"Ihr seid als Menschen willkommen!", so Schutzki.
"Ihr seid als Menschen willkommen!", so Schutzki.
Bischofsvikar Schutzki zur 15. Wiener Auflage des ökumenischen Großereignisses am 24. Mai: Programmschwerpunkte sind Migration, Ökumene und Europa - Bundesweit 705 Kirchen beteiligt
Mit der Austragung der "Langen Nacht der Kirchen" haben die daran beteiligten Glaubensgemeinschaften eine neue "Welcome-Kultur" etabliert. Darauf hat Bischofsvikar Dariusz Schutzki bei einem Pressefrühstück am Dienstag hingewiesen, bei dem das reichhaltige Programm präsentiert wurde, das insgesamt 191 Kirchen im Bereich der Erzdiözese Wien in der "Langen Nacht" am 24. Mai ab 18 Uhr anbieten. Die an diesem Abend geöffneten Gotteshäuser würden dabei nicht nur Interessierte zu sich einladen, sondern auch aus dem eigenen Terrain hinausgehen und vermitteln: "Ihr seid als Menschen willkommen!", sagte Schutzki.
Der Bischofsvikar erwähnte das Thema Migration als eines der diesjährigen Schwerpunktthemen, das in mehreren gesellschaftspolitisch ausgerichteten Veranstaltungen aufgegriffen werde. Dabei gehe es auch darum, kirchlicherseits zu einer "Abrüstung der Worte" bei diesem umstrittenen Thema beizutragen.
Mit Schutzki gaben auch Johannes Modeß von der Evangelischen Hochschulgemeinde Wien, Bernhard Schragl als Sprecher des "International Centre for Migration Policy Development" (ICMPD) sowie Markus Landerer, Domkapellmeister am Wiener Stephansdom und Leiter der Wiener Dommusik, Auskunft über das Programm der diesjährigen Wiener "Langen Nacht"; Landerer lud die Medienvertreter anschließend zu einer Besichtigung der Westempore im Stephansdom, wo die Renovierung der Riesenorgel in vollem Gang ist.
Das in Wien zum bereits 15. Mal ausgetragene ökumenische Großevent lockte im Vorjahr 350.000 Menschen in die Kirchen unterschiedlicher Konfessionen - allein 150.000 davon in Wien. Heuer beteiligen sich insgesamt 705 Kirchen in allen österreichischen Diözesen als Anbieterinnen von 2.961 Veranstaltungen. Eine "Lange Nacht" gibt es auch in Südtirol, Tschechien, in der Slowakei und Estland sowie in fünf Kantonen der Schweiz.
Ihm falle es schwer, auch der Programmfülle einzelne Highlights herauszuheben, so Schutzki. Besonders erwähnte er jedoch den erstmals im Programm aufscheinenden Schauplatz Seestadt Aspern in Wien-Donaustadt, wo im neuen Stadtentwicklungsgebiet ein "Campus der Religionen" entsteht. In der dortigen katholischen Pfarre St. Edith Stein beginnt das Programm in Kooperation mit dem Stadtteilmanagement bereits um 13 Uhr. Bis 23 Uhr gibt es dann zahlreiche Events wie "Eine gute Nachbarschaft macht 'seelig'", ein Podium zum Thema "Macht heiraten glücklich?" oder einer spätabendlichen "Licht-Wanderung".
Zwei Tage vor den EU-Wahlen am 26. Mai finden sich laut Schutzkis auch viele europabezogene Programmpunkte: In der Schottenkirche diskutieren der evangelische Bischof Michael Bünker, der frühere Präsident des Deutschen Bundestags, Wolfgang Thierse, und der die Österreichische Bischofskonferenz in Brüssel vertretende Michael Kuhn ab 21.15 Uhr unter dem Titel "Läuft die Gesellschaft aus dem Ruder?" über aktuelle extremistische Strömungen. In der Klosterneuburger Piu-Parsch-Kirche St. Gertrud sprechen der EU-Abgeordnete Othmar Karas und die Theologin Regina Polak über "30 Jahre danach! - kommen Mauern wieder?" (19 Uhr). "Wieviel EU braucht Europa?" lautet die Leitfrage einer Debatte mit Parteienvertretern um 21.15 Uhr in der Wiener Franziskanerkirche; in der Jugendkirche St. Florian lautet der Leitsatz gerade für ein jungen Publikum "EU geht mich an" (18 Uhr).
