Marie Czernin: „Jetzt hab’ ich wieder Kraft, für andere zu beten, denen es schlechter geht als mir.“
Marie Czernin: „Jetzt hab’ ich wieder Kraft, für andere zu beten, denen es schlechter geht als mir.“
Marie Czernin hat Brustkrebs. Sie lernt, ihre Krankheit anzunehmen und übergibt ihr Leben in Gottes Hand.
Marie Czernin spürt, dass irgendetwas mit ihr nicht in Ordnung ist. Im Winter ist sie oft krank und fühlt sich abgeschlagen. Ein Traum von einer Sonnenfinsternis lässt sie nicht los: „Irgendwie ahnte ich, dass eine große Herausforderung auf mich zukommt“, erzählt die gebürtige Kärntnerin.
Im April vor einem Jahr dann die Diagnose: Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium. „In dem Moment war ich überraschend ruhig. Ich hab mich als erstes in den Botanischen Garten beim Belvedere gesetzt und tief durchgeatmet.“
Acht Zyklen Chemotherapie, danach die Operation und drei Wochen Bestrahlung liegen vor Marie. Ein Jahr lang fällt die Redakteurin, die bei Missio Österreich tätig ist, in der Arbeit aus. Die Chemotherapie verträgt sie recht gut, hat wenige Nebenwirkungen, doch gegen Ende hin werden die Zyklen immer anstrengender.
„Ich hatte ein Ziel vor Augen, dass mir Mut machte: Eine japanische Freundin gab Ende September in Assisi ein Violinkonzert. Außerdem wollte sie sich dort taufen lassen. ‚Du musst kommen!‘, sagte sie zu mir.“ Marie schafft es. Nach der Chemotherapie reist sie – wenn auch geschwächt – nach Assisi und wird eine Woche danach operiert.
Gehadert mit der Krankheit oder mit Gott hat Marie nie wirklich. Doch es bleibt die Angst vor den Schmerzen. Die Krebserkrankung verändert schlagartig die Perspektive auf ihr Leben. „Plötzlich wird alles relativ, was mir vorher so wichtig vorkam.“ Marie fängt an, andere Prioritäten zu setzen: „Das Gebet wurde für mich wichtiger als jedes Tun.
Vor meiner Krankheit fragte ich mich manchmal: Warum nur das Kreuz? Insgeheim wünschte ich mir ein Leben ohne das Kreuz.“ Doch Marie realisiert: „Wenn ich die Schmerzen annehme und mich nicht dagegen sträube, wird alles leichter.“ Sie versucht, den Tumor zu akzeptieren und übergibt ihr Leben samt der Erkrankung Gott.
Als noch eine Knochen-Biopsie gemacht werden muss aufgrund der Metastasen, wird ihr klar: „Egal was passiert, ich kann nicht tiefer als in Gottes Hände fallen. Ich hatte das Gefühl, ich muss durch einen Tunnel. Aber am anderen Ende kommt das Licht, egal ob in diesem oder im anderen Leben.“
Das Beten fällt Marie während ihrer Behandlung phasenweise schwer. „Während der Chemo war ich oft zu müde und wollte einfach nur schlafen.“ Doch das Herzensgebet – die ständige Wiederholung des Satzes „Jesus Christus, erbarme dich meiner“ – gibt ihr Kraft.
Sie fühlt sich getragen durch das Gebet vieler Freunde und ihrer Familie. Nachrichten über WhatsApp oder SMS erreichen sie meistens dann, wenn es ihr gerade nicht gut geht. „Immer wieder hat mich ein ‚Ich bete und denk’ gerade an dich!‘ aufgebaut.“ Nie fühlt sie sich in dieser Situation allein gelassen.
Seit Juni ist Marie wieder zurück in der Arbeit bei Missio. Sie muss nach wie vor starke Medikamente nehmen und regelmäßig zur Kontrolle gehen. „Ich fühle mich wieder fit, fast wie neugeboren.“ Oft bitten sie krebskranke Menschen um ihr Gebet. „Jetzt hab’ ich wieder Kraft, für andere zu beten, denen es schlechter geht als mir.“
Gemeinsam mit einem befreundeten Logotherapeuten entsteht die Idee einer Selbsthilfegruppe und eines Gebetskreises für Krebskranke und ihre Angehörigen. Die Initiative soll den Betroffenen Mut machen, trotz der Krebserkrankung einen Sinn in ihrem Leben zu entdecken.
Marie Czernin: „Die Diagnose Brustkrebs verändert schlagartig die Perspektive auf mein Leben. Plötzlich wird alles relativ, was mir vorher so wichtig vorkam. Und das Gebet wurde für mich wichtiger als jedes Tun.“
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