Enthauptete Madonnenfigur in Batnaya.
Enthauptete Madonnenfigur in Batnaya.
Überleben die Christen in ihrer Urheimat? Ein Lokalaugenschein von „Christliche Solidarität International“ (CSI).
Nordirak: Eskortiert von bewaffneten Peschmerga-Soldaten verlassen wir im Morgengrauen die irakisch-kurdische Hauptstadt Erbil. Unser Gastgeber, der chaldäische Patriarch Louis Sako, möchte einer 8-köpfigen Österreich-Delegation zeigen, welche Verwüstungen die IS-Terrormiliz in den urchristlichen Städtchen der Ninive-Ebene seit deren Besetzung im Sommer 2014 angerichtet hat. „Die irakischen Streitkräfte haben es mit den Peschmergas geschafft, die Islamisten im Herbst letzten Jahres endgültig aus allen Ortschaften zu verjagen“ – erzählt uns der Oberhirte während der Fahrt. Viele vertriebenen Christen wollten zurück in ihre Häuser, die sie damals Hals über Kopf verlassen mussten und seitdem gezwungen sind, als Flüchtlinge in engen Containern zu leben. Doch bald folgte die Ernüchterung...
Was er genau damit meint, erfahren wir, als wir nach mehreren Checkpoints und Straßensperren schließlich die Kleinstadt Batnaya, nur 20 km von der noch heftig umkämpften Millionenmetropole Mosul entfernt, erreichen. Hinter einem Bombenkrater am Ortseingang erhebt sich gespenstisch die verstümmelte Silhouette Batnayas: meterhohe Trümmer von eingestürzten Betonmauern und zerbombten Häusern.
Als ich schließlich die Hl. Kyriakos-Kirche betrete, zucke ich zusammen. Sie sieht aus wie ein Schlachtfeld: geplündert, geschändet, entweiht. Hassparolen gegen Christen sind an die Wände geschmiert, einige davon in fehlerhaftem Deutsch: „Oh, Ihr scheiss Kreuzsklaven! Wir töten euch alle! Ihr habt kein Platz im Islamischen Land!“ In einer abgebrannten Seitenkapelle liegen zerschlagene Heiligenstatuen herum; eine enthauptete Madonnenfigur steht verlassen im Dreck.
Im weniger zerstörten christlichen Nachbardorf Teleskuf konnten kurdische Truppen die Fundamentalisten rascher als in Batnaya in die Flucht schlagen. Dank dieser Tatsache seien hier „nur 66 Häuser zerstört, 43 abgebrannt und 800 Wohnungen geplündert worden“, erläutert der Ortspfarrer.
Während der Abendmesse in der Hl. Georgskirche erfahren wir, dass die anwesenden Gläubigen zu den ersten 45 heimkehrenden Binnenflüchtlingsfamilien gehören. Die Leidgeprüften nehmen aufmerksam die Worte ihres Patriarchen wahr: „Heute sind hier österreichische Freunde unter uns. Die Christen im Westen lassen Euch nicht im Stich. Das soll uns allen Mut machen, an eine Zukunft in unserem Land zu glauben!“
CSI-Spendenkonto: ERSTE BANK,
BIC: GIBAATWWXXX
IBAN: AT76 2011 1824 1397 6100.
Verwendungszweck: Wasser zum Leben für die Heimkehrer im Ninive-Tal.
CSI-Schweigemarsch für verfolgte Christen: 9. Juni, 16 Uhr. Treffpunkt Stephansplatz. Marsch zur Augustinerkirche, dort offizieller Beginn der „Langen Nacht der Kirchen“ mit einem ökumenischen Gebet.
CSI-Schweigemarsch für verfolgte Christen: 9. Juni, 16 Uhr. Treffpunkt Stephansplatz.
Marsch zur Augustinerkirche, dort offizieller Beginn der Lange Nacht der Kirchen mit einem ökumenischen Gebet.
Wie kann ich verfolgten Christen helfen?
Christenverfolgung: Alle fünf Minuten eine Ermordung
Schwerpunkt Christenverfolgung
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at