Eine Grundhaltung des Respekts und der Achtung der religiösen Überzeugung des anderen sei die Basis für jedes Zusammenleben, so Kardinal Schönborn.
Eine Grundhaltung des Respekts und der Achtung der religiösen Überzeugung des anderen sei die Basis für jedes Zusammenleben, so Kardinal Schönborn.
Erste Dialogrunde aller 16 anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften im Außenministerium - Kurz: Religionsfreiheit in Österreich und weltweit stärken. Kardinal Schönborn: Religion muss Platz im öffentlichen Leben haben.
Die in Österreich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften wollen künftig noch enger zusammenarbeiten, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Land zu stärken und sich zugleich weltweit für mehr Religionsfreiheit einzusetzen. Das ist das Ergebnis der ersten Dialogrunde von Vertretern der 16 Religionsgemeinschaften mit Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz am Dienstag, 27. Mai 2014, in Wien. In Österreich gebe es eine gute Tradition des Dialogs zwischen den Religionen, so Kurz. Diese Tradition solle nun noch intensiviert werden.
Er erhoffe sich davon nicht nur Fortschritte bei der Integration von Migranten in Österreich, sondern wolle auch die österreichische Außenpolitik verstärkt profilieren. "Wir wollen Religionsfreiheit zu einem Thema machen und uns weltweit für eine stärkere Beachtung dieses grundlegenden Menschenrechts einsetzen", so der Außenminister.
Kardinal Christoph Schönborn würdigte die neue Initiative. Damit werde auch der EU-Vertrag von Lissabon, wonach es einen strukturierten Dialog zwischen Religionsgemeinschaften und Politik geben soll, in die nationale Praxis umgesetzt.
Eine Grundhaltung des Respekts und der Achtung der religiösen Überzeugung des anderen sei die Basis für jedes Zusammenleben, so der Kardinal weiter. Zugleich betonte er, dass religiöse Symbole im öffentlichen Raum ihren Platz haben müssten. Die jüngste Debatten über Kreuze in Klassenzimmern, religiöse Beschneidungen oder das Kopftuch würden zeigen, dass dies aber keine Selbstverständlichkeit sei.
Auf Nachfrage betonten sowohl Schönborn als auch Kurz, dass sie die derzeitige Rechtsordnung bzgl. Kreuzen in Klassenzimmern für angebracht hielten.
Metropolit Arsenios (Kardamakis) sagte der neuen Dialog-Initiative die volle Unterstützung der Orthodoxen Kirche zu. Religion sei immer wieder für Kriege missbraucht worden, sie könne, ja müsse aber vielmehr Teil der Versöhnung sein, so der griechisch-orthodoxe Metropolit.
Ohne Beschneidung und Schächten, die beide Säulen des jüdischen Lebens sind, sei jüdisches Leben in Europa nicht möglich, betonte Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Der jüngste Terror-Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel zeige, "dass man leider noch immer nicht überall in Freiheit und Frieden leben kann". Gerade auch nach der jüngsten Europawahl, die zumindest einen kleinen Rechtsruck gebracht habe, sei die Politik umso mehr dazu aufgerufen, gegen Antisemitismus und Rassismus anzukämpfen und entschieden für Religionsfreiheit einzutreten, so Deutsch.
Fuat Sanac, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, bekundete die Bereitschaft der Muslime im Land, sich für Religionsfreiheit und gegen jede Form von Antisemitismus einzusetzen. "Wir sind eine kleine Gemeinde, aber in Österreich tun wir unser Bestes, um den Antisemitismus als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu bekämpfen." Er hoffe auf eine baldige Novellierung des Islam-Gesetzes. Wenn dieses an moderne Herausforderungen angepasst wird, würde das wesentlich zur Integration der Muslime in Österreich beitragen.
Der lutherische Bischof Michael Bünker würdigte ebenfalls die neue Dialog-Initiative. Diese bringe die Pluralität der Religionsgemeinschaften in Österreich zum Ausdruck. Dieser Dialog zwischen den Religionsgemeinschaften und staatlichen Stellen sei nicht selbstverständlich, liege aber im Interesse aller Menschen im Land, so Bünker.
Auf Anfrage meinte Außenminister Kurz zu den jüngsten Vorkommnissen in einer niederösterreichischen Volksschule, wo sich die Eltern eines Kindes ohne religiöses Bekenntnis gegen das Singen von Erstkommunionliedern im Musikunterricht ausgesprochen hatten und sich in ihrer Religionsfreiheit beeinträchtigt sahen, dies sei "lächerlich".
Ein Ergebnis der ersten Dialog-Runde der Religionen: Im Juni soll eine Expertenkommission ihre Arbeit aufnehmen, die sich dem Thema Religionsfreiheit widmen wird. U.a. sollen Strategien entwickelt werden, wie in der österreichischen Außenpolitik dieses Anliegen noch besser umgesetzt werden kann.
Sebastian Kurz: "85 Prozent der in Österreich lebenden Menschen bekennen sich zu einer Religion, 90 Prozent glauben an etwas über dieses Leben hinaus. Religion soll nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein. Unser Ziel ist es, das Gemeinsame über das Trennende zu stellen und Probleme gemeinsam zu lösen."
eine Initiative von anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich
Reden, Predigten, Texte und Zeitungsbeitrage von Kardinal Schönborn.