In unserer Zeit, in der nicht nur sehr viele Menschen das Wort »Gott« vollkommen gedankenlos verwenden, sondern sogar entsetzliche Verbrechen »in Namen Gottes« begangen werden, zeigt sich die ungebrochene Aktualität dieses Gebotes.
In unserer Zeit, in der nicht nur sehr viele Menschen das Wort »Gott« vollkommen gedankenlos verwenden, sondern sogar entsetzliche Verbrechen »in Namen Gottes« begangen werden, zeigt sich die ungebrochene Aktualität dieses Gebotes.
Zweites Gebot. »Du sollst den Namen JHWHs, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn JHWH lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.« (Ex 20,7/Dtn 5,11)
Ein Kommenatar von Oliver Achilles, von den Theologischen Kursen, Universität Salzburg, Fachbereich Praktische Theologie, Moraltheologie und Spirituelle Theologie.
Historisch gesehen liegt der Ursprung dieses Gebotes im kultisch-rechtlichen Bereich. So beantwortet Gott in Ps 24,4 die Frage, wer seinen Heiligen Berg betreten darf: »Derjenige der nicht meine Lebenskraft zu Rechtsbetrug nutzt und nicht betrügerisch schwört.« Was der Alttestamentler Eckart Otto hier als »zum Rechtsbetrug nutzen« übersetzt hat, ist dasselbe hebräische Verb, das auch im zweiten Gebot gebraucht wird. Der HERR soll nicht zum Zeugen einer Falschaussage gemacht werden, die insbesondere im Rechtsstreit schlimme Folgen haben kann.
Jesus greift dieses Gebot in seiner Verkündigung auf und legt es radikal aus: Er verbietet das Schwören überhaupt – er erlaubt nicht einmal, an Stelle des Gottes Namens einen anderen Ausdruck einzusetzen, der ein Gott zum Zeugen anrufen ermöglichen könnte (Mt 5,33-37; Jak 5,12). Dieses Verbot ist Ausdruck der Haltung Jesu, die in der ersten Bitte im Vaterunser deutlich wird: »Geheiligt werde Dein Name« (Mt 6,15; Lk 11,15)
Der Namen, der geheiligt werden soll, ist im biblischen Kontext das bekannte »Tetragramm« (gr. = aus vier Buchstaben geschrieben) JHWH. Mose erfährt am brennenden Dornbusch: »das ist meinen Namen in Ewigkeit« (Ex 3, 15). Um der Heiligung dieses Namens willen und aus Ehrfurcht wählte die jüdische Tradition einen ähnlichen Weg wie Jesus mit seinem Schwurverbot: der Namen wird nicht ausgesprochen, sondern an seiner Stelle adonaj (= Herr) bzw. haschem (= der Namen) gesagt. Das Christentum übernahm diesen Brauch und verwendete den griechischen Ausdruck kyrios bzw. das lateinische Äquivalent dominus. Beide Worten bedeuten »Herr«.
Bereits in den Handschriften der Bibel findet sich im Alten wie im Neuen Testament der Brauch, das Tetragramm bzw. den Ausdruck Kyrios besonders hervorzuheben. Man spricht in diesem Zusammenhang von den nomina sacra – den heiligen Namen. Sie sind, entsprechende dem Alter der Handschriften, eines der ältesten Zeugnisse für die Verehrung des Heiligen Namens Gottes.
In unserer Zeit, in der nicht nur sehr viele Menschen das Wort »Gott« vollkommen gedankenlos verwenden, sondern sogar entsetzliche Verbrechen »in Namen Gottes« begangen werden, zeigt sich die ungebrochene Aktualität dieses Gebotes. Der 1878 in Wien geborene jüdische Gelehrte Martin Buber hat das 1923 so zum Ausdruck gebracht, als er über das Wort »Gott« schrieb:
"Ja", sagte ich, "es ist das beladenste aller Menschenworte. Keins ist so besudelt, so zerfetzt worden. (...) Die Geschlechter der Menschen mit ihren Religionsparteiungen haben das Wort zerrissen; sie haben dafür getötet und sind dafür gestorben; es trägt ihrer aller Fingerspur und ihrer aller Blut. (...) Wir können das Wort 'Gott' nicht reinwaschen, und wir können es nicht ganzmachen; aber wir können es, befleckt und zerfetzt wie es ist, vom Boden erheben und aufrichten über einer Stunde großer Sorge." (Gottesfinsternis, S. 508 f.)
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Die zehn Gebote - eine Einleitung
1. Gebot: Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und ihm dienen
2. Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren
3. Gebot: Du sollst den Tag des Herrn heiligen
4. Gebot: Du sollst Vater und Mutter ehren
5. Gebot: Du sollst nicht töten
6. Gebot: Du sollst nicht die Ehe brechen
7. Gebot: Du sollst nicht stehlen
8. Gebot: Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen
9. und 10. Gebot: Begehren
Über den Autor:
Mag. Oliver ACHILLES hat in Bonn, Tübingen und Wien Katholische Theologie studiert und war fast 20 Jahre lang als Pastoral- und Pfarrassistent in der Erzdiözese Wien tätig. Seit 2008 ist er als wissenschaftlicher Assistent bei den THEOLOGISCHEN KURSEN tätig und lehrt Altes und Neues Testament. Als Bibliker geht es ihm um eine Auslegung der Heiligen Schrift "die Gottes würdig ist" (Origenes) - und die sich im Leben bewähren kann.
Weiterführende Literatur zu den 10 Geboten |
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