun war er selbst unter diesen. Batlogg betreibt auch Ursachenforschung.
Als einen der Hauptgründe erkennt er „Stress“ in seiner Funktion als Chefredakteur und die engen Erscheinungstermine des Magazins. Dazu auch die eher unerwartet gekommene Ablösung in dieser Aufgabe, dazu kommt ungesunde Ernährung.
Am 19. Jänner 2018 wird Andreas Batlogg operiert, dem voran gehen Chemotherapie und Bestrahlungen. Nebenwirkungen wie Inkontinenz, kaum die Möglichkeit zu reden, zu essen oder zu schlucken gehen einher. „Aber ab der Operation, war es anders. Nicht nur, weil ich natürlich auch mit einem künstlichen Ausgang aufgewacht bin, vor dem ich riesige Angst hatte. Davor habe ich mich geekelt.
Und ja, wenn Sie 55 Jahre sind, bevor Sie das erste Mal in ein Krankenhaus kommen, dann bringen Sie die Neugierde eines Kindes mit, aber auch alle Ängste eines Kindes. Und gleichzeitig das zu verstecken, zu tabuisieren bringt auch nicht weiter. Ich bin auf Ärzte, Pfleger, Schwestern gestoßen, die mir geholfen haben. Wo man auch schwach sein durfte. Ich habe öfters den Satz gehört: „Sie sind Patient, wir sind für Sie da!“
Wie geht der Jesuit Andreas Batlogg als Ordensmann mit der Krebserkrankung heute um und wo steht er im Heilungsverlauf? Dazu sagt er: „Chirurgisch gesehen bin ich geheilt. Onkologisch gesehen, schwebt natürlich über mir das Damoklesschwert eines Rezidivs, das fünf, sieben, neun Jahre sein kann. Wenn ich in sieben Jahre höre, es gibt Metastasen in der Lunge, bin ich auch sieben Jahre älter. Ich habe auch gelesen, einmal Krebs, immer Krebs.
Es ist ja auch der Gedanke, was arbeitet da in mir gegen mich. Das sind tiefgehende Fragen. Und gleichzeitig hatte ich mit der Behandlung, mit der Therapie unglaubliches Glück. Ich hatte ein gutes soziales Umfeld. Glaube hilft, mir hat er geholfen. Man muss das nicht gleich spirituelle Resilienz nennen, aber ich habe auch bei der Krankensalbung gesagt, als meine Eltern fragten: Wirst Du sterben? Da sagte ich: Ich sterbe lieber getröstet, als ungetröstet.“ Derzeit verbringt P. Batlogg sein damals aufgrund der Erkrankung verschobenes Sabbatical in Jerusalem.
Buchtipp:
Andreas R. Batlogg
„Durchkreuzt.
Mein Leben mit der Diagnose Krebs.“
Seine Gedanken und Erfahrungen zu seiner schweren Erkrankung hat P. Andreas R. Batlogg in einem Buch niedergeschrieben.
Erschienen im Tyrolia Verlag.
ISBN: 978-3-7022-3745-5,
192 Seiten.
Radiotipp:
„Das Leben danach wird nicht unbedingt leichter“.
Die Sendung von Stefan Hauser hören Sie
am Samstag, 13. April 2019, von 19 bis 20 Uhr.
DaCapo am Mittwoch, 17. April, von 19 bis 20 Uhr.
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