Georg: „In Wirklichkeit sind wir, sind alle Lebewesen zutiefst verbunden mit dem Göttlichen, weil Gott auf unserem Seelengrund bereits da ist.“
Georg: „In Wirklichkeit sind wir, sind alle Lebewesen zutiefst verbunden mit dem Göttlichen, weil Gott auf unserem Seelengrund bereits da ist.“
Georg Wieländer weiß Gott ganz nahe, auf dem Grund seiner Seele. Er hütet sich davor, ihn in Schablonen zu pressen.
Georg Wieländer demonstriert an einer Liedzeile, wer Gott für ihn ist. Oder besser gesagt, wer Gott nicht für ihn ist. „From a distance God is watching you“: Das, was Bette Midler Anfang der 1990er singt, ist für Georg „Unfug, großer Unfug“. Denn Gott ist nicht der, der von weit entfernt auf das Leben der Menschen schaut, ist der 57-jährige Sozialarbeiter überzeugt.
„Gott ist ganz nahe, in jedem Atemzug ist er bei mir. In Wirklichkeit sind wir, sind alle Lebewesen zutiefst verbunden mit dem Göttlichen, weil Gott auf unserem Seelengrund bereits da ist. Wir brauchen nicht nach ihm suchen, weil er bereits in uns präsent ist. Das, was wir dazu tun können, ist in Stille in die völlige, bilderlose Leere eintauchen, um ihm zu begegnen.“
Seit Georg als Jugendlicher in Taizé einen mystischen Zugang zu Gott durch Gesang und Stille kennen gelernt hat, versucht er ganz bewusst in der Gegenwart Gottes zu leben.
Gott ganz nahe, in jedem Atemzug, und zugleich nicht mit Worten und Gedanken greifbar, unverfügbar: Georg hütet sich davor, Gott fassen zu wollen, ihn in Schablonen zu pressen, sich Bilder von ihm zu machen, die ihn sowieso nicht einfangen können.
„Gott ist größer als meine Bilder. Er ist so vielfältig. Wenn ich versuche, ihn zu greifen, dann scheitere ich. Das Einzige, was bleibt ist, all die Bilder, Gedanken und Vorstellungen loszulassen“, sagt Georg. „Und trotz all der Ungewissheit habe ich eine persönliche Beziehung mit ihm. Das klingt schon ziemlich paradox.“
Für Gebet nimmt sich Georg am Morgen Zeit. „Ich setze mich in der Stille hin, geh’ in die Kontemplation und verkoste seine Präsenz. Ich brauche nichts in Worte kleiden, weil Gott schon da ist.“
Wegbegleiter im Glauben sind für Georg die Männer in einer Männergruppe, die sich seit zwei Jahrzehnten regelmäßig trifft. „Wir unterstützen uns durch alle Krisen hindurch, hinterfragen uns, unternehmen gemeinsam etwas und beten auch miteinander.“
Die Gemeinschaft unter Männern ist für ihn wichtig, denn Männer haben ihren eigenen Zugang zum Glauben. „Es tut gut, wenn wir uns untereinander mit Rollenerwartungen an Männer in Beziehungen, im Beruf sowie unserer Verwundbarkeit und unserem Schwachsein auseinandersetzen.“
Vor über zwanzig Jahren lernt Georg den amerikanischen Franziskanerpater Richard Rohr kennen, und wird inspiriert von dessen Gedanken zur Spiritualität von Männern. „Richard Rohr sagt, dass Männer in ihrer Identitätskrise ganz besondere Aufmerksamkeit verdienen. Und es braucht intime Räume, wo sie über ihren Glauben reden können.“
Über den Glauben zu reden, fällt Georg nicht so leicht. Denn der Glaube ist für ihn etwas sehr Intimes. „Ich trage das nicht so sehr nach außen, muss es mir nicht aufs Leiberl drucken.
An meinen Haltungen sollen andere Menschen erkennen können, dass ich Christ bin.“ Die Präsenz, aus der er lebt, trägt ihn durch den Tag und die vielen Begegnungen und Gespräche, die er untertags hat. „Ich kriege Kraft, um sie weiter zu geben, ich trinke aus der Quelle der Stille, um sie weiter zu geben.“
Georg: „An meinen Haltungen sollen andere Menschen erkennen können, dass ich Christ bin.“
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