Die Vertiefung der eigenen christlichen Identität ist unumgänglich, wenn der interreligiöse Dialog gelingen soll.
Die Serie entsteht in Kooperation mit der Kontaktstelle für Weltreligionen
(eine Dienststelle der Österreichischen Bischofskonferenz), die Rektor Msgr. Petrus Bsteh leitet:
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Dialog und christliche Identität: Wie Christen in der heutigen, sich radikal wandelnden Welt Menschen mit anderen religiösen Bekenntnissen begegnen können und müssen.
Die Tragweite der Reform des Zweiten Vatikanischen Konzils ist umfassend: Ihre großen Themen sind noch kaum angegangen. Zu lange hat sich der Erneuerungsbedarf der Kirche angestaut, zu oft wurde er behindert.
Der mutige Rückgriff auf die urkirchliche Dynamik ist heute notwendig: die Gestaltung der Osterbotschaft in der Sprache unserer Zeit und Welt, die nicht mehr vor- und außer-christlich, sondern weitgehend nachchristlich, ja nachreligiös geprägt ist. Die kirchliche Verkündigung muss deshalb eine Läuterung durchmachen. Sie muss den Pluralismus in der parlamentarischen Demokratie unterstützen und sich mit den anderen Religionsgemeinschaften als Partnerin für das öffentliche Gemeinwohl einsetzen.
Eine Missionierung im Sinn der Ausweitung der "neuen Spiritualitätswelle" wird dabei nicht genügen. Vielmehr müssen neue Voraussetzungen des Glaubenverständnisses aus dem biblischen Judentum gelegt werden. Aber auch die Ansprüche der nachbiblischen "Reformreligion" des Islams müssen bedacht und einbezogen, die Erlösungsreligionen Asiens in ihren vielen Erscheinungsformen im Westen ernst genommen werden. Schließlich muss sich die Gemeinschaft der Kirche fragen (lassen), warum sich so viele Sekten und Bewegungen vor allem aus den Reihen ihrer zahlreichen Ausgetretenen bilden können.
Wird eine auf- und abebbende religiöse Welle sich wirklich krisenbeständig erweisen? Etwa wenn es gilt, verschiedenen Formen diktatorischer Totalitarismen zu wehren und die Missbildungen einer grenzenlosen Gleichgültigkeit zu überwinden? Zu furchtbar waren die Abstürze der breiten christlichen Bevölkerung angesichts des Nationalsozialismus und Rassismus, zu aufgeweicht ihre Reihen im Klima des dialektischen Materialismus und schließlich zu hilflos gegenüber dem nachfolgenden Konsumerismus.
Wir werden uns von vielen gewachsenen Brauchtümern lösen, ja von manchen Frömmigkeitstraditionen verabschieden müssen, die zu seicht bzw. oberflächlich sind, um den gegenwärtigen Ansprüchen zu genügen. Der wahre Glaube ist einfach, klar und tief. Er muss in der schlichten Liturgie des Gotteswortes und der Sakramente wachsen, die geistlich durchdacht und lebendig bewährt ist. Gleicherweise hat sich der Glaube im Dienst am Gemeinwohl (auch der Staatengemeinschaft), durch Wachsamkeit für die Not der Welt zu bewähren. Dabei sind auch andere religiöse Gemeinschaften einzubeziehen, mit denen gemeinsam nach dem Bekenntnis der Wahrheit gerungen werden muss.
