Beck, der der Bioethikkommission im Bundeskanzleramt angehört und Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben ist, sprach zum Thema "Ohnmächtig vor der Wissenschaft? Wem/Was kann man noch glauben?".
Beck, der der Bioethikkommission im Bundeskanzleramt angehört und Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben ist, sprach zum Thema "Ohnmächtig vor der Wissenschaft? Wem/Was kann man noch glauben?".
Mediziner, Pharmazeut und Moraltheologe plädiert für Maßhalten zwischen blindem Vertrauen oder Misstrauen gegenüber Wissenschaft.
Der in Österreich verbreiteten Wissenschaftsskepsis muss man mit Bildung, Transparenz, aber auch mehr Kommunikation durch die Wissenschaft selbst begegnen. Dafür hat der Pharmazeut, Mediziner und Moraltheologe Prof. Matthias Beck bei einer Veranstaltung im Rahmen der "Langen Nacht der Kirchen" am Freitagabend in Wien plädiert.
Beck, der der Bioethikkommission im Bundeskanzleramt angehört und Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben ist, sprach zum Thema "Ohnmächtig vor der Wissenschaft? Wem/Was kann man noch glauben?". Hintergrund war eine im Dezember veröffentlichte Gallup-Umfrage, wonach 30 Prozent der Österreicher der Wissenschaft kaum vertrauen, 37 Prozent vertrauen lieber dem Hausverstand. In Deutschland und in der Schweiz lagen die Werte ähnlich bzw. sogar etwas höher.
Den aktuellen Grund für die verbreitete Wissenschaftsskepsis ortete Beck in der Corona-Pandemie, bei der eine breite mediale Öffentlichkeit der Naturwissenschaft gleichsam in Echtzeit über die Schulter blicken konnte. Viele seien irritiert und verunsichert gewesen, dass es im naturwissenschaftlichen Betrieb immer wieder neue Erkenntnisse gegeben habe. "Es ist aber ganz normal, dass man heute naturwissenschaftlich mehr weiß, als gestern, und dass es zu ein und demselben Thema auch unterschiedliche Studienergebnisse geben kann", führte Beck aus. Wissenschaftsskepsis, so zeigten Untersuchungen, seien umso größer, je niedriger der Bildungsgrad sei, "daher brauchen wir mehr naturwissenschaftliche Bildung".
Dazu gehöre das Verstehen, dass sich naturwissenschaftliche Erkenntnis durch das Aufstellen von Hypothesen und ihren experimentellen Beweis weiterentwickle. Seriöse wissenschaftliche Arbeit anhand einer Methode brauche gleichzeitig Transparenz und Kontrolle durch die Wissenschaftsgemeinschaft. Wer das verstanden habe, können der Wissenschaft vertrauen, auch wenn sich der Wissensstand immer wieder ändere, so Beck.
Gleichzeitig warnte Beck vor einem blinden Vertrauen in die Wissenschaft. Auch Wissenschaft könne durch wirtschaftliche oder politische Interessen manipuliert und korrumpiert werden. Genauso falsch sei aber auch das blinde Misstrauen in die Wissenschaft, weil eine solche Haltung "lebensunfähig macht". Vielmehr brauche es "ein Maßhalten, eine gerechte Mitte zwischen beiden Extrempositionen" oder anders gesagt: Auch Wissenschaft braucht und verdient Vertrauen, wenn sie im Rahmen von seriösen Methoden und glaubwürdigen Kontrollmechanismen stattfindet, so der Priester und Naturwissenschafter.
Eine besondere Herausforderung speziell für die Politik sei es, dass sie vermehrt gezwungen ist, trotz ungesicherter Erkenntnisse, Entscheidungen treffen zu müssen. "Gleichzeitig erwarten sich viele von der Politik einfache Antworten und klare Entscheidungen." Um dieser Spannung gerecht zu werden, sei es im Sinne der Glaubwürdigkeit besser, wenn politische Entscheidungsträger zugeben würden, dass man manches nicht genau wisse, aber dennoch aus diesen oder jenen Grund so entscheiden müsse. Gleichzeitig müssten Wissenschafter - wollten sie nicht arrogant und unverständlich wirken - "in einfacher Sprache und ohne Verwendung von Abkürzungen" immer wieder ihre Erkenntnisse kommunizieren. "Dazu sind Wissenschaftler ausdrücklich verpflichtet", betonte Beck.