Ulrike Fischer: „Gott ist immer da, nur wir sind meistens nicht da.“
Ulrike Fischer: „Gott ist immer da, nur wir sind meistens nicht da.“
Die Neugestaltung des Altarraumes in der Pfarrkirche Pulkau wird für Ulrike zum spirituellen Erlebnis. Heute feiert sie die Heilige Messe anders mit als zuvor.
"Manchmal ringe ich mit dieser katholischen Kirche. Es gibt Dinge, denen ich skeptisch gegenüberstehe, weil sie für mich heute nicht mehr ganz alltagstauglich sind“, sagt Ulrike Fischer, „aber es ist auch die Kirche, in die ich hinein getauft wurde und die mich zu Gott geführt hat.“
Trotz aller Kritik: Man hört sie heraus, die Liebe zur Kirche und die Begeisterung, wenn die 50-Jährige Bankangestellte zu erzählen beginnt. Zum Beispiel von der Neugestaltung des Altarraumes der Michaelskirche in Pulkau. Als vor eineinhalb Jahren die Pfarrkirche renoviert wird, übernimmt Ulrike als Pfarrgemeinderätin die Projektleitung. Und ist tief beeindruckt von dem, was sie erlebt.
Zu überlegen, wie der Altarraum aussehen soll, sind für Ulrike nicht bloß ästhetische, sondern tief spirituelle Fragen. „Beim Altarraumwettbewerb haben sieben Künstler mitgemacht. Die Vorschläge waren komplett unterschiedlich. Es war sehr spannend zu sehen, wie Menschen auf die Sache zugehen.“
Mit den sieben Gestaltungsvorschlägen beginnen die Diskussionen, die den Kern der katholischen Liturgie und des Gemeindelebens berühren. Fragen sind zu klären: Worum geht es eigentlich in der Liturgie? Was passt zu uns als Gemeinde? Ulrike, die mit ihrem Mann seit 2009 in Pulkau lebt, investiert viele Arbeitsstunden, ist mit Restauratoren, Kunsthistorikern und Theologen im Gespräche. „Das war eine sehr intensive, aber auch eine wunderbare Zeit.“
Die Weihe des neuen Sandsteinaltars durch Erzbischof Christoph Schönborn erlebt Ulrike intensiv. „Der Kardinal zieht sein Priestergewand aus und eine Plastikschürze und Ärmelschoner an. Anschließend wird die Mensa des Altares mit Chrisamöl einbalsamiert. In jede Ecke des Altares und in der Mitte wird eine Weihrauchschale gestellt und ganz viel Weihrauch steigt zur Decke.“ Erst nachdem der Altar wieder gereinigt ist, wird das erste Mal die Heilige Messe darauf gefeiert.
Für Ulrike ist das Mitfeiern des Gottesdienstes nach der Altarweihe anders als zuvor. „Das ist alles tief in mir drinnen und hat viel in mir verändert. Sonst geht man einfach in die Kirche und sitzt drinnen. Jetzt, wenn der Priester vor diesem Altar steht, ist es ein ganz anderes Gefühl. Ich merke, dass jetzt auch mit mir Wandlung passiert.“
Prägend für ihr Glaubensleben ist für Ulrike das Kennenlernen des kontemplativen Gebets nach Franz Jalics. Die Meditationsform des Jesuitenpaters, bei der man in Stille vor Gott verweilt, beschreibt Ulrike als sehr nüchtern. „Man ist viel in der Natur und im Meditationsraum, lernt im Hier und Jetzt zu sein.“
Ulrike erfährt: „Gott ist immer da, nur wir sind meistens nicht da.“ Jeden Tag meditiert sie eine halbe Stunde, einmal im Jahr macht sie zehntägige Schweigeexerzitien. Und übt damit ein, ständig in der Gegenwart und damit in der Präsenz Gottes zu leben. Sie liebt die Natur, vor allem die Berge, und hat dort, wie sie sagt, ganz besondere Gotteserfahrungen.
Seit einigen Jahren ist Ulrike selbst Gebetsleiterin für das kontemplative Gebet und bietet in der Pfarre Meditationsabende an. „Am Anfang war es nicht leicht. Diese Art des Gebetes ist in unserer Gegend nicht so bekannt und die Menschen waren erst einmal skeptisch.“ Aber von Mal zu Mal kommen mehr Interessierte. „Für mich war es ein großes Glück, diesen Gebetsweg kennen gelernt zu haben und ich freue mich, ihn auch anderen in unserer Gegend näher zu bringen.“
Ulrike Fischer: „Für mich war es ein großes Glück, den Weg des kontemplativen Gebets kennen gelernt zu haben. Ich freue mich, ihn auch anderen näher zu bringen.“
weitere Lebens- und Glaubenszeugnisse
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at