Tausend Vor-Ort-Veranstaltungen und insgesamt fast 150 Streamings und Videos erwarteten die Besucher.
Tausend Vor-Ort-Veranstaltungen und insgesamt fast 150 Streamings und Videos erwarteten die Besucher.
400 Kirchen in fast ganz Österreich beteiligten sich an ökumenischer Großveranstaltung. Verantwortliche ziehen durchwegs positive Bilanz.
400 Kirchen in fast ganz Österreich beteiligten sich am Freitag an der bereits 16. "Langen Nacht der Kirchen". Die Verantwortlichen aus den einzelnen Diözesen zogen dabei durchwegs ein positives Resümee. Teilweise waren die Veranstaltung vor Ort zugänglich, teilweise nur online verfolgbar. Tausend Vor-Ort-Veranstaltungen und insgesamt fast 150 Streamings und Videos erwarteten die Besucher. Ein Schwerpunkt der Veranstaltungen war das Thema Schöpfungsverantwortung. Besucherzahlen wurden keine genannt, die Kirchenvertreterinnen und -vertreter zeigten sich aber jedenfalls mit dem Verlauf der ökumenischen Großveranstaltung sehr zufrieden.
Von einer "Langen Nacht der Lebensfreude und Begegnung" war etwa in einer Aussendung der Diözese Linz zu lesen. An knapp 60 Orten in ganz Oberösterreich erwarteten die zahlreichen Besucherinnen und Besucher bei knapp 130 Veranstaltungen Stunden der Inspiration, Begegnung und Muße.
"Dass die 'Lange Nacht' unter diesen erschwerten Bedingungen stattfinden konnte, ist hunderten Ehrenamtlichen in Oberösterreichs Pfarren zu verdanken. Und die Mühe hat sich gelohnt", so Projektleiterin Maria Krone: "Es wurde spürbar, dass viele sich schon sehr auf die 'Lange Nacht der Kirchen' gefreut hatten und gerne dabei waren. Die Kirchenräume waren gut besucht und auch die Aktionen im öffentlichen Raum wurden sehr gut angenommen." Auch das Wetter war der "Langen Nacht" wohlgesonnen und ermöglichte ein abendliches Flanieren im Trockenen.
In der Erzdiözese Wien beteiligten sich 137 Kirchen an der "Langen Nacht". Neben den geöffneten Kirchen sah das Programm auch mehrere Live-Streams vor. U.a. gab es Gespräche mit Kardinal Christoph Schönborn und P. Anselm Grün. Letzterer gab Tipps für den Umgang mit aktuellen Themen wie der Unplanbarkeit und den Chancen, die sich durch Corona ergeben haben. "Sich selber aushalten zu können und eine richtige Mischung zwischen Nähe und Distanz zu finden, ist gerade in einer Krise wichtig" so der Ordensmann.
Der evangelische Superintendent Matthias Geist wies darauf hin, dass "echte Begegnungen auch in digitaler Form möglich sind, die Krise hat uns die Chance gegeben, neue Kommunikationsformen auch in unserer Arbeit zu integrieren, und zeigt sich auch in den vielen digitalen Angeboten der 'Langen Nacht der Kirchen'."
In einer lockeren Plauderei sprachen Dompfarrer Toni Faber und der Kabarettist Klaus Eckel "über Gott, Corona und die Welt": Was in der Lockdown-Zeit fehlte, ist vor allem Geselligkeit - das betrifft die Kirche genauso wie das Kabarett.
Überhaupt fanden die beiden einige Parallelen. Beiden tut es etwa gut, wenn sie sich selber nicht ganz ernst nehmen - besonders, wenn sie einmal - z.B. in einem Interview - danebengreifen. Und beide versuchen, dem Leben zu dienen - jeder auf seine Weise, jeder auf seiner "Bühne".
