Glaube ist nie Schlussfolgerung eines treffenden Arguments. Er bedarf der ”Öffnung des Herzens“.
Die Serie entsteht in Kooperation mit der Kontaktstelle für Weltreligionen
(eine Dienststelle der Österreichischen Bischofskonferenz), die Rektor Msgr. Petrus Bsteh leitet:
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Im Interreligiösen Dialog gilt es, Respekt vor der Lebens- und Glaubensgeschichte des anderen zu haben und – in großer Sensibilität – selbst über die geschenkte Hoffnung im Glauben Zeugnis zu geben.
Die Botschaft unseres christlichen Glaubens ist die Mitteilung eines Geheimnisses. Das wird heute oft übersehen. Das Zeugnis von einer sittlichen Umkehr, wie heute vielfach gegeben, muss nicht ohne weiteres eine "ansteckende Wirkung" haben. Man sollte vielmehr mit der Lebensgeschichte des Gesprächspartners vertraut werden, (a-)religiöse Hintergründe herausfinden und schließlich auf das sozio-politische Umfeld Bezug nehmen, in das ein jeder verflochten ist. Erst wenn echtes Vertrauen gewonnen wird, kann die Freiheit einen Entschluss in Richtung Glauben treffen.
Diese Art der Werbung um die Freiheit eines Menschen für seinen allerwichtigsten Lebensentschluss, einen Bund mit Gott einzugehen, nennt man "Kerygma". Mit der Bibel zu sprechen: "Komm und sieh!" (Joh 1,46). Oder: "Ob Er es ist, dem wir in Zukunft folgen sollen?" (vgl. Joh 4,29).
Der Glaube ist nie Ergebnis einer logischen Schlussfolgerung, eines treffenden Argumentes, sondern Annahme eines persönlichen Vertrauenserweises – in unserem Fall des Angebotes der Selbstmitteilung Gottes. Gott will bei uns einkehren, wir aber sollen bei ihm zu Gast sein, und zwar wie bei einem hoch- zeitlichen Mahl, in dem es zur Besiegelung der Bundesbe- ziehung Gottes mit seinen Gläubigen kommen soll. Wo es zu einer grundsätzlichen Entscheidung für den Vollzug dieses Bun- des kommt, kann der Gläubige in das letzte Geheimnis des Glaubens eingeweiht werden.
Diesen Prozess der Einbegleitung in das Innere "des Zeltes Gottes mit uns Menschen" nennt man in früher christlicher Bezeichnung "Katechese". Die Wahrheiten des "Katechismus" dürfen nicht ohne weiteres Ungläubigen vorgesetzt werden, denn sie sind zu kostbar, um "zertreten zu werden" (Mt 7,6). Sie sollten als konkrete Hinführung zur Taufe bzw. zu weiteren Sakramenten verstanden werden.
Die intimste Form der "Einweihung in das Geheimnis des Glaubens" ist die so genannte Mystagogie. Hier geht es um die Eucharistiefeier selbst, die der gläubigen Gemeinde zur Feier vorbehalten ist und Andersgläubigen nicht offen stehen kann. Dies gilt auch für die Formen der "sakramentalen Anbetung". Diese "hierarchischen Stufen" der Glaubenswahrheiten sind unbedingt einzuhalten und haben eine Dynamik nach außen: Dass das "Gottesreich nahe" ist, haben die Jünger im Auftrag Jesu sehr früh verkündet. Später haben sie es unter dem Antrieb Seines Geistes in aller Welt getan, allerdings aus den vielen "nur wenige" zu Gemeinden versammeln können.
Wenn der Mensch nicht seinen Wünschen nach einem Alibi verfallen soll, dann muss er sich nach Gott selbst ausrichten. Dieses innere Bedürfnis des Menschen nach einer Sinnfindung richtet sich nicht nur an Gott, sondern auch an die Mitmenschen. Alle sind sie Weggefährten, die von ihren Erfahrungen erzählen wollen, für die aber auch wir bereit sein sollen, "über die Hoffnung Auskunft zu geben, die uns erfüllt" (1 Petr 3,15). Es sollte uns drängen, nicht nur grundsätzliche Auskunft über die Pilgerschaft der Weltreligionen zu erhalten, sondern auch jene Wanderer zu befragen, die eben des Weges sind. Aber erst wenn wir sie so gut kennen, dass wir ihre nächsten Schritte begleiten können, dürfen wir bei ihnen an die letzten Ziele rühren.
