Günter-Josef Lentner: „Ich spüre, dass auf dem Jakobsweg seit mehr als tausend Jahren so viele Menschen mit ihren Sehnsüchten und im Glauben gegangen sind. Und ich spüre die Präsenz Christi. Ich gehe nicht allein, er geht mit.“
Günter-Josef Lentner: „Ich spüre, dass auf dem Jakobsweg seit mehr als tausend Jahren so viele Menschen mit ihren Sehnsüchten und im Glauben gegangen sind. Und ich spüre die Präsenz Christi. Ich gehe nicht allein, er geht mit.“
Günter-Josef Lentner findet über das Wallfahren zurück in die Kirche. Auf dem Jakobsweg hat er eine ganz besondere Christusbegegnung.
Scheinheilig, abstoßend, heuchlerisch – Günter Lentners Meinung von Katholiken ist keine gute. Als junger Mann ist er enttäuscht von der Kirche und den Menschen, die sich ihr zugehörig fühlen. „Ich empfand die Doppelmoral wichtiger Mitglieder meiner damaligen Pfarrgemeinde abscheulich. Sie feierten zwar jeden Sonntag die Heilige Messe mit, handelten im Alltag aber rücksichtslos und egoistisch“, erinnert sich der heute 61-Jährige.
Günter distanziert sich bewusst von der Kirche und hat über zwanzig Jahre lang kaum Berührungspunkte mit ihr. Es ist die Suche nach einer besonderen sportlichen Herausforderung, die ihn mit Anfang vierzig zurück in die Kirche führt. „Ich war damals sehr sportlich und habe mir gedacht: Es wäre doch interessant von Wien zu Fuß nach Mariazell zu gehen.“
Günter schließt sich einer Wallfahrergruppe der Katholischen Arbeiterbewegung an. Er hat Vorbehalte, kennt niemanden und beschließt dennoch, sich innerlich ganz auf die Wallfahrt einzulassen. „Ich habe den Rosenkranz mitgebetet, obwohl ich das vorher noch nie gemacht habe. Wir haben jeden Tag die Heilige Messe gefeiert. Und: Es waren wahnsinnig liebe Leute dabei.“
Günter fängt Feuer und ist fortan jedes Jahr mit auf Wallfahrt. Heute sagt er: „Durch das Wallfahren bin ich wieder ein praktizierender Katholik geworden.“ Soeben hat er seine 30. Fußwallfahrt hinter sich gebracht. Mittlerweile organisiert er selbst Wallfahrten nach Mariazell für seine Pfarre Cyrill und Method im 21. Bezirk.
21. September 2012: Seit mehr als zehn Jahren geht Günter seinen Weg mit Gott in der Kirche, doch an diesem Tag, auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela, hat er ein besonderes Erlebnis mit ihm. „Da war eine Stimme in mir, die zu mir gesagt hat: Trotz all deiner Fehler lieb’ ich dich einfach. Es war toll, in diesen Minuten zu spüren, dass Christus da ist und mir diese bedingungslose Liebe zusichert.“ Günter beschreibt das, was er erlebt hat, als Zustand höchster Verliebtheit. „Wenn man verliebt ist, glaubt man, man kann fliegen und ist in anderen Sphären. Ich werde das nie vergessen.“
Seit neun Jahren pilgert Günter jedes Jahr einige Wochen auf dem Jakobsweg. Es ist eine innere Sehnsucht, die ihn zieht, sagt er denen, die ihn fragen, warum er denn schon wieder geht. „Christus ruft mich, ich kann es nicht anders erklären.“
Die Begegnungen mit anderen beim Pilgern, die Natur und die Kultur auf diesem Weg berühren ihn jedes Mal sehr tief. „Ich spüre, dass auf diesem Weg seit mehr als tausend Jahren so viele Menschen mit ihren Sehnsüchten und im Glauben gegangen sind. Und ich spüre die Präsenz Christi. Ich gehe nicht allein, er geht mit.“
Günter fühlt sich von Gott bedingungslos geliebt und will diese Liebe an andere weitergeben. „Meine Frau und meine Kinder spüren, dass ich sie liebe und dass ich keine Bedingungen daran knüpfe.“
Anders als in jungen Jahren fällt es ihm heute leicht zu verzeihen, wenn er gekränkt ist oder verletzt wird. „Ich schreibe, seit ich siebzehn bin, Tagebuch. Früher habe ich oft aufgeschrieben, wenn mir jemand weh getan hat. Heute schreibe ich nur mehr die positiven Sachen auf.“ Er will sich vor allem an das Schöne erinnern. „Wenn mich jemand umarmt zum Beispiel. An die schönen Momente, an die muss man sich erinnern.“
Günter-Josef Lentner:
„Durch das Wallfahren bin ich wieder ein praktizierender Katholik geworden.“
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