Nichts, was in die religiöse Erziehung von Kindern investiert wird, ist umsonst. Es ist wie ein Samen, den Angehörige an einer Stelle im Leben aufkeimen lassen können, der dann in späteren Situationen wichtig und hilfreich wird.
Nichts, was in die religiöse Erziehung von Kindern investiert wird, ist umsonst. Es ist wie ein Samen, den Angehörige an einer Stelle im Leben aufkeimen lassen können, der dann in späteren Situationen wichtig und hilfreich wird.
Interview mit Univ.-Prof. Dr. Albert Biesinge, Professor für Religionspädagogik, Kerygmatik und Kirchliche Erwachsenenbildung an der Universität Tübingen.
Haben Eltern heutzutage überhaupt (noch) religiöse Kompetenz?
Biesinger: Eltern sind – wie andere Menschen auch – individuell so verschieden, dass man lediglich Trends angeben kann. Die Zahl der Eltern, die Schwierigkeiten signalisieren, ihre Kinder religiös zu begleiten, ist größer geworden.
Andererseits gibt es eine große Anzahl von Eltern, die sagen und fühlen: „So ganz ohne Gott kann es auch nicht gehen. Aber ich weiß nicht, wie es mit der religiösen Erziehung konkret gehen kann. Dann lass ich es lieber gleich.“
Wie können Eltern von der Schönheit und Freude des Glaubens erzählen lernen?
Biesinger: Man kann alles lernen. Der einfachste Weg geht über die eigene Person: „Ich mache mir manchmal Gedanken, was aus den Menschen wird, wenn sie sterben. Manchmal denke ich, ob Gott uns zuhört, wenn wir zu ihm beten.“
Rituale sind hier ein guter Ansatzpunkt.
Welche alltagstauglichen Rituale können Sie dann empfehlen?
Biesinger:
die in jeder Familie entsprechend abgewandelt realisierbar sind:
Dieses morgendliche Segnungsritual stärkt die Kommunikation zwischen den Eltern und dem Kind sowie die Kommunikation beider mit Gott.
Sie können so beten, wie es für Sie als Eltern von innen heraus stimmig ist oder wie Sie selbst früher mit Ihren Eltern gebetet haben.
Es ist gleichzeitig ein Innehalten und ein Akt des dankbaren Anvertrauens des Tages an Gott. „Was war heute schön, was war nicht so schön?“ – Aus diesem Reflexionsangebot heraus können authentische Kommunikationssituationen des Kindes direkt mit Gott entstehen (bspw. in Form von Klage- oder Bittgebeten).
Was tun, wenn sich Kinder und Jugendliche bei religiösen Themen „taub“ stellen?
Biesinger: In der Regel sind Kinder an religiösen Themen, wenn sie ihre Alltagswelt treffen, interessiert und hoch motiviert. Wenn wir sie mit ihren berechtigten Fragen alleine lassen, dann ist dies letztlich eine Verletzung ihrer Entwicklung.
Oft wollen Kinder noch nicht einmal eine konkrete Antwort, sondern vielmehr wollen sie jemanden, der ihnen zuhört und mitdenkt.
Bei Jugendlichen hingegen ist es differenzierter: Oft grenzen sie sich von den eigenen Eltern in der Pubertät ab. Sie haben dazu auch ein gutes Recht.
Pubertät ist eben auch Ablösung vom Elternhaus und wenn man die neuesten Ergebnisse der Gehirnforschung ernst nimmt, dann verändert sich ab dem Hormonschub im Stirnlappen neuronal gesehen solch Intensives, dass sich das Glaubensverständnis, dass sie als Kind hatten, ausweitet. Die Gottesbeziehung, die sich „bietet“, wird auch kritisiert.
Wie kann dann mit Jugendlichen dennoch über Gott gesprochen werden?
Biesinger: Wichtig ist, mit Jugendlichen Gott entgegenzuzweifeln. Nicht einfach sich zurückziehen, wenn der vierzehnjährige Sohn sagt: „Gott gibt es gar nicht, man kann ihn ja nicht sehen.“
Ich habe den Spieß umgedreht und zurückgefragt: „Woher weißt Du, dass es Gott nicht geben kann? Etwa nur deswegen, weil man ihn mit den heutigen Augen nicht sieht?“
Viele Jugendliche distanzieren sich erst einmal in der Pubertät und danach vom Glauben der Kirche. Viele kommen aber wieder erneut in die Nähe der Kirche, wenn sie selbst Kinder haben und sie taufen lassen.
Deswegen ist nichts, was in die religiöse Erziehung von Kindern investiert wird, umsonst.
Es ist wie ein Samen, den Angehörige an einer Stelle im Leben aufkeimen lassen können, der dann in späteren Situationen wichtig und hilfreich wird.
Univ.-Prof. Dr. Albert Biesinger
lehrte Religionspädagogik, Kerygmatik und Kirchliche Erwachsenenbildung an der Universität Tübingen.
Forum Katholischer Erwachsenenbildung Österreich
Die Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag"