María Rato Barrio: „Andere meinen, ich habe einfach nur Glück gehabt. Aber ich sehe die Hand Gottes.“
María Rato Barrio: „Andere meinen, ich habe einfach nur Glück gehabt. Aber ich sehe die Hand Gottes.“
María Rato Barrio muss den Wunsch nach der Taufe ihres Ehemannes innerlich loslassen, um am Ende überrascht zu werden.
El Salvador: Männer mit Maschinengewehren überfallen den Minibus, in dem auch María Rato Barrio sitzt. Sie rauben die Mitfahrenden aus, packen die Beute ein und verschwinden. Alle im Bus bleiben unverletzt.
„Ein Wunder“, sagt María. „Die Polizei war sehr überrascht, dass sie uns nicht getötet haben. Denn normalerweise enden solche Überfälle tödlich.“
Es ist nicht die einzige gefährliche Situation, die die gebürtige Spanierin während ihrer Zeit in Lateinamerika erlebt. Als Mitarbeiterin in der Entwicklungzusammenarbeit und Anthropologin reist sie viel zu Forschungszwecken, oft alleine.
Einmal fährt ein Busfahrer vor der eigentlichen Abfahrtszeit einfach mit ihr alleine im Bus davon. Er lässt einen zweiten Mann einsteigen. „Sie haben mich merkwürdig angeschaut und gelacht“, erinnert sich María. Sie weiß nicht, was sie mit ihr vorhaben. „Ich hatte sehr große Angst. Es war schrecklich.“
Ein kleines Messer, das sie zum Schälen von Orangen benutzt, hält sie versteckt in der Hand. „Ich habe intensiv gebetet, dass ich es nicht benutzen muss.“ Wieder kommt María ohne Schaden davon. Der Busfahrer bringt sie ohne weitere Erklärung zurück zur Bushaltestelle. Die Hand Gottes hat sie beschützt, ist sich María sicher.
Heute lebt die 41-Jährige mit ihrem Mann Clemens und drei Kindern, nach Jahren in Lateinamerika und Afrika im 14. Wiener Gemeindebezirk. „Vor Wien haben wir drei Jahre lang in Kapstadt gearbeitet.“
Durch ihre Forschungen bekommt María mit, wie allgegenwärtig Gewalt und Ausgrenzung dort sind. „Wir wollten Kinder, spürten aber, dass Südafrika für uns nicht der passende Ort dafür war.“ Clemens, Sportwissenschaftler und gebürtiger Deutscher, bewirbt sich für eine Stelle an der Universität Wien. Er bekommt den Job. In Wien findet das Ehepaar schnell Anschluss in einer Pfarre im 13., später im 14. Bezirk.
Dass Clemens heute jeden Sonntag mit María und den Kindern die Heilige Messe mitfeiert, hat sich beim Kennenlernen der beiden vor 15 Jahren nicht abgezeichnet.
„Clemens war nicht getauft und kannte den katholischen Glauben und Gott nicht. Er hatte viele Vorurteile, insbesondere gegen die Institution Kirche, und wir haben sehr viel diskutiert.“
Trotz seiner Ablehnung ist Clemens am Glauben interessiert und löchert María mit seinen Fragen. „Ich war dadurch sehr herausgefordert“, sagt sie. „Meinen Glauben habe ich erfahren. Aber ich bin keine Theologin und konnte zum Beispiel nicht einfach erklären, warum Gott in der Hostie ist.“
Maria wünscht sich sehr, dass auch Clemens Gott kennenlernt und sich taufen lässt. In ihm gibt es eine Sehnsucht, das spürt sie, aber auch „einen Konflikt zwischen seinem Herzen und seinem Kopf.“
Viele Jahre betet sie für ihn, hofft und will ihm gleichzeitig keinen Druck machen. Irgendwann wendet sie sich frustriert an Gott: „Ich habe alles versucht. Ich lege Clemens und seine Taufe in deine Hände, Gott!“
Maria lässt den Wunsch nach der Taufe ihres Ehemannes innerlich los – und genau zu dieser Zeit beschließt Clemens, einen Schritt in Richtung Taufe zu machen.
In der Osternacht 2015 wird Clemens in Wien getauft. „Es war so, so schön!“, schwärmt Maria. Als Ehepaar und Familie mit Gott zu gehen, ist für die Spanierin ein großes Geschenk – wenn auch nicht immer einfach.
Wenn Zweifel und Unsicherheiten zu groß sind, erinnert sie sich an die Momente, in denen sie Gottes Wirken eindeutig erlebt hat. Wie auf ihren Reisen in Lateinamerika. „Andere meinen, ich habe einfach nur Glück gehabt. Aber ich sehe die Hand Gottes.“
María Rato Barrio: Irgendwann habe ich mich frustriert an Gott gewandt: „Ich habe alles versucht. Ich lege Clemens und seine Taufe in deine Hände, Gott!“
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