Auftakt der "Langen Nacht" in Linz war das ökumenische Abendgebet im Linzer Dom mit Vertretern der neun christlichen Kirchen in Oberösterreich: u.a. mit Bischof Manfred Scheuer, Superintendent Gerold Lehner, Pastor Martin Obermeir-Siegrist (Evangelisch-methodistische Kirche), Erzpriester Dragan Micic (Serbisch-orthodoxe Kirche), Pfarrer Youannes Abousif (Koptisch-orthodoxe Kirche), Pfarrer Sorin Bugner (Rumänisch-orthodoxe Kirche), Pfarrer Samuel Ebner (Altkatholische Kirche) und Christoph Gidl (Baptistengemeinde).
Die Feier des Abendgebets am Beginn der "Langen Nacht" erinnere daran, dass alle Christen als "Gemeinschaft der Glieder am Leib Christi" verbunden seien. Niemand brauche allein Licht in die Dunkelheit zu bringen. Gemeinsam seien die Christen dazu berufen, die Liebe Gottes in der Welt zu verkörpern, so Pastor Obermeir-Siegrist in seiner Predigt.
Die Kirchen in Linz präsentierten sich als offene Räume für Stille, Gebet und Klang, in denen etwa spirituelle Impulse in textlich-musikalischer Form und Denkanstöße zu sozialen Themen angeboten wurden. Die "Lange Nacht" wurde aber auch im öffentlichen Raum erlebbar. Tanzfreudige kamen etwa auf dem Martin-Luther-Platz auf ihre Kosten und tanzten mit Begeisterung die "Jerusalema Challenge". Klassische und jazzige Klänge waren vom Kirchturm der Ursulinenkirche zu hören.
Über Linz hinaus beteiligten sich viele Pfarren in Oberösterreich an der Initiative und auch Stifte und Klöster gehörten zu den Schauplätzen. Im Augustiner-Chorherrenstift St. Florian lud ein meditativ gestaltetes Gebet mit Beichtgelegenheit zur Andacht ein; im Benediktinerstift Lambach fand ein Orgelkonzert statt.
Ein zufriedenes Resümee zog man auch in der Steiermark. Gertraud Schaller-Pressler, Leiterin der "Langen Nacht" in der Diözese Graz-Seckau, sprach in einer Aussendung von einem "herzlichen Lebenszeichen der christlichen Kirchen". "Schon ein erster Blick in die Fülle der virtuellen Beiträge so vieler Pfarren und kirchlicher Einrichtungen lässt in mir große Freude aufkommen, wie Kirche sich eben auch so lebendig, spirituell und zugleich lebensfroh und künstlerisch mit hoher Qualität zeigen kann", zeigte sich auch Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz, Vorsitzender des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark, angetan.
Bischof Wilhelm Krautwaschl hatte für die Lange Nacht der Kirchen ein Video gedreht, um den restaurierten Grazer Dom vorzustellen. Weitere kunsthistorische Einblicke gab es online in die Antoniuskirche und das neue Volkskundemuseum, in die Schutzengelkirche und in die Leechkirche. "Wie geht Klima-Kultur-Wandel?" - Dieser Frage ging die Katholische Hochschulgemeinde Graz in einer Diskussion im neuen Klima-Kultur-Pavillon am Grazer Freiheitsplatz nach. Die Katholisch-Theologische Fakultät widmete vier Beiträge dem Thema Schöpfungsverantwortung.
Viele der Videos der "Langen Nacht", die auf dem Portal "video.langenachtderkirchen.at" abrufbar sind, bleiben auch noch länger online: von biblischen Erzählungen und dem (Lichter-)Labyrinth bis zur "Bienensprache", fachkundig von einem Imkermeister erklärt; von Kinder- und Jugendchören über Marienlieder und Orgelmusik bis zum "Abendlob" der Franziskanerinnen, einer Jazzmesse und einem "Gottesdienst mit allen Sinnen" für Menschen mit Demenzerkrankung und deren Angehörige.
In Kärnten fand die "Lange Nacht" an 60 Orten mit insgesamt 160 Programmpunkten statt. "Nach der langen Zeit der Kontakteinschränkungen war es heuer besonders berührend, mit welcher Freude die BesucherInnen zu den Veranstaltungen gekommen sind", so Iris Binder, Projektreferentin der "Langen Nacht" in Kärnten in einer Aussendung. Es gehe gerade jetzt in besonderer Weise darum, so Binder, "wieder neu hinzuhören auf das, was die Menschen bewegt, welche Sorgen und Ängste oder Wünsche sie haben, und was wir als Kirche dazu beitragen können".