Im Albert-Schweitzer-Haus in Wien steht die "Lange Nacht" ganz im Zeichen von Migranten und Flüchtlingen, deren sonst oft überhörte "Lebens- und Fluchtgeschichten" eine Raum bekommen sollen, wie der angehende Pfarrer Johannes Modeß von der Evangelischen Hochschulgemeinde betonte. Er gestaltet gemeinsam mit dem aus Afghanistan geflohenen Habib Khawadi um 18 Uhr ein literarisches Duett, das mit Musik von Angehörigen der Roma ("Brahms meets Gipsy Swing") umrahmt wird. Ebenfalls im Schweitzer-Haus vertreten ist das mit Flüchtlingsfragen befasste ICMPD; Lukas Gehrke und Veronika Bilger widmen sich ab 19 Uhr u.a. der Frage "Wieviel Diversität verträgt der gesellschaftlichen Zusammenhalt und haben Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft Grenzen?" und wollen dabei, wie ICMPD-Sprecher Bernhard Schragl beim Pressefrühstück betonte, der gegenwärtigen "überhitzten, populistischen Diskussion" Fakten entgegenhalten.
Im "Club Stephansplatz 4" steht in der "Langen Nacht" die auf Hochtouren laufende Renovierung der seit 30 Jahren unbespielten Riesenorgel im Stephansdom im Mittelpunkt einer Fotoausstellung. Domkapellmeister Markus Landerer informierte beim Pressegespräch über Details der 3,2 Millionen Euro teuren Wiederinstandsetzung, die u.a. mit verschiedenen Sponsoring-Varianten des Vereins "Unser Stephansdom" finanziert wird. "Die Langer Nacht soll Botschafterin sein für dieses Herzensprojekt", so Landerer.
Weitere Highlight in Wien: Mit prominenten Studiogästen wie Bürgermeister Michael Ludwig und Mitwirkenden der "Langen Nacht" wie Dompfarrer Toni Faber und Frauenorden-Präsidentin Sr. Beatrix Mayerhofer ist "radio klassik Stephansdom", der Sender der Erzdiözese Wien, bei dem Großevent vertreten. Berichtet wird live aus dem eigens eingerichteten Sonderstudio im Zwettlerhof am Stephansplatz. Das "Dom Museum Wien" stellt dafür das ebenerdig zugängliche "Dom Atelier" zur Verfügung. Um 18 Uhr, nachdem die Kirchenglocken die "Lange Nacht" eingeläutet haben, sorgt Stargeiger Yury Revich auf seiner Stradivari für einen musikalischen Eröffnungsgruß, der wie das restliche Programm im Raum Wien auf UKW 107,5 und in Graz auf UKW 94,2 zu empfangen ist.
Revich ist danach auch als Interview-Gast angekündigt, ebenso Staatsopernsopranistin Olga Bezsmertna, der Wiener Bischofsvikar Dariusz Schutzki vom Organisationsteam der "Langen Nacht der Kirchen" und die evangelische Pfarrerin, Psychotherapeutin und Autorin Rotraud Perner. Auch der Theologe und Sekretär von Kardinal Christoph Schönborn, Hubert Philipp Weber, der zuvor einen der beliebten Crash-Kurse bei den "Theologischen Kursen" gehalten hat, soll im "radio klassik Stephansdom" zu Wort kommen.
Durch die Livesendung führen Musikchefin Ursula Magnes und Redaktionsleiter Stefan Hauser. Die Musikauswahl der Sendung nimmt Bezug auf das vielfältige musikalische Programm der diesjährigen "Langen Nacht". Laufende Programmhinweise auf die Veranstaltungen in den Pfarren und christlichen Einrichtungen, Gewinnspiele und eine Live-Schaltung nach Graz ergänzen die Sendung. Chefredakteur Christoph Wellner führt Interessierte um 19 und 20 Uhr durch die Originalstudios in der Singerstraße 7. (Anmeldung per E-Mail unter info@radioklassik.at)
"Leiwand hot da Scheff d' Wööd gmocht": So hört sich laut dem Wiener evangelischen Religionspädagogen und Buchautor Roland Kadan die Schöpfungserzählung aus dem Buch Genesis in Wiener Mundart an. Im Rahmen der "Langen Nacht der Kirchen" liest er im Bibelzentrum beim Museumsquartier (Breite Gasse 4-8/1, 1070 Wien) aus seinem bereits zweiten Band mit Geschichten aus dem Alten Testament auf Wienerisch, "Da Josef und seine Briada". Bereits 2017 erschien "Da David und sei Pantscherl". Das Bibelzentrum verspricht einen "gemütlichen Heurigenabend mit Tiefgang" ab 22 Uhr.
Die Dialektübertragungen wie "Die Susanna & die zwaa, de wos gspechtlt hobm" aus dem Buch Daniel oder der Psalm 23 "Da Scheff is mei Herrl" lassen Bibeltexte in einem neuen Licht erscheinen und werden für so manches Schmunzeln sorgen - ein Rezept, das sich bereits beim Klassiker "Da Jesus und seine Hawara" (1971) von Wolfgang Teuschl bewährte. Dazwischen erklingen von Marlis Birkner interpretierte österreichische Mundartlieder, auch für das leibliche Wohl ist mit Bauernbrot, Aufstrichen und Wein gesorgt. Wer sein Bibelwissen testen will, kann u.a. Roland Kadans Buch und Wiener Spezialitäten gewinnen.