Verzierte Anfangsseiten einer Koranhandschrift um 1320 vermutlich aus Ägypten.
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Die Anfänge des Islams in Mekka und sein Selbstverständnis sind auf das Engste mit der Lebensgeschichte des Propheten Muhammad verbunden.
Der Islam entstand in einem Arabien, das vor allem von Beduinenstämmen durchzogen wurde. Es lag am Schnittpunkt der großen Kulturen und Religionen Asiens, Afrikas und Europas, selbst nur Umschlagplatz von Waren, aber auch Kulten. Typisch dafür darf Mekka gelten, dessen Markt vielen Karawanen als Lager und dessen zentrales Heiligtum vielen Stämmen als Wallfahrtsstätte diente.
Es gab allerdings unter den Nomaden Verehrer einer einzigen Gottheit, meist Allah genannt. Diese lebten als "Hanifen" abseits vom Treiben ihrer Landsleute. Zu ihnen zählte der junge Muhammad. Als Handelsreisender hatte er Gelegenheit, zwei Religionen näher kennen zu lernen, die nur einen Gott verehrten: das Juden- und das Christentum, deren Gemeinden auch in seiner Heimat ansässig waren. Am Judentum zog ihn der reine Glaube an – seine erste Gebetsrichtung war nach Jerusalem –, doch der jüdische Erwählungsanspruch störte ihn. Beim Christentum erfuhr er Gastfreundschaft, doch konnte er weder mit seinen Glaubenslehren, noch mit seiner Vielfältigkeit etwas anfangen.
Hatte nicht der eine Gott eine einzige Botschaft an alle Menschen ergehen lassen? In einer überwältigenden Vision wurde ihm das Gotteswort so offenbar, dass er es in seiner reinen Form als letzter der Propheten verkünden und in der Fassung des Korans bewahren wollte: Gott ist Richter aller, nach Seinem Gesetz soll das Leben Seiner Gläubigen gestaltet, Sein Reich überall errichtet werden.
Mit dieser schlichten Botschaft und Lebensordnung erreichte Muhammad auch jene Juden und Christen, die mit der Vielfalt ihrer langen und reichen Traditionen nicht vertraut werden konnten und sich doch nach einem echten religiösen Leben sehnten. Seine erste Glaubensgemeinde in Medina hatte er mit einer Verfassung (Scharia) versehen, die viele vertraute Elemente und Strukturen örtlicher Stammestraditionen enthielten. Auch jüdische und christliche Momente sind in sie eingegangen, so dass sie eine schnelle Verbreitung finden konnte – freilich unter Niederschlagung vieler Widerstände, die sich ebenfalls zeigten.
Juden, Christen und Muslime leben heute in einer Welt, die einen weit verbreiteten Atheismus sehen musste und heute Agnostizismus erlebt. Alle Gläubigen sind aufgerufen, dazu Stellung zu nehmen – und zwar gemeinsam. Das Ärgernis ihrer äußeren Kriegshandlungen müsste durch die innere Erneuerung ihrer Zusammengehörigkeit glaubwürdig überwunden werden.
Christen haben sich zu fragen, wie sie sich zu den Juden als Bundesvolk Gottes verhalten. Christen haben ebenso darauf zu achten, wie sie der Herausforderung des Islams entsprechen können. Ihre Glaubenswahrheiten sollten klar zu deuten und einfach mitzuteilen sein. Ihre reiche kulturelle, spirituelle und theologische Fracht bedarf einer Verwesentlichung, die ohne Überforderung dem Suchen der heutigen Menschen entgegenkommt. Die Entwicklung hoch spezialisierter Wissenschaften, Gesellschaftslehren und politischer Verfassungen, der die Welt heute unausweichlich ausgesetzt ist, braucht allerdings eine religiöse Bildungsebene, die ihren Ansprüchen genügt und nicht ins gesellschaftliche Abseits geraten lässt.
