Knochenreliquie der heiligen Theresia vom Kinde Jesu (Thérèse von Lisieux).
Knochenreliquie der heiligen Theresia vom Kinde Jesu (Thérèse von Lisieux).
Seit Jahrhunderten sind kunstvoll gefasste Knochensplitter Gegenstand frommer Verehrung. Aber passt das in die heutige Zeit?
Unter dem Motto „Mit Thérèse Christus begegnen“ war in den letzten zwei Wochen der Reliquienschrein der heiligen Thérèse von Lisieux durch Österreich unterwegs.
Auf der vom Theresienwerk Augsburg organisierten Tour machten die Gebeine der 1897 verstorbenen französischen Karmelitin und Kirchenlehrerin in mehreren Domkirchen, Pfarren und Karmelklöstern im ganzen Land Station, so auch in der Karmelitenkirche in Wien-Döbling.
Häufig stellt sich die Frage, ob denn die Reliquien- bzw. Heiligenverehrung noch zeitgemäß sei.
„Das kann ich nur bejahen“, so Bruder Erwin Rathkolb FSC, der Beauftragte des Wiener Erzbischofs für die Prüfung und Siegelung von Reliquien.
Nach alter Tradition würden noch heute bei der Altarweihe Reliquien unter dem feststehenden Altar beigesetzt.
„Die Menschen sind verstärkt in dieser sich ständig ändernden Welt auf der Suche. Die Heiligen sind unsere Ansprechpartner, Begleiter und Fürsprecher vor Gott. Sie stehen uns zur Seite, viele Menschen spüren ihren Schutz“, sagt Bruder Erwin.
Man erinnere sich bei der Verehrung nicht nur an die Toten, sondern erhoffe, von ihnen Segen zu bekommen. „Auch viele Priester und Ordensleute rücken die Heiligen wieder in ihre Mitte“, beobachtet der diözesane Reliquiensachverständige.
„Viele haben die Erfahrung gemacht, dass Thérèse wirklich und oft überraschend hilft, Papst Franziskus ist dafür ein besonderer Zeuge. Ich selber durfte immer wieder ihre Hilfe erfahren“, berichtet Kardinal Christoph Schönborn.
Dass es gute Praxis ist, mittels Reliquien Zugang zu den Heiligen zu finden, sagt auch das Zweite Vatikanum und formuliert sorgfältig: „Die Heiligen werden in der Kirche gemäß der Überlieferung verehrt, ihre echten Reliquien und ihre Bilder in Ehren gehalten.“ (SC 111)