In der Diözese St. Pölten waren 45 Kirchen an der "Langen Nacht" beteiligt. "Die Verantwortlichen der Kirchen haben die kurzfristigen Corona-Verordnungen sehr gut umgesetzt. In einem kleineren Rahmen war trotzdem ein vielfältiges Programm möglich", bilanzierte Michael Scholz, Projektleiter der "Langen Nacht" in der Diözese St. Pölten.
Viele Kirchen setzten sich mit dem Thema Schöpfungsverantwortung auf unterschiedliche Weise auseinander; so zum Beispiel in St. Johannes Kapistran in St. Pölten, wo Felix Röper - bekannt durch den Eröffnungstanz mit seiner Partnerin beim Opernball im Februar 2018 - zu Johann Sebastian Bach´s berühmter Toccata gespielt von Domorganist Ludwig Lusser tanzte. Umrahmt wurde dieser Tanz durch Bilder, die im Religionsunterricht von Kindern gemalt wurden. Sie brachten alles, was in letzter Zeit so schwer für die Schülerinnen und Schüler war, zum Ausdruck unter dem Thema "O Lord, hear my prayer!"
Bischof Alois Schwarz hatte dazu eingeladen, die vielen offenen Kirchen zu besuchen: "Entdecken wir die Wohltat dieser nächtlichen Auszeit vom Alltag, die uns und der Schöpfung eine notwendige Verschnaufpause verschafft", so der Bischof wörtlich.
In der Erzdiözese Salzburg präsentiert sich die "Lange Nacht" angesichts der Pandemie-Beschränkungen als mehrstündige digitale Veranstaltung - mit analogen "Lichtblicken", die Kirchtürme der Innenstadt wurden während des Abends beleuchtet. Via Livestream verfolgten zahlreiche Interessierte ein Programm unter dem Motto "Achtung Welt" mit kulturellen Highlights, Liedern der Soul- und Pop-Sängerin Maddy Rose und gesellschaftspolitisch brisanten Diskussionen. Insgesamt habe man einen weiteren Schritt in der Entwicklung der "Lange Nacht der Kirchen" gemacht, war Projektkoordinator Johannes Wiedecke zufrieden.
Ein Highlight des Abends: Die deutsche Lyrikerin und Bachmannpreisträgerin Nora Gomringer las aus ihrem Band "Die Gottesanbieterin" und diskutierte mit der Salzburger Nachwuchspoetin Helene Ziegler über Literatur, Poetry Slam, Meinungsmache, aber auch ihren Glauben. Sie habe in jungen Jahren durch den Priester ihrer Heimatgemeinde "die Erfahrung gemacht, Kirche ist immer für mich da", erzählte die heute in Bamberg lebende Gomringer. Die Rede über und von Gott müsse auch in einer Anfrage an ihn und an den eigenen Glauben passieren, so die Lyrikerin: "Wie fest ist meine Burg, wie tief ist mein Glaube. Diese Fragen müssen wir uns stellen".
Wie die Gesellschaft im Ganzen und jeder Einzelne dem Klimawandel entgegenwirken kann, war Thema eines digitalen Klimatalks. "Der Zug, mit dem wir als einzelne Konsumenten alles umdrehen könnten, ist abgefahren. Wir brauchen jetzt die großen Lösungen der Politik", meinte etwa der Umweltpsychologe Sebastian Seebauer.
In über den Abend verteilten Botschaften von Salzburger Kirchenvertretern hob der altkatholische Pfarrer Martin Eisenbraun hob die soziale wie ökologische Verantwortung der Christen hervor. Er betonte u.a. das kirchliche Engagement für Menschen auf der Flucht. Seine Kirche habe beispielsweise 2015 mitgeholfen, die Flüchtlingskrise zu meistern und man würde auch jetzt gerne mithelfen, Flüchtlingen aufzunehmen. Eisenbrauch verwies in diesem Zusammenhang auf die Plattform für Menschenrechte und ihre Initiative "Salzburg hat Platz". "Der Himmel ist dort, wo wir dazu beitragen, dass es allen Menschen gut geht", so Eisenbraun.
