Jan Vermeer van Delft (getauft 31. Oktober 1632, begraben 15. Dezember 1675): Christus bei Maria und Martha.
Jan Vermeer van Delft (getauft 31. Oktober 1632, begraben 15. Dezember 1675): Christus bei Maria und Martha.
Zur „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ (18. bis 25. Jänner): Eine Meditation von Sr. Mirjam Dinkelbach OCist über die Bitte Jesu, die die Christenheit von Anfang an begleitete.
„Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns eins sein…“, bittet Jesus den Vater (Joh 17,21). Und wer hat je gehört, dass der Vater eine Bitte des Sohnes nicht erhört hat? Vielleicht hat Jesus es nur deshalb LAUT gesagt, damit die JÜNGER es hörten. Und Johannes es aufschreiben konnte.
„In Christus sind wir alle eins“, schrieb später Benedikt (Regel 2,20) bei Paulus ab (Gal 3,28). Zugegeben, da hatte es noch nicht die Jahre 1054 und 1517 gegeben. Aber einig waren sich die Jünger des Herrn auch vorher nicht. Der eine verstand Ihn so, der andere so, wieder andere so. Seit Seiner Geburt.
Jesus hat es geahnt: Es wird eine ewige Diskussion. „Von jetzt an werde ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken, bis zu dem Tag, an dem ich mit euch von neuem davon trinke im Reich meines Vaters“ (Mt 26,29). Natürlich hat Er es gewusst. „Martha, Martha.“ Er versuchte zu helfen: „Du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden“ (Lk 10,41).
Tatsächlich kam Maria nicht einmal die Idee, für Ihn zu sorgen. Im Gegenteil. Sie saß zu Seinen „Füßen und hörte Seinen Worten zu“ (Lk 10,39). Wie hatte Er gesagt: „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns eins sein...“ Hin und her überlegte sie, was das wohl zu bedeuten habe und wie es geschehen sollte. Sind wir nun eins in Christus oder sollen wir es in Christus UND im Vater sein? Und wir alle zugleich? Beim einen UND beim anderen? Oder zuerst in Christus und dann im Vater? Oder, weil wir sind, wo Jesus ist, mit Ihm im Vater? Oder umgekehrt? Ihre Gedanken verhedderten sich mehr und mehr in den unmöglichen Möglichkeiten, die nur bei Gott nicht unmöglich sind. Sie überhörte die Fortsetzung.
Eins war klar: Paulus und Benedikt hatten nicht richtig zugehört. Oder nicht richtig abgeschrieben. Sie waren zu schnell fertig. Oder sahen es einfach zu einfach. Auch Jesus hatte gut reden. Zuhören war nicht besser als Sorgen. Das änderte sich auch nicht bei verständlichen Worten. Spätere Zeitgenossen wie Mark Twain würden gerade bei verständlichen Worten Sorgen haben, nicht bei unverständlichen.
Einziger Unterschied also: Martha hatte Sorgen beim Sorgen, Maria beim Zuhören. Alles, was ihr blieb, war eine heillose Verwirrung. Und die sollte ihr nicht genommen werden? Sie wünschte sich aber Klarheit. Mindestens so wie Martha Hilfe.
Was tun. Von vorn anfangen? Jesus selber fragen? Vielleicht möchte Er schon JETZT mit uns Wein trinken? Was hatte Er gesagt? WIE wollte Er die Versorgung? Und WO sollten wir WIE sein?
Für Interessenten aller Zeiten und Welten hier noch einmal im Originalton: „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns eins sein…“, bittet Jesus den Vater. Und wer hat je gehört, dass der Vater eine Bitte seines Sohnes nicht erhört hat. Vielleicht hat Jesus es nur deshalb LAUT gesagt, damit ...
Sr. Mirjam Dinkelbach
Sr. Mirjam Dinkelbach OCist., emeritierte Äbtissin der Zisterzienserinnen-Abtei Marienkron.