1964 in Jerusalem: Der ökumenische Patriarch Athenagoras und Papst Paul VI.
1964 in Jerusalem: Der ökumenische Patriarch Athenagoras und Papst Paul VI.
Warum die Ökumene kein Hobby weniger ist, sondern alle angeht, betont Univ.-Prof. Rudolf Prokschi.
Es ist immer wichtig, dass wir die Ökumene auch mit unseren Gebeten begleiten. Wir können die Einheit nicht machen, wir müssen sie gleichsam erbeten“, sagt Univ.-Prof. Rudolf Prokschi (Institut für Historische Theologie – Theologie und Geschichte des christlichen Ostens an der Universität Wien und Vizepräsident von „Pro Oriente“).
Prokschi: „Dabei müssen wir den Heiligen Geist nicht von der Einheit überzeugen, er ist ohnehin für die Einheit. Wir müssen ihn nur bitten, dass er auch die Herzen der Verantwortungsträger der Kirchen und die Herzen aller Gläubigen bewegt, dass alle noch stärker spüren, dass uns Wesentliches fehlt – auch in unserem glaubwürdigen Zeugnis in der Welt – wenn wir geteilt, getrennt und zerstritten sind.“
Es sei „ein trauriges Kapitel der Kirchengeschichte“, dass schon das dritte ökumenische Konzil in Ephesus 431 nicht mehr von allen christlichen Gruppierungen angenommen worden sei. Spaltungen gab es auch nach dem vierten ökumenischen Konzil 451 in Chalkedon. „Aus dieser Zeit gibt es Kirchen, die bis heute bestehen – wir nennen sie alt-orientalische oder orientalisch-orthodoxe Kirchen – die jahrhundertelang einen eigenen Weg gegangen sind und zu denen wir heute ein ökumenisches Naheverhältnis bekommen haben“, sagt Prokschi. Und dann kam es zur großen Kirchenspaltung, das Auseinanderleben zwischen Ost- und Westkirche, zwischen Rom und Konstantinopel, dass dazu geführt hat, „dass die Beziehungen im zweiten Jahrtausend abgebrochen wurde, ja, dass man der jeweils anderen Gruppe das Kirche-Sein abgesprochen hat.
Erst durch das Zweite Vatikanische Konzil ist es wieder zu einer Annäherung gekommen“. Und es gab die große Kirchenspaltung im Abendland in Folge der Reformation.
„Die Einheit aller Christen wiederherstellen zu helfen ist eine der Hauptaufgaben des Heiligen Ökumenischen Zweiten Vatikanischen Konzils“ heißt es gleich am Anfang des Ökumenismus-Dekrets (UR 1).
Wie steht es um die Erfüllung dieser „Hauptaufgabe“?
Prokschi: „Wenn man zurückblickt auf die 50 Jahre seit dem Konzil, muss man sagen, dass sich wirklich vieles in positiver Hinsicht verändert hat.“ Es war zunächst die Phase des „Dialogs der Liebe“, der vertrauensbildenden Maßnahmen. „Es waren gewaltige Zeichen, z. B. die Begegnung zwischen Papst Paul VI. und dem Ökumenischen Patriarchen Athenagoras I. 1964 in Jerusalem“, erzählt Prokschi: „Viele Menschen hatten das Gefühl, jetzt kann es nicht mehr lange dauern. Jetzt leuchtet schon die Morgenröte der Einheit auf.“
Nach diesem „Dialog der Liebe“, dem Austausch von symbolischen Zeichen und Geschenken, etwa der Aufhebung der sogenannten Bann-Bullen von 1054, setzte der „Dialog der Wahrheit“ ein, der theologische Dialog. 1979 angekündigt, wurde 1980 die erste Vollversammlung abgehalten. „In der ersten Phase hat man versucht, das Gemeinsame herauszustellen“, sagt Prokschi. Die zweite Phase beschäftigte sich mit den nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wiederrichteten, mit Rom unierten katholischen Ostkirchen in Rumänien und in der Ukraine.
„Nach der Phase, in der man sich mit der Frage der Kirchen-Unionen beschäftigt hat, ist der theologische Dialog ab 2006 in eine dritte Phase eingetaucht“, weiß Prokschi. Es gelang 2007 in Ravenna, ein Papier zum Thema „Primat“ und „Synodalität“ zu verabschieden. Prokschi: „Auf jeder kirchlichen Ebene, auf der Ebene der Ortskirche, auf der Ebene der regionalen Kirche und auf der universalen Ebene soll es immer einen ,Protos‘, einen Ersten, geben und das Amt dieses ,Protos‘ soll in eine Synodalität, in eine Konziliarität eingebunden sein. Wir müssen ehrlich gestehen, dass wir in der katholischen Kirche die regionale Ebene kaum ausgebildet haben.“ Im christlichen Osten kenne man „keine universale Ebene, denn auch der Bischof von Konstantinopel, der Ökumenische Patriarch, der der Protos ist, ist der Erste unter Gleichen (,primus inter pares‘)“.
Das Zweite Vatikanum mahnte alle katholischen Gläubigen, dass sie, die Zeichen der Zeit erkennend, „mit Eifer an dem ökumenischen Werk teilnehmen sollen“. Prokschi: „Man kann nie sagen: Wir haben schon genug gemacht. Wir müssen das Bewusstsein stärken, dass es uns wirklich schmerzt, dass wir getrennt sind und dass wir ein Gefühl dafür bekommen, was Jesus ganz deutlich in seiner Abschiedsrede im Johannes-Evangelium gesagt hat. Da bittet er seinen Vater: Vater, gib, dass sie eins sind, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Die Glaubwürdigkeit Jesu, seiner Sendung, hängt auch davon ab, inwieweit die Kirchen vor der Welt ein Zeugnis der Einheit geben.
Die Einheit in der Vielfalt, das ist ein gutes und richtiges Modell. Die Einheit als Dienst an der Menschheit, für die Welt und nicht in Gegnerschaft zu anderen Religionen.“
Wann welche christlichen Kirchen, die Mitglieder im „Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich“ (ÖRKÖ) sind, beispielsweise am 18. Jänner welche Gottesdienste feiern. Eine Auswahl.