Auch die methodistische Salzburger Pfarrerin Dorothee Büürma hob in ihren Ausführungen hervor, dass der Einsatz für soziale Gerechtigkeit ganz tief in der Methodistischen Kirche verwurzelt sei. Die Methodistische Kirche feiert heuer ihr 150-jähriges Bestehen in Österreich.
Wie der evangelische Pfarrer Tilmann Knopf und die evangelische Pfarrerin Barbara Wiedermann betonten, sei die Achtsamkeit für die Mitmenschen wie auch für die Schöpfung dem Christentum in die Wiege gelegt. Dem versuche auch die Evangelische Kirche auf vielfältige Weise gerecht zu werden. Auch die beiden orthodoxen Pfarrer Dragan Eric (serbisch-orthodox) und Dumitru Viezuianu (rumänisch-orthodox) unterstrichen u.a. die Verantwortung des Menschen für die Schöpfung.
Die Römisch-katholische, Evangelische, Serbisch-orthodoxe und heuer erstmals die Neuapostolische Kirche öffneten in Tirol die Kirchentüren um boten zahlreichen Besuchern ein buntes Programm. "Es war zu spüren, dass die Menschen wieder raus wollen. Mancherorts war es sogar ein wenig schwierig, sich zu entscheiden. Man hatte ja die Wahl aus zahlreichen Programmpunkten", so die neue Koordinatorin der "Langen Nacht" in der Diözese Innsbruck, Sabine Musenbichler. Insgesamt nahmen rund 40 Kirchen, Klöster, Kapellen und kirchliche Einrichtungen mit rund 80 Veranstaltungen teil.
Angesichts der Corona-Pandemie sei die Öffnung ein "hoffnungsvolles Zeichen", so Bischof Hermann Glettler. Man solle merken: "Kirche lebt ihre Gastfreundschaft!" Die Kirchenräume seien keine Vereinslokale, sondern "stehen allen Menschen offen - auch denen, die jetzt offiziell keinen Bezug mehr zur Kirche haben oder die sich vielleicht sogar als nicht glaubend bezeichnen würden", betonte der Bischof: Die Kirche sei ein "Ort des Ankommens, auch des Gebets".
Vom ökumenischen Start um 18 Uhr im Dom zu St. Jakob bis hin zur zeitgenössischen Kunst anlässlich des Petrus Canisius Jahres und der geöffneten serbisch-orthodoxen Kirche spannte sich das Programm in Innsbruck. Großer Beliebtheit erfreute sich die Kanzelpredigt von Józef Niewiadomski in der Innsbrucker Jesuitenkirche.
Die Serbisch-orthodoxe-Kirche begrüßte dieses Jahr zum ersten Mal in ihrer neuen Kirche in der Maximilianstraße in Innsbruck die Besucher. Es bestand die Möglichkeit die Kirche zu erkunden, die Ikonenausstellung zu besuchen und mit Vertretern der Kirchengemeinde ins Gespräch zu kommen.
Auch in Vorarlberg war die "Lange Nacht" nicht zu überhören. In Bludenz erwartete die Besucher beispielsweise der Klanghimmel, 18 Glocken von acht Türmen, teils über 500 Jahre alt ertönten zu einem Glockenkonzert, einem einzigartigen Klangmeer. 46 Kirchen boten landesweit 184 Veranstaltungen.
Nach dem schon traditionellen Auftakt im Dom, bei dem die "Lange Nacht" mit einem ökumenischen Gebet eröffnet wurde, galt es landauf und landab viele kleine Highlights zu entdecken. Das konnte ein besonders in Szene gesetzter Kirchenraum ebenso gut sein, wie eine Entdeckungstour durch die eigene Pfarre. Eine besondere Attraktion war etwa das Lichterlabyrinth vor der Pfarrkirche in Sulz.
Alle Infos: www.langenachtderkirchen.at