Junge Gäste bei der Langen Nacht der Kirchen.
Junge Gäste bei der Langen Nacht der Kirchen.
Nächste "Lange Nacht" am 5. Juni 2020.
Rund 360.000 Menschen haben am Freitag, 24. Mai 2019 an der 15. "Langen Nacht der Kirchen" teilgenommen. Dies teilten die Organisatoren am Abend in einer Aussendung mit. Rund 800 Kirchen, Klöstern und Pfarrzentren zwischen Boden- und Neusiedlersee hielten teils bis in die späten Nachtstunden hinein offen. Besucher konnten aus einem bunten Programm-Mix aus Musik, Gebet, Film, Kirchenführungen und Ausstellungen sowie Lesungen und Diskussionen wählen. An der "Langen Nacht" beteiligten sich alle 16 im Ökumenischen Rat vertretenen christlichen Kirchen in Österreich. Ein gemeinsames Glockengeläut der teilnehmenden Gotteshäuser läutete die insgesamt rund 3.000 Einzelveranstaltungen der Kirchennacht ein.
Allein in Wien begaben sich geschätzte 155.000 Besucher auf Entdeckungsreise durch die 190 teilnehmenden Kirchen. In ganz Österreich - 2019 beteiligen sich alle Diözesen an der wählen. 700 Kirchenräume verschiedener christlicher Konfessionen wurden Schauplatz für eine bunte Vielfalt an Veranstaltungen: u.a. gab es fast 600 Führungen, mehr als 1.000 Konzerte, 100 gesellschaftspolitische Diskussionen, fast 300 Programmpunkte für Kinder und 800 spirituelle Angebote.
Besonders großer Andrang herrschte in der Wiener Innenstadt. Hauptbesuchermagnet in der Wiener City war einmal mehr der Stephansdom u.a. mit der beeindruckenden "Sky of Stones"-Installation des Künstlers Peter Baldinger. Besonders viele Besucher lockten auch die zahlreichen Konzerten und die in vielen Pfarren angebotenen Kirchturmbesteigungen und Führungen zu für Kirchenbesucher normalerweise nicht zugänglichen Orte wie Sakristeien und Krypten.
Erneut stand die "Lange Nacht der Kirchen" in Wien auch im Zeichen der verfolgten Christen weltweit. So führte ein Schweigemarsch für die Opfer religiöser Gewalt und Verfolgung durch die Innenstadt. Zwei Tage vor den EU-Wahlen fanden sich auch viele europabezogene Programmpunkte: In der Wiener Schottenkirche diskutierten beispielsweise der evangelische Bischof Michael Bünker und der ehemalige Deutsche Bundestags-Präsident Wolfgang Thierse.
Der Wiener katholische Bischofsvikar Dariusz Schutzki kündigte noch in der Nacht die nächsten "Langen Nacht der Kirchen" für den 5. Juni 2020 an. Für Schutzki ist die "Lange Nacht der Kirchen" nach 15 Jahren "erwachsen" geworden, wie er im "Kathpress"-Resümee sagte. Er habe heuer bei seinen Besuchen zum einen die Diskussion vieler ernster Themen erlebt, die einfach der aktuellen gesellschaftspolitischen Großwetterlage geschuldet sind. Schutzki dazu wörtlich: Die Menschen sehnen sich nach Orientierung und Halt. Und das finden sie in der Kirche." Zum anderen "ist in der Kirche immer auch Freiheit und fröhliche Gelassenheit spürbar".
Schutzki würdigte auch einmal mehr das Engagement vieler tausender Ehrenamtlicher, die schon Monate vor der Veranstaltung mit den Planungsarbeiten für die Lange Nacht der Kirchen begonnen hatten.
Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ist vom Angebot der "Langen Nacht der Kirchen" höchst angetan. Das vielfältige Programm biete eine ausgezeichnete Gelegenheit, neue Zugänge zu Kirche, Glaube, Spiritualität zu gewinnen, sagte Ludwig im Interview mit "radio klassik Stephansdom" am Freitagabend. In besonderer Weise würdigte er auch den ökumenischen Charakter der Aktion. "Dass man über die eigenen Kirchengrenzen hinweg schaut, zusammenkommt und zusammenarbeitet, dafür steht auch Wien." Der Bürgermeister betonte das Bemühen von Seiten der Stadt, mit allen Kirchen und Religionsgemeinschaften ein gutes Verhältnis zu pflegen.
Ludwig wies in diesem Zusammenhang auch auf den Campus der Religionen in der Seestadt Aspern hin. Im dem neuen Stadtviertel im 22. Wiener Gemeindebezirk Donaustadt sollen bis 2028 Wohnraum und Arbeitsplätze für 20.000 Menschen entstehen. Mitten in der Seestadt ist ein Grundstück für die Präsenz der verschiedenen Religionsgemeinschaften vorgesehen - der "Campus der Religionen". Beteiligt an diesem Projekt sind die römisch-katholische, die evangelische, orthodoxe und neuapostolische Kirche sowie die Israelitische Kultusgemeinde, die Islamische Glaubensgemeinschaft, die Buddhistische Religionsgemeinschaft sowie die Gemeinde der Sikhs.
Das Projekt sei auch international einzigartig, betonte Bürgermeister Ludwig: "Wenn in anderen Teilen der Welt Religionen für Konflikte missbraucht werden, zeigen wir, dass das in Wien anders ist. Wir wollen nicht nur nebeneinander leben sondern miteinander, wir wollen gemeinsame soziale Projekte umsetzen und voneinander lernen."