Der hl. Ignatius von Loyola hat gelehrt, „dass wir bemüht sein sollen, jedes Tun des Nächsten als ein Gutes zu deuten bis an den äußersten Rand des Möglichen“.
Der hl. Ignatius von Loyola hat gelehrt, „dass wir bemüht sein sollen, jedes Tun des Nächsten als ein Gutes zu deuten bis an den äußersten Rand des Möglichen“.
„Geduld mit Gott" - von Tomas Halik (das beste theologische Buch Europas der Jahre 2009/2010) - eine Buchkritik.
„Gott ist ein Geheimnis – dies sollte der erste und letzte Satz aller Theologie sein“, schreibt Tomas Halik in seinem Buch „Geduld mit Gott. Die Geschichte von Zachäus heute“. Er wurde Ende August von der „Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie“ für das beste theologische Buch Europas ausgezeichnet.
Halik lebt in Prag, Hauptstadt eines der „atheistischsten“ Länder der Welt. Und doch spricht der Priester, Psychotherapeut und Professor an der Karlsuniversität von einer „scheuen Frömmigkeit“ der Tschechen, einem „Etwasismus“, dessen Credo laute: „Ich glaube zwar nicht an Gott, aber etwas über uns muss es geben.“
Für die Christen bestehe die größte Prüfung in der „Bereitschaft, in den Säkularhumanisten von heute nicht unsere Feinde zu sehen, sondern unsere – wenn auch oft zornigen und nicht immer angenehmen – Geschwister“. Das Christentum und das Erbe der Aufklärung, der säkulare und kritische Rationalismus, gehörten zusammen.
Halik: „Glaube ohne kritische Fragen würde in langweilige und leblose Ideologie, infantile Bigotterie und gefährlichen Fanatismus umschlagen.“ Allerdings wäre auch Rationalität allein „ähnlich einseitig“ und könnte „in einen zynischen Pragmatismus oder eine verbitterte Skepsis umschlagen“.
Im Hinblick auf das Lager der Atheisten erinnert Halik an den hl. Ignatius von Loyola, der gelehrt hatte, „dass wir bemüht sein sollen, jedes Tun des Nächsten als ein Gutes zu deuten bis an den äußersten Rand des Möglichen“.
Jesus sei „ständig auf der Suche nach den Fernstehenden“ gewesen. In der Seelsorge bräuchte es ein „Interesse an Menschen in der grauen Zone zwischen der religiösen Sicherheit und dem Atheismus, an den Zweifelnden und Suchenden.
Die Erfahrung allerdings sei ernstzunehmen, „dass Gott nicht ganz leicht zu haben ist“.
Die vielen modernen Zachäusse würden in der Regel einen Platz „am Rande der sichtbaren Kirche einnehmen“. Halik: „Dieser Rand ist aber nicht nur für sie selbst, sondern auch für die Kirchen enorm wichtig: Eine Kirche ohne diesen ,Rand‘ wäre nämlich keine Kirche, sondern eine Sekte.“
Breiten Raum im Buch nimmt jene Frau ein, die einmal in ihrem Tagebuch geschrieben hat: „Mein Auftrag ist es, im Herzen der Kirche Liebe zu sein“ – Therese vom Kinde Jesu (von Lisieux).
„Ich glaube nicht mehr an das ewige Leben: mir scheint, dass auf dieses sterbliche Leben nichts folgt“, schrieb die junge Karmelitin in ihrer Nacht der Prüfung und weiter: „In meiner Seele drängen sich die Gedanken der schlimmsten Materialisten.“
Therese habe dies nur angesichts ihres Grundsatzes ausgehalten, „aus Liebe zu Gott auch die seltsamsten Gedanken zu erdulden“.
„Die Geduld erlangt alles“, zitiert Halik die andere Teresa von Jesus (von Avila). Im Christentum seien Glaube und Hoffnung nicht voneinander zu trennen – „und die Geduld ist ihre gemeinsame Eigenheit und Frucht“.
Einer der Halikschen Kernsätze: „Den Unglauben überwältigen kann der Glaube nur, indem er ihn umarmt.“
Stefan Kronthaler
Tomás Halik
Leidenschaft und Geduld in Zeiten des Glaubens und des Unglaubens
2014, Verlag Herder
Auflage: 7
Übersetzt von Vratislav Slezák; Sonstiges Johannes Langer
Flexibler Einband
257 Seiten
ISBN: 978-3-451-30382-1
Dieses Buch oneline bei der Wiener Dombuchhandlung "Facultas" erstehen.